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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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er sich jetzt mit strampelnden Bewegungen wieder an die Oberfläche zurück.
    Beruhige dich. Du musst zur Ruhe kommen, wenn du ihr helfen willst.
    Herzfeld versuchte, seine Atmung zu kontrollieren; achtete auf jede Bewegung seiner Bauchmuskulatur und konzentrierte sich darauf, den Luftstrom entlang der Flimmerhärchen seiner Nase zu spüren. Es funktionierte. Mit jedem Atemzug lichtete sich das Gefühlschaos etwas mehr, und jetzt, da seine Knie nicht mehr unter seinem Gewicht nachzugeben drohten, konnte er aufstehen und die Toilette verlassen.
    Auf dem Weg zu den Aufzügen zwang er sich dazu, klar zu denken. Er musste einen Plan fassen, der in der ersten Stufe vorsah, seine Sekretärin zu bitten, alle Termine für heute krankheitsbedingt abzusagen.
    Erkältung, Migräne … – nein, Magen-Darm! Das ist glaubhaft, nachdem du so lange auf der Toilette warst.
    Zum Glück hatte er den winzigen Zettel in seiner Kitteltasche verschwinden lassen, bevor er von seinen Kollegen bemerkt worden war. Im Obduktionsbericht würde sich die Nummer seiner Tochter vorerst nicht wiederfinden.
    Bezüglich der Kapsel hatte er seine Kollegen angelogen und behauptet, sie wäre leer gewesen. Vermutlich würden sich die Ermittler den Kopf zerbrechen über das Motiv des Täters, die Kapsel im Schädel des Opfers zu plazieren, doch Herzfeld hatte andere Sorgen, als sich über diese von ihm ausgelöste Irreführung Gedanken zu machen.
    »Zu niemandem ein Wort, Papa.«
    Gut, daran würde er sich halten. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass er untätig bleiben und auf die Kontaktaufnahme der Entführer warten musste.
    »Ich werde dich finden, Hannah«, sagte er zu sich selbst, als er vor der Fahrstuhltür stand. Vergeblich versuchte er, die nun wieder auf ihn einströmenden Schreckensbilder zu verdrängen. Er wusste, wozu Menschen fähig waren, die andere in ihrer Gewalt hatten. Er hatte die Folgen mit eigenen Augen gesehen. Nackt, bleich und tot.
    Tag für Tag auf seinem Sektionstisch.

9. Kapitel
     
    In der Hölle.
    N ach dem sechsten Mal hatte sie ihren eigenen Namen vergessen. Sie wusste weder,
wer,
noch
wo
sie war. Für einen Moment gelang es ihr sogar zu verdrängen,
was
hier gerade mit ihr geschah. Und das, obwohl der Mann, der sie in regelmäßigen Abständen vergewaltigte, immer noch auf ihr lag.
    Ihr Entführer schlug sie mit der Handkante hart ins Gesicht, und mit dem Schmerz kamen zumindest Teile ihres Bewusstseins zurück: die Erinnerung an den menschenleeren Parkplatz. Das Geräusch hinter sich. Wie sie sich umdrehte, plötzlich das Tuch auf dem Mund spürte und hier in diesem Kellerbau wieder aufwachte.
    Beim ersten Mal, als sie noch bei Verstand war, hatte sie den Mann angefleht, ein Kondom zu benutzen. Dass sie noch Jungfrau war, hatte sie sich nicht zu sagen getraut, weil ihn das vielleicht noch mehr erregt hätte. Sie nahm die Pille nicht, außerdem hatte sie Angst vor Krankheiten. Mittlerweile war Aids allerdings ihre geringste Sorge.
    »Aber natürlich machen wir es safe«, hatte der Mann gesagt und seine Hose geöffnet. Schon sein Tonfall hatte den Satz als Lüge entlarvt. Heiser und lüstern.
    Hoffnung, hier jemals wieder lebend rauszukommen, hatte sie nicht mehr. Dass es hier nicht nur um eine Lösegeldentführung ging, dass sie sterben musste, war ihr klargeworden, als der nach Kernseife riechende Vergewaltiger seine Strumpfmaske abgenommen hatte; genau in dem Moment, in dem er das erste Mal in sie eindrang.
    Jetzt kann ich dich identifizieren,
hatte sie gedacht und angefangen zu weinen. Dichtes, leicht gewelltes sandfarbenes Haar, faltenfreie Haut, ein kleiner Leberfleck auf der rechten Wange, ein etwas zu langer Hals für den kleinen, ovalen Kopf mit der hohen Stirn.
    Niemand lässt ein Opfer frei, das das Gesicht des Täters kennt.
    Zuvor, als der Mann noch gesichtslos gewesen war, hatte er sich eine halbe Stunde lang Zeit gelassen und jede Stelle ihres nackten Körpers abgeleckt. Daran konnte sie sich noch erinnern, im Gegensatz zu anderen Erlebnissen aus ihrer Vergangenheit.
    Fast war es so, als wären die wichtigsten Erinnerungen an ihr eigenes Ich von ihrem Schmerzgedächtnis überschrieben worden. Von dem allerdings, was ihr an Misshandlungen widerfahren war, hatte sie jedes Detail gespeichert: wie der Verrückte mit dem Allerweltsgesicht ihr mit der Spitze einer Bastelschere in die Brustwarze gestochen hatte. Wie er den Ledergurt am Hals ein Loch fester geschnallt und sie eine Nutte genannt hatte, wütend

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