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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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dafür, dass die Esskultur hier so einen hohen Stellenwert besitzt, wundere ich mich darüber, dass ich nach rund 6 Wochen Frankreich hier und heute überhaupt noch ein Wort darüber verliere. Egal, zum Thema Kultur äußere ich mich nicht mehr. Ich habe mich mit Frankreich längst mehr als arrangiert und von Kultur verstehe ich, ehrlich gesagt, sowieso nix!
     
    Kann abschließend sagen, es war wieder ein richtig runder Tag, auch das Wetter hat Freude gemacht. Zwar blieb es nicht ganz regenfrei, aber die Sonne hatte deutlich größere Anteile. Viele Wolken, von weiß bis schwarz haben dabei den ganzen Tag für fantastisches Licht und spektakuläre Farben gesorgt. Alles, wirklich alles, ist gut im Moment. Nichts stört! Ich liebe es!
     
    By the way, mein Credential ist voll, ich brauche dringend einen neuen!
     
     

    Mein traumhaftes Quartier bei Auros
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Tag 52, Captieux - Roquefort 32 km
     
    Strahlender Sonnenschein bereits am frühen Mo rgen sorgte dafür, dass ich wie gedopt den Tag begann. Schnell gefrühstückt und dann raus, die Natur rief! Wenn ich gewusst hätte, dass dazu heute auch eine Armada an Stechmücken gehört, wahrscheinlich wäre mein Aufbruch etwas weniger euphorisch ausgefallen. Ich war bald wieder auf der alten Bahntrasse, die mich tief in einen Wald hineinführte, der zu den größten zusammenhängenden Waldflächen Europas gehören soll. Schön eigentlich, wenn nicht die vielen stehenden Gewässer und Sumpfflächen wären, die für die Moskitos ein wahres Paradies darstellen. Ich konnte noch so viel um mich schlagen, ständig hatte ich das fiese Summen der Plagegeister in den Ohren, mein Mückenschutz aus der Apotheke verfehlte seine angepriesene Wirkung völlig. Früher sind auf der Trasse D-Züge gefahren, und genau dieses Tempo wählte ich, um möglichst schnell der ständig auf Angriff programmierten Luftflotte zu entfliehen. Es muss bescheuert ausgesehen haben, wie ich mir wild fuchtelnd den Weg durch teils meterhohes Gras auf tückisch unebenem Geläuf bahnte. Hauptsache die Viecher fanden nicht die Ruhe, auf meiner Haut Platz zu nehmen, um genüsslich von meinem Blut zu saugen. Ein paar schafften es trotzdem, natürlich. Nach einer sehr lang erscheinenden Stunde erreichte ich endlich trockenes Gebiet. Ein Stück weiter öffnete sich dann der Wald für riesige Gemüsefelder, die auf voller Breite der Ackerflächen von Bewässerungskonstruktionen überspannt waren. Es dauerte jedoch nicht lange, dann verschluckte mich wieder dichter Wald, gottlob ohne lästige  Blutsauger.
     
    Nun war‘s richtig schön zu gehen, völlig gedankenleer folgte ich den schnurgeraden Waldwegen. Ein ständiges Rascheln im trockenen Laub der üppig bewachsenen Wegränder begleitete mich. Hin und wieder sah ich, wie eine kleine Eidechse vor mir ins Gebüsch huschte. Das andere Kleintier, was zweifellos da war, zeigte sich mir freilich nicht. Irgendwann passierte ich eine große Freiland-Entenfarm. Zwar leben auch diese Tiere nur, um später einmal gegessen zu werden, aber wenigstens dürfen sie ein würdiges Leben genießen, fast wie in Freiheit. Anders als die vielen armen Kreaturen, die in von Menschen als artgerecht bezeichneten Zucht- und Mastbetrieben gehalten werden, in Wirklichkeit aber qualvoll vegetieren müssen, bis der Schlächter sie erlöst. Das Propagieren eines immer größeren Fleischkonsums und damit einhergehend ein ständig weiter wachsendes Angebot sorgen dafür, dass jährlich mehr Tiere ein solches Martyrium erleiden müssen. Wirtschaftliche Interessen und der Verweis auf Arbeitsplätze reichen als Rechtfertigung hierfür vollkommen aus. Dulle Welt!
     
    Ich vergaß mal wieder die Zeit. Hatte inzwischen keine Ahnung mehr, wie weit ich bereits gegangen war und was noch vor mir lag. Dafür eröffnete sich mir mitten im Wald ein verlockendes Angebot zur Rast. Eine wunderschöne kleine Kapelle und ein angrenzender kleiner Park mit ein paar Rasenflächen ließen mich nicht zögern, dort ein Stündchen Pause zu machen. Schade, dass die Kapelle nur zwischen Juli und September an den Wochenenden für Touristen geöffnet wird. Das pilgernde Volk in der übrigen Zeit bleibt leider außen vor. Trotzdem war’s eine herrliche Oase zum Abhängen.
     
    Bevor ich zu träge werden konnte, ging ich weiter, außerdem wusste ich nicht, wie lange ich noch bis Roquefort benötigen würde. Nur kurze Zeit später kam ich an eine Wegspinne, folgte dort dem

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