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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hielt. Vielleicht hatten sie auch gespürt, dass ich die Antwort schon wusste, bevor die Frage ganz ausgesprochen war. Jedenfalls sahen sie ihn an und zwangen ihn damit, mir zu antworten, was ihm sichtbar schwerfiel.
    »Nein, Abby«, sagte er leise, während er seinen Gürtel viel zu eng schnallte. »Wird sie nicht, denn sie ist tot. Diesmal hat er sie umgebracht.«

7
    Es war Sonntagabend, und ich saß mit Eggy auf dem Schoß in meinem Sessel, neben mir auf dem Tischchen ein Glas Rotwein.
    Irgendwie hatte ich die Woche hinter mich gebracht, und wenn ich die Kraft gehabt hätte, hätte ich mir selber auf die Schulter geklopft. Aber ich war so müde, dass ich schon fast das Weinglas nicht mehr heben konnte.
    Ich schlief seit Tagen schlecht, träumte immer wieder von dem Postboten, und wenn ich aufwachte, hatte ich Gewissensbisse wegen der Ermordeten. Darum stand auch der Wein auf dem Tischchen neben mir, er sollte mir beim Entspannen helfen.
    Als ich am Abend des Mordes von der Wache nach Hause gefahren war, hatte ich ständig Milos Satz im Ohr gehabt: Nein, denn sie ist tot. Diesmal hat er sie umgebracht. Und noch immer hörte ich ihn diese Worte sagen.
    Ich kam nicht damit klar. Die nagenden Fragen im Hinterkopf wollten mich nicht in Ruhe lassen. Wieso hatte ich das Offensichtliche nicht gesehen? Wie hatte ich so begriffsstutzig sein können und Milo auf die falsche Fährte geleitet, sodass er Postboten überprüfte, anstatt die Poststellen? Vom jetzigen Standpunkt aus war das völlig offensichtlich - ein so eindeutiger Hinweis von meiner Intuition und ich hatte ihn falsch gedeutet. Meine Schuld drohte mich zu erdrücken.
    Milo hatte angerufen und mehrere Nachrichten hinterlassen, am Freitag, am Samstag und heute Morgen, aber ich brachte es nicht über mich, zurückzurufen. Von dem Moment an, wo ich die Hiobsbotschaft gehört hatte, war ich wie paralysiert gewesen.
    Erledigt. Finito. Ich wollte mit diesem Szenario nichts mehr zu tun haben - weil die Schuld des Irrtums mich auffraß.
    Ja, sicher, es war aufregend gewesen, bei der Lösung eines richtigen Verbrechens mitzuhelfen, aber nur so lange, bis jemand ermordet wurde. Da war ich aufgewacht, als hätte mir jemand einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet. Das war kein Spiel und kein tolles Abenteuer. Das war Ernst und dabei konnten Leute sterben.
    Die Nachrichten brachten die Geschichte der dreißig Jahre alten Mutter von drei Kindern, die brutal überfallen, vergewaltigt und zu Tode geprügelt, dann halb nackt hinter einem Müllcontainer des Postamts von Royal Oak liegen gelassen worden war. Karen Millstone war jung, begabt und hübsch gewesen und hatte alles gehabt, wofür es sich zu leben lohnt. Jetzt war sie tot und ich hatte beschlossen, die Schuld auf mich zu nehmen.
    Der Fernseher plärrte weiter, während ich meinen Wein trank und mein Verstand allmählich zur Ruhe kam, nachdem er einen Tag lang völlig durchgedreht war. Am Morgen war ich mit einem Gedanken aufgewacht, der sich nicht mehr abschütteln ließ. Er war mir ständig im Kopf herumgegangen und hatte mich von allem anderen abgelenkt. Allein die Tatsache, dass ich mich mit dieser Idee überhaupt beschäftigte, jagte mir einen mächtigen Schrecken ein. Ich überlegte, meinen Beruf an den Nagel zu hängen.
    Bevor ich meine Praxis eröffnet hatte, war ich bei einer Bank angestellt gewesen, und es war jederzeit möglich, in das alte Leben zurückzukehren, wenn mir danach war. Ich hatte sogar einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften gemacht, um meine Laufbahn etwas abwandeln zu können. Es stand mir frei, wieder die Schulbank zu drücken und einen Masterabschluss zu machen oder mich bei ein paar Banken zu bewerben und abzuwarten, was sich ergab. Ich würde viel weniger Geld verdienen, aber das Haus war fast fertig, sodass ich kein so hohes Einkommen mehr zum Leben brauchte wie zu Anfang.
    Eine neue Laufbahn würde meinen Fehlschlägen ein Ende setzen. Keine doppelsinnigen Botschaften mehr, die ich falsch entschlüsseln könnte. Keine Klienten mehr, die überfallen oder umgebracht werden. Keine Verantwortung mehr für das Wohlergehen all dieser Menschen, die Rat suchen. Das war es, was mich bei all dem am meisten beeinträchtigte. Als professionelles Medium sollte ich meine Stammkunden vor Unheil bewahren. Darum kamen sie zu mir und bisher war meine Erfolgsbilanz miserabel.
    All das, gepaart mit meinem jüngsten Desaster, so überlegte ich, sollte reichen, um mich auf die Reservebank

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