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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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es.”
    “Rick, hör mir zu.” Sie streckte ihre Beine wieder aus und lehnte sich vor. “Ich weiß, dass du denkst, es könnte vielleicht gefährlich sein …”
    “Es gibt hier kein
Vielleicht
, Zoe. Was meinst du, warum dein Vater in all den Jahren nie den Versuch unternommen hat, mit dir in Kontakt zu treten?”
    “Aber wenn er doch gar nicht mehr aussieht wie Tony Marcino, wo soll denn dann das Problem sein?”
    “Sein Freund Lou ist davon überzeugt, dass Frank dich und deine Mutter weiterhin beobachten lässt.”
    “Dreißig Jahre lang?” Sie lachte. “Komm schon, Rick. Sogar ein Vendetta-Freak wie Frank Scolini würde seine Zeit nicht auf so einen Unsinn verschwenden.” Sie legte ihre Hand auf seine. “Es ist machbar, Rick. Wir können etwas arrangieren, ein Picknick auf dem Land oder so.”
    Er lächelte. “Zehn Tage vor Weihnachten?”
    “Dann gehen wir halt Eislaufen, so wie früher. Was könnte unschuldiger wirken?”
    “Warum, Zoe Foster? Schlägst du vor, dass wir so tun, als wären wir wieder verliebt? Denn wenn du das tust …” Seine Augen blitzten vergnügt. “Dann müssten wir sehr glaubwürdig wirken.”
    Mit nervösem Kribbeln im Magen fragte sie. “Was meinst du damit?”
    Er stand auf, stützte sich mit seinen Händen auf den Armlehnen ihres Sessels ab und beugte sich über sie. “Ich weiß nicht, bin aber für alle Vorschläge offen.”
    Sie spürte, wie sein Atem ihre Wange streifte. So nah, wie er ihr in diesem Moment war, konnte sie die goldenen Flecken in seinen Augen erkennen. Ein leichtes Prickeln durchzog ihren Magen. Ihr Blick wanderte zu seinem Mund, und plötzlich überkam sie das stürmische Bedürfnis, ihn zu küssen, zu schmecken, zu fühlen. Der Gedanke erregte und ängstigte sie gleichzeitig.
    Bevor sie der Versuchung nachgeben konnte, wich sie von ihm zurück und verbarg ihre Verwirrung hinter einem unsicheren Lächeln. “Warum sprichst du nicht noch einmal mit Ray und fragst, was er davon hält? Dann können wir ja weitersehen.”
    Er warf ihr einen halb amüsierten, halb ernsthaften Blick zu, bevor er sich wieder aufrichtete. “Das kann ich machen”, entgegnete er. “Wirst du heute alleine klarkommen?”
    Wenn sie Nein sagte, würde er dann bleiben? Stattdessen stand sie auf. Zusammen gingen sie zur Tür. “Mir geht es gut. Ruf mich an, sobald du mit ihm gesprochen hast.”

25. KAPITEL
    D ie Veneti-Abfallbeseitigung war überhaupt nicht mehr mit dem kleinen Familienunternehmen aus Rays Erinnerung vergleichbar. Zum einen war das Hauptgebäude abgerissen und durch ein neues, doppelt so großes ersetzt worden. Der eingezäunte Hof war auch vergrößert worden und beherbergte nun zwölf Müllwagen anstatt der drei, die Peppes Vater damals besessen hatte.
    Ray parkte seinen gemieteten Toyota auf einem Besucherparkplatz vor dem Haupteingang und ging hinein. Ein halbes Dutzend verglaster Büros, in denen einige Angestellte hochmoderne Computer bedienten, nahm die eine Seite des Raumes ein. Der Rest wurde als Garage genutzt, in der Mechaniker in blauen Overalls sich an drei Trucks zu schaffen machten, die auf den Hebebühnen standen.
    Eine weibliche Angestellte in Jeans und Sweatshirt mit der Aufschrift “Lieb mich, liebe meinen Müll” ging vorbei. Ray hielt sie an und fragte nach dem Chef.
    “Sie finden ihn in dem hinteren Büro da am Ende.” Sie deutete auf ein weiteres Glasbüro auf der anderen Seite der Halle.
    Peppe telefonierte und gestikulierte dabei noch genauso wild wie früher. Ray hatte ihn immer damit aufgezogen, dass er kein Wort mehr herausbringen würde, wenn man ihm die Arme auf dem Rücken zusammenbinden würde.
    Ray blieb außer Sichtweite stehen, glücklich, seinen alten Freund beobachten zu können. Mit neunundfünfzig war Giuseppe Veneti älter und seine Haare eine Spur grauer geworden, aber die Jahre schienen an seiner körperlichen Erscheinung spurlos vorübergegangen zu sein. Er sah noch immer aus, als ob er einen der Trucks in der Halle ganz alleine anheben könnte.
    Vielleicht spürte er, dass er beobachtet wurde, denn Peppe schaute auf, beendete das Telefonat und winkte Ray hinein. Er musterte ihn kurz von oben bis unten, bevor er ihm seine Hand anbot. “Hallo. Ich bin Peppe Veneti. Wie kann ich Ihnen helfen?”
    Ray fiel ein Stein vom Herzen. Den ersten Test hatte er bestanden. Nicht einmal der Hauch eines Wiedererkennens hatte sich in Peppes wachsamen braunen Augen gezeigt. Bevor Ray ihm die Wahrheit sagen würde, musste Peppe

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