Aber bitte mit Sake

guckst du doof. Und aufbrausend sind sie auch!« Das Mädchen schnauft, es scheint wirklich schlechte Erfahrungen mit einem B-Mann gemacht zu haben.
    »Aber das kann man doch bestimmt nicht verallgemeinern.«
    »Ach – du glaubst an Ausnahmen?«
    »Klar.«
    »Ich nicht. Für mich sind B-Typen ein rotes Tuch.« Sie hält inne, dann guckt sie mich an. »Was für eine Blutgruppe bist du denn?«
    »Ich bin A«, antworte ich.
    »Ach – dann bist du wahrscheinlich eher still und zurückhaltend – oftmals skeptisch. Manchmal wahrscheinlich sogar ein bisschen schüchtern und übervorsichtig. Deshalb kannst du dich auch nur schlecht entspannen. Weil du dir oft zu viele Sorgen machst. Ich kenne das. Ich bin auch eine A«, antwortet das Mädchen. Ich bin überrascht, die genannten Eigenschaften treffen tatsächlich auf mich zu.
    »Ja, das stimmt«, sage ich zögernd.
    »Und du bist loyal und ehrlich. Das ist super. Und dein Freund? Hast du einen Freund?«
    »Na ja, ja, irgendwie schon.«
    »O Gott. Sag mir nicht, du hast auch so eine never ending story mit einem B?«
    »Nein, nein. Wir machen nur gerade eine Beziehungspause …«
    »Pause! Ich sag dir, ob das Sinn macht oder nicht. Ob ihr zusammen passt. Welcher Typ ist er?«
    » AB .« Dass Raffaele und ich neulich zusammen beim Blutspenden waren, zahlt sich nun aus. Sonst hätte ich seine Blutgruppe bestimmt nicht gewusst.
    »Oh, das ist selten. Dann ist er etwas ganz Besonderes!« Sie lacht mich an und mustert mich. Sie hat recht, besonders ist Raffaele schon.
    » AB s sind super! Tüchtig und vernünftig – das sind ihre Eigenschaften.« Vernünftig. Das trifft zu. Raffaele ist so furchtbar vernünftig, genau wie die Entscheidung zu einer Pause. Oder die Entscheidung, in Italien bleiben zu wollen und nicht nach Deutschland zu ziehen. Mein vernünftiger Raffaele ist so vernünftig, dass es kracht …
    »Manchmal ist er sogar zu vernünftig«, denke ich laut.
    »Glaub mir, das ist eine gute Eigenschaft. Außerdem sind die AB s eine super Mischung aus Künstler und Kopfmensch. Nicht so abgefahren wie die Bs, sie haben das Gute von den Bs, aber das Schlechte eben nicht. An deiner Stelle würde ich den AB festhalten.« Nachdenklich verlasse ich den Stand und frage mich, welcher Blutgruppe Yuuku wohl angehört. Vielleicht passt er ja auch zu mir. Ich muss ihn unbedingt fragen, was es mit seinem Blut auf sich hat.

Lost in Translation, oder: Warum Blutgruppen für Japaner so wichtig sind
    Eine Kolumne von Dana Phillips
    Liebe Komplizinnen! Was für uns die Horoskope sind, sind für Japaner die Blutgruppen. Während ich in Frauenzeitschriften nachschaue, was für mein Tierkreiszeichen vorhergesagt wird, verfolgen die Japaner im Frühstücksfernsehen, was die aktuelle Blutgruppenanalyse für den anstehenden Tag ergibt.
    Rund 90 Prozent der Japaner glauben daran, dass die Blutgruppe tatsächlich etwas über ihren Charakter aussagt.
    Zurück geht das alles auf das Jahr 1901, als das menschliche Blut in die Gruppen A, B, AB und 0 unterteilt wurde. Ein japanischer Arzt hat sich das Ganze dann genauer angeschaut und charakterliche Tendenzen ausgemacht. Der Psychologe Furukawa Takeji war genauso fasziniert davon, forschte weiter und veröffentlichte 1916 die Therorie »Ketsueki-gata to Seikaku«, was so viel bedeutet wie »die Prägung des Charakters durch den Bluttyp«. Es dauerte eine Weile, bis das Thema populär wurde, 1971 löste ein Buchbestseller zum Thema Partnerberatung den japanischen Blutgruppenwahn aus. Das Ganze ging so weit, dass sogar Firmen angefangen haben, ihre Mitarbeiter nach Blutgruppen auszuwählen. Es gibt sogar Singlebörsen, die ihre Singlekunden gezielt über die Blutgruppe verkuppeln. Natürlich gibt es für die As, Bs, AB s und Nullen dieser Welt extra Kalender, Plüschtiere und sogar Blutgruppen-Kaugummi.
    Der Typ A gilt als vorsichtig und still, ist ein guter Beobachter, aber manchmal auch sehr eigensinnig, dafür aber verantwortungsbewusst. Typ B ist eher extrovertiert, immer auf der Suche nach einem Abenteuer und verfügt über ein hitziges Temperament. Er ist kreativ und individuell, aber auch sprunghaft. Der Typ AB erledigt alles nach bestem Gewissen und bleibt konzentriert am Ball; manchmal aber stolpert er über seinen eigenen Stolz. Eine spannende Mischung aus Künstler und Kopfmensch. Der Nullertyp ist unabhängig und hat meistens ein gewaltiges Ego. Er verfolgt konsequent seine Ziele und hat daher oft einen ziemlichen Dickkopf. Aber unter