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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Sandor, das können Sie vergessen«, polterte er los, nachdem Martin sein Anliegen vorgebracht hatte.
    »Aber wir müssen die Möglichkeit, dass wir mit Daniela Böhmer die Falsche eingesperrt haben, in Betracht ziehen.«
    »Bei den Indizien?« Er winkte ab. »Ich bitte Sie! Klarer kann ein Fall nicht liegen.«
    »Aber wir können den Brief nicht ignorieren.«
    »Sagen Sie, Sandor, haben Sie eigentlich nicht genug zu tun, dass Sie sich mit solchem Kram beschäftigen müssen?«
    »Herr Milster!« Martin legte ihm erneut und detailliert die Beweggründe für eine verdeckte Ermittlung dar. Nach einer halben Stunde blickte er seinem Chef direkt in die Augen. »Sie sind ein hervorragender Kriminalbeamter, der letztlich immer die richtigen Entscheidungen getroffen hat.« Martin hoffte, dass Milster die Schleimspur, die er zog, nicht bemerkte. »Und ich bin mir sicher, dass Sie immer das Wohl der Bürger im Auge haben. Aus diesem Verantwortungsbewusstsein heraus würden Sie niemals eine Möglichkeit auslassen, ein Verbrechen aufzuklären.« Martin schwieg einen Moment, um seine Worte wirken zu lassen. »In unserem speziellen Fall, wäre eine verdeckte Ermittlung, die zu keinem Ergebnis kommt, ein weiterer Beweis dafür, dass wir mit Daniela Böhmer die richtige Frau gefasst haben. Sie haben also nichts zu verlieren. Stellen Sie sich vor, welches Horrorszenario sich abspielen würde, sollte der Mörder noch immer frei herumlaufen und weitere Morde begehen. Die Presse würde Sie in der Luft zerreißen. Herr Milster, Sie können nur gewinnen. Auf jeden Fall werden Sie, so oder so, am Ende den richtigen Mörder gefasst haben.«
    Milster kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Also gut, Sandor! Ich genehmige Ihnen das, aber wenn da irgendwas schiefläuft, stehen Sie in der Verantwortung. Dann sind Sie dran.«
    »Es wird nichts schieflaufen!«
     
    Martin rief alle Beteiligten zusammen, um das weitere Vorgehen zu planen. Sie brauchten mehrere Stunden, doch am Ende stand fest, dass Anne sich am nächsten Tag mit Mark in einem Café in der Stadt treffen würde. Sie sollten sich Arm in Arm in der Öffentlichkeit zeigen und durch ihr Verhalten deutlich machen, dass sie noch ein Paar waren.
    Bis dahin sorgte ein spezielles Team dafür, dass jedes Zimmer in Annes Wohnung mit einer Wanze ausgestattet und der Frequenzscanner installiert war. In ihrem Wagen wurde eine Funkverbindung eingerichtet. Außerdem gab es ein Funkset, das sie am Körper tragen konnte, wenn sie außerhalb der Wohnung oder im Auto unterwegs war.
    Martin hatte zusätzlich zu seinen eigenen Leuten noch sechs weitere für die Observation organisiert. Alle erhielten einen genauen Plan, wann und wo sie sich einzufinden hatten.
    Als er sich am Abend von Anne verabschiedete, sagte er: »Sie können die Aktion jederzeit beenden. Es bedarf nur eines Wortes von Ihnen. Wir werden ständig in Kontakt stehen. Sie können uns zwar nicht hören, aber wir hören Sie und sind sofort da, wenn etwas passiert. Außerdem können Sie zwischendurch gerne mit Frau Hansen sprechen, wenn Sie seelische Unterstützung brauchen. Nur keine Angst. Wenn unser Plan aufgeht, haben wir die Täterin schon bald gefasst.«
    Anne blieb in dieser Nacht nicht allein. Carsten war bei ihr. Sie sprachen nicht viel, hielten sich die ganze Nacht in den Armen. Beide sahen den kommenden Tagen mit einem bangen Gefühl entgegen.
    Am nächsten Morgen wollten sie nur ungern auseinander gehen. Zumal Carsten am liebsten an der Observation teilgenommen hätte und in Annes Nähe gewesen wäre. Doch sein Chef hatte seinen Dienstplan für diese Sache nicht geändert. Er musste seine eigenen Verbrecher jagen. Jede freie Minute würde er allerdings bei dem Beobachtungsteam verbringen, und Martin versprach ihm, ihn regelmäßig zu informieren. Selbst nachts würde er Anne nicht sehen, denn sie sollte allein in ihrer Wohnung sein.

50

     
     
    Anne machte an diesem Freitag außergewöhnlich früh Feierabend. Im Büro gab sie vor, einen Arzttermin wahrzunehmen. Wie besprochen ging sie zu Fuß in Richtung Altstadt. Sie wusste, dass sie jetzt bereits von einem der Polizeibeamten beschattet wurde. Wer es war, wusste sie nicht. Genauso wenig, wie sie wusste, wer die Person war, die es auf sie abgesehen hatte. Bei dem Gedanken an die Mörderin überlief sie eine Gänsehaut. Ihr war, als spüre sie ihre Blicke fast körperlich. Viele Menschen strömten durch die Straßen. Schließlich waren es nur noch sechs Tage bis Weihnachten, und

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