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Aber dann kam der Sommer

Aber dann kam der Sommer

Titel: Aber dann kam der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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zu Ende gelesen hat. ,Liebt einander!’ Das könnte man als Motto über das ganze setzen.“
    Ich starrte auf die Tür und begriff, daß hier von einem Schauspiel die Rede gewesen sein mußte, von welchem, das wußte ich nicht.
    Ich klopfte und trat ein.
    Sie saßen alle um den langen Tisch: Mutter Kersti in ihrem Lehnstuhl. Ihrem Gesicht war anzusehen, wie aufmerksam sie zuhörte, während ihre Finger rasch und geschickt an einem Strickzeug arbeiteten. Außerdem waren Rune und Lehrer Volden anwesend, Margit, ihr Bruder und der junge Mann, mit dem sie im Schulhaus zusammen gewesen war, und endlich Borgny und drei junge Mädchen, die ich nicht kannte. Ich erinnerte mich aber, ihre Gesichter bei dem Fest und beim Kaufmann im Laden gesehen zu haben.
    Rune erhob sich. „Guten Abend, Unni! Kommen Sie herein!“
    „Vielen Dank, ich kann leider nicht. Es tut mir leid, daß ich störe, aber – aber – könnten Sie nicht rasch mit mir kommen und nach Nipp sehen? Er ist krank.“
    „Ja, natürlich!“ sagte Rune und trat zu mir. In der Tür drehte er sich zu den anderen um: „Trinkt inzwischen ohne mich Kaffee! – Vielen Dank für deinen Vortrag, Sigrid! Er war sehr interessant. Wer ist am kommenden Donnerstag an der Reihe?“
    „Ich!“ sagte Margits Bruder.
    „Und worüber wird gesprochen?“
    „Ich dachte an ,Die Kronprätendenten’.“
    „Oh, darauf freue ich mich. – Schönen Dank für diesen Abend! Bis nächsten Donnerstag also! – Kommen Sie, Unni!“
    Wir waren bereits über den Hofplatz und zum Tor hinausgegangen, als ich endlich fragte: „Ist das ein Klub, den Sie hier haben?“
    „Ein Studienkreis. Ein literarischer Studienkreis. – Wissen Sie, wir, die wir so weit von der Stadt entfernt wohnen, müssen uns ja etwas anderes schaffen, um geistig auf der Höhe zu bleiben. Sie gehen ins Theater und können sich die Stücke ansehen. Wir lesen sie, und nachdem das Buch bei uns reihumgegangen ist, diskutieren wir darüber. Das ist ganz amüsant.“
    „Das glaube ich Ihnen gern“, versicherte ich aus vollem Herzen. „Was für ein Stück war das, über das Frau Volden gesprochen hat?“
    „,Die Kirche’ von Nini Roll Anker. Kennen Sie es nicht?“
    „Nein, leider nicht!“
    „Wären Sie Mitglied unseres Studienkreises, würden Sie es kennen. Vielleicht haben Sie Lust, am nächsten Donnerstag mitzukommen?“
    „Sehr gern“, sagte ich, „vor allem, weil ich hörte, daß Sie sich ,Die Kronprätendenten’ vornehmen wollen.“
    „Sind Sie eine Ibsen-Verehrerin?“
    „Ja!“ sagte ich und begann, von unseren Ibsen-Abenden zu berichten, denn ich wußte ja nun, daß Rune nicht darüber lachen würde, wie Roar es getan hatte. Er lachte auch keineswegs, im Gegenteil, er war brennend interessiert.
    „Das hört sich verlockend an“, sagte er, „ich hätte Lust, diese Idee zu stehlen. Allerdings würden wir dann nicht ausschließlich Ibsen lesen, aber wenn wir auch die Rollen verteilen und die Stücke gemeinsam lesen würden, bevor einer den Vortrag hält… Ich muß mal mit Volden darüber reden.“
    „Werden denn nur Schauspiele gelesen?“ fragte ich.
    „O nein, wir behandeln auch oft Romane. Aber wenn im Theater in der Stadt ein besonders interessantes Stück gegeben wird, dann lesen wir es, um nicht ganz unwissend zu sein. – Hören Sie, Unni, Sie müssen uns helfen! Wenn ich den Kreis am Samstag zusammentrommeln kann, übernehmen Sie doch bitte die Leitung. Sie verteilen die Rollen und erklären uns, wie Sie es zu Hause machen – wollen Sie?“
    Und ob ich das wollte!
     
    *
     
    Nipp lag still in seinem Körbchen. Rune untersuchte ihn und maß die Temperatur.
    „Ich glaube, es ist nichts Ernstliches, Unni“, sagte er dann, „Temperatur und Herzschlag sind normal. Wahrscheinlich hat er nur etwas gefressen, was er nicht vertragen konnte. Aber ich kann ja noch eine Weile hierbleiben und sehen, ob er sich noch mal übergibt.“
    Wir setzten uns in die „Höhle“, das Zimmer von Onkel Franz. Ich brachte eingezuckerte Johannisbeeren und Kekse, und wir unterhielten uns über den Studienkreis und über Ibsen, und ich erzählte von daheim. Hin und wieder warf Rune eine Frage dazwischen, um mich zum Weitersprechen zu veranlassen. Dann berichtete ich von der ersten Zeit bei Tante Agnete, von der Verlobung mit Roar, von Freuden und Leiden, von Bummeln und Partys, endlich davon, wie unvergleichlich besser es mir hier in Leirstad gefiele.
    Rune knabberte Kekse und hörte zu. Als ich von der

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