Abgehakt
doch nicht sein!«, schimpfte er und wählte erneut ihre Nummer. Aber er hörte wieder nur die Ansage, dass der Teilnehmer zurzeit nicht zu erreichen sei. Er fluchte vor sich hin.
»Was ist passiert?«, fragte Michael.
Martin berichtete kurz. »Plan B! Wenn ich das schon höre! Aber jetzt brauchen wir wirklich einen. Wir geben sofort eine Fahndung nach den beiden Frauen raus und nach dem Wagen der Hansen. Ich befürchte, ihr ist auch was passiert.«
Plötzlich lag große Hektik in der Luft. Martin wusste, wenn Anne in den Händen der Mörderin war, hatten sie nicht viel Zeit. In Windeseile trug er Michael auf, Paul sofort zu Anne nach Hause zu schicken, um die Wohnung zu checken, ein aktuelles Foto von ihr zu holen und anschließend ins Präsidium zu kommen. Außerdem sollte Michael sämtliche Orte abtelefonieren, an denen Anne eventuell sein könnte. Arbeit, Carsten, Freunde. Er selbst veranlasste, dass bei der Fahndung die Cafés von Wiesbaden zuerst überprüft wurden. Unglücklicherweise gab es ziemlich viele davon. Zuletzt rief er Milster an. Vielleicht wusste sein Chef mehr. Martin machte sich auf den Weg zu ihm, während Michael Carstens Nummer wählte.
»Herr Westphal, hier Michael Pichlbauer. Martin bat mich, Sie zu fragen, ob Anne sich vielleicht bei Ihnen gemeldet hat.«
»Wieso?«
»Wir wissen zurzeit nicht, wo sie ist.« Man hörte, wie unangenehm ihm die Antwort war.
»Was? Das gibt’s doch nicht!«
»Also, dann haben Sie auch nichts von ihr gehört?«
»Nein, zum Teufel!« Carsten wurde laut. »Wie kann es sein, dass ihr nicht wisst, wo sie ist?«
Michael berichtete ihm, was vorgefallen war.
»Das darf nicht wahr sein!« Carsten fühlte, wie ihm die Knie weich wurden. »Ich komme ins Präsidium.«
Dort befragte Martin Egon Milster.
»Sie haben heute mit Frau Hansen gesprochen und ihr gestattet, mit Anne Degener in ein Café zu gehen. Wissen Sie, wohin genau sie wollte?«
»Sagen Sie mal Sandor, was soll diese Frage? Haben Sie etwa Ihren Lockvogel verloren?«, fragte Milster misstrauisch.
»Genau das! Und zwar nur, weil Ihre liebe Psychologin eigenmächtig, aber offenbar mit Ihrer Zustimmung, die Degener aus dem Haus bringt, ohne uns zu informieren.«
»Also, nun mal langsam. Was ist passiert?«
Martin berichtete. Bevor sein Chef zu einer Standpauke ansetzen konnte, schnitt er ihm das Wort ab. »Das können Sie mir alles später erzählen, jetzt habe ich Wichtigeres zu tun. Können Sie mir sagen, in welches Café sie wollte?«
Milster atmete laut ein und blickte Martin grimmig an. »Ich habe heute nicht mit ihr telefoniert. Wir sprachen gestern Abend bei mir zu Hause über den Fall. Und sie war der Meinung, dass es für diese Anne doch gut sei, wenn sie sie ab und zu psychologisch betreut. Ich war natürlich ihrer Meinung.«
»Also hat sie gar nicht konkret nach Ihrer Erlaubnis für den Ausflug ins Café gefragt?«
»Nein, nicht direkt.«
»Ich verstehe das nicht, wie kann sie so eigenmächtig handeln?«
»Unser Gespräch hat sie sicher als Erlaubnis aufgefasst«, mutmaßte Milster.
»Haben Sie ein neueres Foto von ihr? Die Fotos, die ich der Fahndung gegeben habe, sind aus ihrem Führerschein, und der ist ziemlich alt.«
»Ich ruf sofort meine Frau an, dass sie eins per E-Mail schickt.« Er griff zum Telefon, erhielt aber keine Antwort. »Ach, richtig!«, fiel es ihm wieder ein. »Sie wollte irgendwas mit einer Freundin erledigen.«
Er legte den Hörer weg und tippte auf seiner Computertastatur herum. »Na, bitte. Hier habe ich ein paar private Fotos. Da ist sie auch drauf. Ich schicke alles auf ihren Drucker.«
Martin war schon im Begriff, den Raum zu verlassen, als Milster sagte: »Beten Sie zu Gott, dass der Brettschneider nichts passiert ist.«
»Sie meinen die Hansen«, verbesserte Martin ihn.
»Ja, ja, sicher.«
»Ich mache mir eigentlich mehr Sorgen um Frau Degener«, murmelte er im Hinausgehen.
Michael kam Martin schon auf dem Flur entgegen. »Bei allen, die ich angerufen habe, ist Anne nicht aufgetaucht. Aber eine Streife hat den Wagen der Hansen vor einem Café gefunden«, rief er ihm aufgeregt zu. »Es ist Plan B.«
»Plan B?« Martin sah ihn verständnislos an. »Jetzt fängst du auch noch mit dem Quatsch an.«
»Nein! Das Café heißt Plan B.«
Martin schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Das meinte sie, als sie sagte, dass wir zu Plan B kommen müssen.«
»Ist wohl Ironie des Schicksals«, meinte Michael, »dass wir jetzt tatsächlich einen
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