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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Welle gefahren, überall war Wasser, aber irgendwie habe ich es geschafft, den Tsunami mit meinem Schiff zu durchqueren.«
    »Hatten Sie nicht wahnsinnig große Angst?«
    »Doch. Aber sehen Sie mich an. Ich habe es überlebt und mein Boot gerettet.« Kimikos Vater lächelt.
    »Ganz schön mutig«, sage ich beeindruckt. »Was für eine unglaubliche Geschichte!«
    »Ja, mein Bruder und ich sind sehr stolz auf ihn«, antwortet Kimiko, dann zeigt sie auf meine Schüssel.
    »Du solltest die Stäbchen aus dem Reis nehmen«, flüstert sie mir zu, obwohl sie weiß, dass ihre Eltern sowieso nicht verstehen, was sie sagt. »Ess- oder Räucherstäbchen steckt man nur bei einer Totenfeier in den Reis. Auf diese Art und Weise wird den Verstorbenen das Essen dargeboten.« Schnell ziehe ich die Stäbchen aus dem Reis und lege sie neben der Schüssel ab. Ich hoffe, Kimikos Eltern haben meinen Fehltritt nicht bemerkt. Als Deutsche unter Japanern kann man einfach viel zu viel falsch machen.

Lost in Translation, oder: Warum die Japaner überall ihre Schuhe wechseln
    Eine Kolumne von Dana Phillips
    Liebe Komplizinnen! Es gibt viele Gründe dafür, die Schuhe zu wechseln: Von der Tages- zur Abendgarderobe, vor dem Gang ins Sportstudio, bei einem Wetterumschwung, wegen wundgelaufener Hacken oder einfach nur aus Lust und Laune. Auch in Japan steigen die Menschen ständig von einem Paar ins nächste. Ebenfalls aus den oben genannten Gründen – aber eben nicht nur. Denn hier werden Schuhe vor allem aus gezogen. Und zwar fast immer und überall. Zu Hause schlüpft man von den Straßentretern in bequeme Pantoffeln, von denen gleich mehrere Paare für Gäste bereitstehen. Dass diese nicht immer passen – insbesondere wenn es sich um europäischen Besuch handelt, dessen Füße oftmals deutlich größer ausfallen, wird dabei völlig außer Acht gelassen. Spannend wird es, wenn sich in der Wohnung ein traditionell eingerichtetes tatami -Zimmer befindet. Hier liegen Matten aus Reisstroh, dem japanischen Teppichersatz, auf dem Boden. Den Tatami darf man nicht mit Schuhen betreten. Das hat zur Folge, dass man an der Haustür aus den Straßen- in die Hausschuhe schlüpft, nur um sie am Eingang zum Tatami-Zimmer wieder auszuziehen. Die Türschwelle markiert den Übergang von der unreinen in die reine Welt. Auch in Grundschulen werden die Schuhe gewechselt, jedes der Kinder besitzt ein paar Treter, in die es schlüpfen kann, wenn es die Straßenschuhe ausgezogen hat. Aufpassen muss man selbst in den Umkleidekabinen der großen Kaufhäuser. Manch unwissendem Kunden werden dort irritierte Blicke zugeworfen, wenn er vergisst, sich vor der Tür seiner Schuhe zu entledigen. Besonders aufpassen muss man beim Gang auf die Toilette, bei dem man natürlich die Schuhe zu tauschen hat, als Ausländer aber Gefahr läuft, zu vergessen, die WC -Schühchen hinterher wieder auszuziehen. Der Hygiene-Wahn geht sogar so weit, dass selbst Rettungssanitäter sich erst das Schuhwerk von den Füßen streifen, bevor sie sich bemühen, den Herzinfarkt-Patienten vor dem Ableben zu bewahren.
    Hinter dem Wechsel-die-Schlappen-Spiel stecken die speziellen Sauberkeitsvorstellungen der Japaner. Bei den Schuhen für die Gäste handelt es sich übrigens nicht um hygienische Einmal-Schlappen, sondern um Plastikschühchen, die mehrfach verwendet werden. Was die Umweltfreundlichkeit betrifft, ist das Schuh-Sharing natürlich vorbildlich, hygienisch gesehen wohl aber doch eher fragwürdig. Bringen Sie sich also besser ein paar eigene Treter zum Wechseln mit. Sicher ist sicher.
    Sayonara! Ihre Dana

6

    Gericht: Seasickness-Pills
    Japaner des Tages: Die Asia-Barbie
    Place to be: Das Jacuzzi-Deck
    Erkenntnis: Hören Sie nicht auf Gerüchte!
    E s ist früh am Morgen. Der Hafen von Yokohama liegt still im Sonnenlicht. Nur am Kai, an dem das Peaceboat ankert, ist die Hölle los. Schwer bepackt mit Rucksäcken, Taschen, Koffern und Kisten wuseln meine zukünftigen Mitreisenden durch das Terminal. Offensichtlich haben die anderen Passagiere, im Gegensatz zu mir, ihren gesamten Hausstand eingepackt. Langsam schiebe ich mich mit meinem Gepäck zwischen den Japanern Richtung Check-in. Europäer kann ich keine entdecken; es sieht so aus, als sei ich als Deutsche allein auf weiter Flur. Ein älterer Mann mit Glatze und Brille kommt auf mich zu und spricht mich an.
    »Sie müssen die Journalistin sein!«, sagt er, während er mir ein Dokument reicht.
    »Sieht man mir das an?«, frage ich

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