Abgehakt
jetzt der Moment, sich zu der Sache zu äußern«, forderte Martin sie auf zu sprechen.
»Mir ist das alles sehr unangenehm«, begann sie langsam. »Ich war mit Britta befreundet, aber sie ist ein aufdringlicher Typ, und mir wurde das zu eng. Da habe ich mich Marita zugewandt, was Britta mir schrecklich übel genommen hat.«
»Hatten Sie eine sexuelle Beziehung zu Frau Kling?«
»Ich …«, sie errötete. »Ich … das heißt … wir hatten einmal einen One-Night-Stand. Und danach dachte sie, dass daraus eine feste Beziehung werden würde. Ich bin aber eigentlich nicht lesbisch. Ich war nur furchtbar betrunken an dem Abend und –«
»Was ist mit Marita Janz? Hatten Sie zu ihr eine sexuelle Beziehung?«
»Du lieber Himmel, nein! Sie hatte doch Ulf, beziehungsweise Nils heißt er ja. Sie war absolut hetero.«
»Frau Kling behauptet, dass Sie ihr gesagt hätten, eine Beziehung zu Marita zu haben.«
»Ja, das habe ich auch. Aber nur, damit sie mich endlich in Frieden lässt.«
»Und das hat sie dann auch?«
»Ja, von da an hatte ich Ruhe. Aber sie war ziemlich sauer.«
»Hat sie Ihnen oder Marita irgendwann einmal gedroht?«
»Nein, nicht wirklich. Sie beschimpfte mich manchmal als Nutte, aber gedroht …« Sie überlegte und schüttelte dann den Kopf. »Nein!«
»Haben Sie einen Freund, Frau Festner?«
»Zurzeit nicht.«
Martin holte die Fotos aller Opfer hervor und breitete sie vor Jasmin aus. »Welche von diesen Frauen haben Sie schon einmal gesehen? Vielleicht bei Frau Kling?«
»Außer Marita kenne ich keine von denen. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
»Schade. Na gut!« Er sammelte die Bilder zusammen. »Dann sagen Sie uns bitte, wo Sie zur Tatzeit waren.«
»Verdächtigen Sie mich?« Erstaunt blickte sie Martin an.
»Wir überprüfen einfach jeden. Und die, die nicht gleich alles sagen, was sie zu dem Fall wissen, erst recht. Also?«
»Sie wissen doch, dass ich übers Wochenende weg war.«
»Ich möchte aber genau wissen, wo sie sich zur Tatzeit befanden und ob das jemand bestätigen kann.«
Nachdem ein Hotel in Stuttgart ihre Ankunft am späten Abend des Mordes bestätigt hatte, gab es vorerst keine weiteren Fragen, und Jasmin Festner konnte gehen.
Gehen konnte auch Britta Kling, nachdem sie durch das grafologische Gutachten als Täterin ausgeschlossen werden konnte und kein Hinweis auf die Tat in ihrer Wohnung zu finden war.
23
In den nächsten vier Wochen sahen sich Anne und Mark regelmäßig jeden Mittwoch bei ihr. Ab und zu konnten sie sich auch samstags treffen, wenn Anne nicht arbeiten musste. Sie unterhielten eine rein sexuelle Beziehung. Anne erschien die Situation nahezu perfekt. Hatte sie doch nun ein geregeltes Sexleben, ohne sich in eine feste Beziehung hineinknien zu müssen. Da war niemand, der ihr sagte, sie arbeite zu viel, niemand, für den sie kochen und waschen musste, niemand, der ihr zu viel abverlangte. Durch Mark fühlte sie sich ausgeglichener und war motivierter denn je. Nur Kelly stellte einen kleinen Wermutstropfen dar. Natürlich wusste sie von der Affäre und ließ Anne deutlich spüren, wie wenig sie davon hielt. Die beiden Frauen sahen sich kaum noch.
Vor einer Woche hatte sich Kelly, wenn auch widerstrebend, von Anne ins Café Blum zum Mittagessen einladen lassen. Das Café, Wiesbadens Klassiker im zeitgemäßen Bistro-Stil, war wie üblich gut gefüllt. Kelly blickte Anne ernst an, nachdem sie Platz genommen hatten.
»Anne, wir haben uns jetzt länger nicht gesprochen, und ich hoffe wirklich, dass du mir was Positives zu sagen hast. Sonst wüsste ich nicht, warum wir hier sind.«
»Kelly, können wir die Sache mit Mark nicht vergessen und einfach Freundinnen bleiben? Im Grunde hat das mit uns doch nichts zu tun.«
»Wenn ich deine Worte richtig deute, triffst du ihn also immer noch?«
»Ja, aber Kelly, bitte –«
Kelly ließ sie nicht weitersprechen. »Hör auf zu bitten«, rief sie aufgebracht, »und zu glauben, dass das nichts mit uns zu tun hat. Du zerstörst mit deinem egoistischen Verhalten unsere Freundschaft und meine Beziehung zu Saskia und Mark. Ich kann die beiden wegen eurer Affäre nicht mal mehr einladen. Vor lauter Geilheit scheinst du völlig blind zu sein!«
»Kelly, kannst du bitte etwas leiser sprechen?«, bat Anne. »Es muss ja nicht das ganze Café mitbekommen.« Einige der Gäste blickten bereits neugierig zu ihnen herüber.
»Anne, tu mir einen Gefallen«, bat Kelly etwas ruhiger. »Lass
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