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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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beschützen und nicht ans Messer liefern! Kapierst du, was du da getan hast?«
    Er ließ Mason los, der schwer atmend gegen das Fenster sank und sich das Blut von der Nase wischte. Offenbar hatte er nicht vor, irgendetwas zu erklären oder abzustreiten, denn er schwieg einfach, was Ethan noch wütender machte. Obwohl er sich schon abgewandt hatte, um zu gehen, fuhr er herum und schlug noch einmal zu. Diesmal in den Magen.
    Mason gab ein schmerzvolles Pfff von sich und fiel hart auf die Knie. Ethan ließ ihn achtlos zurück und eilte ins Besprechungszimmer.
     
    Die Mitglieder seines Teams saßen um den Tisch herum und aßen verspätet zu Mittag. Es gab irgendetwas Asiatisches aus weißen, mit bunten Schriftzeichen bedruckten Pappschachteln.
    »Wir geben Hanson noch zwei Stunden, um alles zu gestehen«, begrüßte Gladys Ethan. Sie war die Einzige, die mit Stäbchen aß. »Wow, was ist denn mit dir passiert? Du siehst aus wie ein ramponierter Racheengel. Warum so sauer?«
    »Mason.« Schwer atmend ließ Ethan sich auf einen der Stühle fallen. »Er ist der Presseinformant.«
    »Ist nicht wahr!«, entfuhr es Donovan.
    Ethan berichtete seinem Team kurz von seiner Entdeckung. »Hier wird nachher die Hölle los sein. Wir müssen eine Möglichkeit finden, dass die Pressemeute unseren Täter nicht an seiner Verfolgung hindert.«
    Dewey sprang auf. »Ich kümmere mich darum. Ich verspreche euch, die Presse wird uns nicht behindern.« Er sicherte sich mit einem fragenden Blick bei Ethan ab und eilte nach draußen.
    Ethan spürte einen Anflug von väterlichem Stolz, was er irgendwie seltsam fand. Er warf einen Blick in die kleine, verbliebene Runde. Mason war ein Kollateralschaden, den sie so gerade eben noch verkraften konnten. Wäre er selbst allerdings nicht hier, sondern zu Hause, um seinen Zwangsurlaub zu genießen, stünde dem Killer ein lächerlich kleines Team entgegen. Cooper würde schon sehen, dass es richtig war, ihn mitmischen zu lassen.
    »Mason, also.« Donovan reichte Ethan eine Dose Cola. »Dieser kleine Widerling.«
    »Es ist nicht mehr zu ändern.« Aus Gladys sprach wie immer die Vernunft. Sie steckte sich den letzten Bissen in den Mund, dann stand sie auf. »Wir müssen auch los.«
    Donovan erhob sich ebenfalls und klopfte Ethan auf die Schulter. »Wir sehen uns später.«
    »Melde dich in vierzig Minuten unten beim SWAT-Team.«
    »Ich weiß Bescheid, Gladys.« Ethan rang sich ein Lächeln ab. Sie hatten den Plan heute Morgen mindestens zwanzig Mal durchgesprochen.
    »Nun geht schon.«
    »Viel Glück, Partner.«

-92-
     
    Auch wenn es heute fast dreißig Grad warm war und sich der Dodge aufgeheizt hatte wie ein Backofen, fror Ames. Er fror immer, wenn er aufgeregt war. Eines der erträglicheren Symptome von Nervosität, wie er fand. Wenigstens war er keines dieser Nervenbündel, die sich immer gleich übergeben mussten, wenn mal etwas Aufreibendes passierte.
    Er hatte die Jacke bis unters Kinn zugemacht, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen und eine tiefschwarze Sonnenbrille aufgesetzt. Der Wagen gehörte nicht ihm und er parkte so weit abseits des Gebäudes, in dem Patrick Hanson gerade seine Entlassungspapiere unterschrieb, dass er zwar den Hintereingang sehen, aber selbst nicht gesehen werden konnte.
    Die Nachricht, dass der Mann freigelassen werden würde, hatte sich vor einigen Minuten verbreitet wie ein Lauffeuer. Die Presse war in hellem Aufruhr und sämtliche Fernsehteams und Zeitungsfotografen hatten sich vor der Tür postiert, um über den Skandal zu berichten. Glücklicherweise warteten die meisten von ihnen vorn, aber Ames glaubte nicht, dass Hanson die direkte Konfrontation suchen würde. Nicht nach einer solchen Verdächtigung. Außerdem stand Hansons Sprinter hier hinten bereit. Ames fragte sich, warum. Hatten sie den Wagen als Beweisstück konfisziert?
    Ein paar schlaue Reporter hatten sich ebenfalls hinter dem Gebäude versammelt und warteten dort auf die Schlagzeile für die Abendausgabe ihrer Zeitung, die nächste Sondersendung oder den Newsticker ihrer Website. Patrick Hanson war der zweite falsche Verdächtige, von dem die Öffentlichkeit wusste. Die Polizei war mittlerweile das Gespött der Leute geworden. Aber Ames munterte dieser Umstand nicht besonders auf. Er wollte nicht, dass die Presse über das Versagen der Polizei berichtete, sondern über ihn . Nicht über die Ermittlungen, sondern seine Taten. Es ärgerte ihn, dass er sich damit in eine Reihe von Menschen einfügte, die vor

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