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Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Titel: Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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eigentlich nur einen Grund, warum seine Frau das gemacht habe: Sie wollte ihn mit allen Mitteln provozieren. Ausrasten sollte er, schreien, schimpfen. Er hatte den Eindruck gehabt, als ob es ihr am liebsten gewesen wäre, wenn er sie wirklich geschlagen hätte. Aber warum nur? Das hatte er sich einfach nicht erklären können. Alles andere habe ihn nicht aus der Ruhe gebracht. Schon gar nicht ihr Gerede vom Erbe des Sohnes. Es sei ihr nämlich nur darum gegangen, die Eigentumswohnungen samt Mieteinnahmen schon jetzt dem Sohn zu sichern. Schließlich habe er eine Geliebte, die erst 35 Jahre sei und noch Kinder bekommen könne, habe sie gemeint. Aber über diese dümmlichen Argumente habe Helmut nur geschmunzelt. Damit habe sie ihn schon lange nicht mehr ärgern können.
    Nie und nimmer hätte Helmut W. ein Messer zur Hand genommen, geschweige denn mit ins Bett, versicherte seine Geliebte. Das sei ja geradezu lächerlich. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste sie an dieser Stelle lachen. Im Übrigen sei Helmut so gut wie bewegungsunfähig gewesen. Er wäre wegen seines schlimmen Bandscheibenleidens gar nicht in der Lage gewesen, sich im Bett aufzurichten, sich zu drehen und den Arm samt einem Messer zu erheben.
    Dass er die Nächte bei seiner Frau verbracht habe, habe sie nicht gestört. Es habe ihr auch nichts ausgemacht, dass er zumindest hin und wieder noch mit ihr geschlafen habe. Sie war seine Ehefrau, noch waren sie miteinander
verheiratet. Helmut habe ihr gegenüber auch offen darüber gesprochen. Vor zwei Wochen beispielsweise habe er ihr erzählt, dass Annabella plötzlich zum ihm ins Bett gekommen sei und Sex wollte. Regelrecht verführt habe sie ihn, und schließlich habe er nachgegeben. Auch wenn er sich hinterher geärgert habe.
    Annabella W. habe natürlich von ihr gewusst. Helmut habe kein Geheimnis daraus gemacht, dass er eine neue Beziehung hatte. Auch wer sie sei, sei Annabella bekannt gewesen. Zusammengetroffen waren sie aber nur ein einziges Mal, als sie in Helmuts Auto vor dessen Wohnanwesen auf ihn gewartet habe. Annabella sei auf sie zugekommen, habe sie angesehen, den Kopf geschüttelt und unglaublich herablassend gesagt: »Ja, genauso habe ich Sie mir vorgestellt.« Dann habe sie sich hämisch grinsend abgewandt und im Weggehen noch laut und unüberhörbar »Bauerntrampel« gesagt.
    Die Freundin von Helmut W. hatte einen absolut glaubwürdigen Eindruck gemacht, ihre Angaben waren schlüssig und glaubhaft. Obwohl sie allen Grund gehabt hätte, zeigte sie keinen Belastungseifer. Sie war entsetzt darüber, dass der Sohn während der Tat in der Wohnung war, und hoffte inständig, dass er keinen Schaden davongetragen habe, der arme Junge. Was das äußere Erscheinungsbild betraf, war die Freundin von Helmut W. das krasse Gegenteil seiner Ehefrau. Relativ groß für eine Frau, gut gebaut, kräftig und hübsch. Das, was man eine warme, weiche Frau nennt. Fraulich halt. Ganz anders als die superschlanke, asketisch wirkende Annabella W. mit den zwar ausgesprochen attraktiven, aber harten, etwas kantigen Gesichtszügen. Unterschiedlicher hätten diese beiden Frauen gar nicht sein können.

    Nach unserer ersten Einschätzung sah es so aus, als habe Annabella W. die Tötung ihres Mannes von langer Hand vorbereitet. Ein abgekartetes, wirklich böses Spiel, am Ende auf ein tödliches Drama hinauslaufend, über das sich dann niemand mehr wundern sollte. Deshalb schien sie ihrem Umfeld ständig suggeriert zu haben, hochgradig gefährdet zu sein. Und tatsächlich würden alle Freunde, Bekannten, Kollegen und Nachbarn dies bestätigen und behaupten, sie hätten die Katastrophe kommen sehen. Man kennt diese Formulierungen. Alle haben etwas kommen sehen, aber keiner hat es verhindert.
    Annabella W., die noch am späten Nachmittag mit der Aussage der Geliebten konfrontiert werden sollte, wollte vor mir keine Angaben mehr machen. Sie habe erkennen müssen, erklärte sie, dass ich mich offensichtlich von der Tatsache beeinflussen ließe, dass ihr Mann ebenfalls Polizist gewesen sei. Ich gab ihr zu verstehen, dass mir der Beruf ihres Mannes vollkommen egal sei und dass ich selbst dann nicht anders ermitteln würde, wenn er Rechtsanwalt wäre. Unsere Aufgabe sei es, die Wahrheit zu ermitteln. Sie strafte mich mit einem verächtlichen Blick.
    Die Beweislage war trotz der aufschlussreichen Aussage der Geliebten von Helmut W. dünn. Außer der verdächtigen Spurenlage und dem sicheren Gefühl, dass diese nicht

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