Abgehakt
Der Mann deutete auf Barbaras gegenüber abgestellten Wagen. »Sie hat irgendwas im Auto herumgekramt und sich dann anschließend gegen die Motorhaube gelehnt und telefoniert.«
»Das muss dann etwa zehn nach drei gewesen sein, richtig?«
Der Mann nickte. Martin nahm an, dass das Barbaras Gespräch mit ihm war. »Haben Sie gesehen, ob die Frau belästigt wurde?«
»Ich weiß nicht genau. Während sie telefonierte, kam eine Frau zu ihr.«
»Wie sah die Frau aus?«
»Sie hatte lange, hellblonde Haare und war ein bisschen kräftig.«
»Glauben Sie, Sie könnten mithilfe meiner Kollegen ein Phantombild von ihr erstellen?«
»Nein. Sicher nicht. Ich hab’ nicht auf ihr Gesicht geachtet. Außer dass sie blond und kräftig war, weiß ich nichts. Ehrlich gestanden hatte ich nur Augen für die Rothaarige.« Er grinste verlegen.
»War diese blonde Frau auch vorher schon im Café?«
»Ist mir nicht aufgefallen.«
»Was ist dann passiert?«
»Mit dieser blonden Frau ist die Rothaarige zurück ins Café gekommen. Sie haben die, die noch am Tisch gewartet hat, abgeholt.«
»Wirkte eine der beiden verängstigt?«
»Keine Ahnung. So genau hab’ ich ihnen nicht ins Gesicht gesehen.«
»Und dann?«
»Zusammen sind sie über die Straße zu einem anderen Wagen gegangen. Die drei sind eingestiegen und weggefahren.«
»Zu einem anderen Wagen?«, wunderte sich Martin.
»Ja, genau!«
»Hatten Sie den Eindruck, dass die Frauen von der Blonden gezwungen wurden, in den Wagen einzusteigen?«
»Gezwungen?« Der Mann legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Ich bin nicht sicher, aber wo Sie danach fragen … Die Blonde ging hinter den beiden her und hat der da«, er deutete auf das Foto von Barbara, »die Hand auf die Schulter gelegt, als wollte sie sie führen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, sah das schon ein bisschen merkwürdig aus.«
Der Kommissar trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Also doch! Die beiden Frauen schienen tatsächlich entführt worden zu sein. »Können Sie sagen, was das für ein Wagen war?«
»Es war eine Limousine. Ich glaube ein Opel. Und er war dunkelrot.« Der Mann nickte zur Selbstbestätigung. »Wahrscheinlich ein Mietwagen.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Der hatte an der Scheibe so einen roten Punkt.«
»Roten Punkt?« Martin verstand nicht.
»Den haben Mietwagen in der Regel. Da steht normalerweise die Notfallnummer drauf, für den Fall, dass der Kunde ein Problem mit dem Fahrzeug hat.«
»Na, Sie wissen aber gut Bescheid«, staunte Martin.
»Ich benutze auch öfter mal einen Mietwagen.«
»Das Kennzeichen haben Sie nicht zufällig gesehen?«
»Wenn ich mich nicht irre, fing es mit einem ›F‹ an, den Rest habe ich nicht bewusst registriert.«
»Also, Frankfurt«, folgerte Martin. »Welche von den Frauen ist gefahren?«
»Ich glaube, die Rothaarige saß am Steuer.«
»War außer den dreien noch jemand im Auto?«
»Ich glaube nicht. Zumindest habe ich niemanden gesehen.«
Martin nahm die Personalien des Mannes auf, bedankte sich und wandte sich dann dem dritten Tisch zu. Die Leute dort wussten aber nur, dass die beiden Frauen da gewesen waren, und hatten sonst nichts beobachtet. Dann inspizierte Martin die Toiletten. Dort gab es ein geöffnetes Fenster, das auf den Hof des Hauses führte. Er fragte sich, wo Anne gesteckt hatte, während Barbara Hansen hier nach ihr gesucht hatte.
Martin fuhr zurück ins Präsidium und kam kurz nach Carsten dort an. Das ganze Team hatte sich inzwischen eingefunden. Sie saßen um den Tisch herum und besprachen, was sie weiter unternehmen konnten.
»Also, in ihrer Wohnung in der Aukammallee ist die Hansen nicht. Da war alles ruhig«, erklärte Paul, dem das schlechte Gewissen, weil er die Observierung ohne Martins Erlaubnis abgebrochen hatte, noch ins Gesicht geschrieben stand.
»Das glaube ich gern«, sagte Martin und berichtete von seinem Besuch in dem Café. Danach beauftragte er zwei Leute damit herauszufinden, welche Mietstation dunkelrote Limousinen besaß, die in Frankfurt zugelassen waren. Vielleicht würde sich feststellen lassen, wer einen solchen Wagen gemietet hatte.
»Also«, wandte er sich an seine Kollegen. »Beide Frauen sind weg. Wahrscheinlich entführt. Sonst kann ich mir nicht erklären, warum sich keine von beiden meldet.« Martin vermied es, Carsten anzusehen.
»Anders lässt sich auch nicht sinnvoll erklären, warum die Hansen und die Degener in ein fremdes Fahrzeug gestiegen sind«, warf Paul
Weitere Kostenlose Bücher