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Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Titel: Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Unbekannte an die EC-Karte einschließlich der Geheimnummer gekommen? Oder war es doch Thomas? Oder doch ein Fremder?
    Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren, mit all den Höhen und Tiefen, Hoffnungen und Enttäuschungen, die damit einhergehen. Wobei die Enttäuschungen gewöhnlich überwiegen. Das ist halt so. In diesem Fall beispielsweise, als sich herausstellte, dass keiner der betreffenden Geldautomaten videoüberwacht war. Das konnte nur bedeuten, dass die oder der Abhebende bewusst darauf
geachtet hatte, nicht identifiziert werden zu können. Und warum will man nicht erkannt werden? Weil man Dreck am Stecken hat. Warum denn sonst?
    Einen ersten Schritt kamen wir weiter, als die Nachbarin und beste Freundin von Elisabeth S. noch einmal gründlich vernommen wurde. Die hatte mittlerweile mit einer Arbeitskollegin von Elisabeth telefoniert. Und diese erinnerte sich genau, dass Elisabeth am 16. Juli unentschuldigt der Arbeit ferngeblieben und auch nicht ans Telefon gegangen war. Daraufhin hatte die Kollegin die Nachbarin angerufen. Die wiederum erinnerte sich genau, dass Elisabeth ihr erzählt hatte, dass sie sich am Abend vorher mit ihrem Exfreund Klaus treffen wollte wegen »einer Geldangelegenheit«.
    Die Arbeitskollegin von Elisabeth wurde sofort aufgesucht und ausführlich vernommen. Sie bestätigte nicht nur das Telefonat, sondern auch den Inhalt. Damit konnte man fast schon sicher davon ausgehen, dass Elisabeth sich am Dienstag, 16. Juli, also an dem Tag, an dem es das letzte Lebenszeichen von ihr und Thomas W. gab, mit ihrem Exfreund Klaus F., dem Kriminalbeamten, treffen wollte. Allerdings nur sie und nicht Thomas W. Wie passte das also wieder zusammen? Außerdem ist Verabredung nicht gleich Treffen. Schließlich kann man so etwas wieder absagen. Aber falls sie sich an diesem Dienstag wirklich mit ihrem Exfreund getroffen haben sollte, hat er das bewusst verschwiegen oder er hat ein schlechtes Gedächtnis, überlegte ich. Könnte ich mich eigentlich noch daran erinnern, ob ein Ereignis 14 Tage oder drei Wochen zurückliegt? Und ich kam zu dem Ergebnis: Nein, ich wüsste es auch nicht mehr. Zumindest nicht auf Anhieb. Trotzdem, mein Misstrauen war geweckt. Auch
wenn eine innere Sperre mein ansonsten gut ausgeprägtes Gespür für eine heiße Spur dämpfte. Weil die Zielperson Polizist war? Nicht, dass ich naiv wäre und glaubte, Polizisten könnten nicht zu Mördern werden. Im Gegenteil, jeder Mensch kann zum Mörder werden. Ohne Ausnahme! Diese Meinung hat sich bei mir mehr und mehr verfestigt, je länger ich bei der Mordkommission arbeitete. Trotzdem sträubte sich etwas in mir. Was wohl daran lag, dass es sich hier um einen »Familienangehörigen« handelte. Zumindest betrachtete ich die Münchner Polizei als eine Art große Familie. Andererseits war gerade das der Grund, warum mich ein Gefühl beherrschte, das ich gar nicht so richtig beschreiben kann. So eine Art »Wehe dem!«, das verbunden mit einem starken Drang zur Aufklärung und vermischt mit düsterer Vorahnung war. Ein ungutes Gefühl jedenfalls.
    Da ich mich nie für plumpes Vorgehen, das nicht mit Spontanität und Entschlussfreudigkeit verwechselt werden darf, begeistern konnte, reifte in mir ein Plan, aus dem sich ein Sonderauftrag für den Kollegen Raimund E., dem ersten und einzigen farbigen Kriminalbeamten Münchens, entwickelte. Mal sehen, wie unser Kollege Klaus F. reagieren würde.
    Raimund E. erschien überraschend beim Dienststellenleiter des Kommissariates, in dem Klaus F. arbeitete, und begehrte diesen zu sprechen. Als der das Chefzimmer betrat, wusste er sofort, welcher Dienststelle der einzige farbige Kriminaler Münchens angehörte. Das wusste jeder Polizist in München. Trotzdem kommentierte er die Tatsache, dass einer von der Mordkommission mit ihm sprechen wolle, mit keinem Wort. Auch nicht, als ihm eröffnete wurde, er solle mit zur Mordkommission
kommen, es gäbe noch einige Fragen an ihn in »dieser Vermisstensache«. Sogar während der gesamten Fahrt zum Dienstgebäude der Mordkommission in der Bayerstraße, direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, erwähnte Klaus F. die Sache mit keinem einzigen Wort. Stattdessen unterhielt er sich mit Raimund E. über den dichten Straßenverkehr.
    Was mir Raimund E. auf der Dienststelle kurz berichtet hatte, bestärkte mich in meinem Gefühl - in meinem diffusen Gefühl, wohlgemerkt. Mehr war es noch nicht. Dass Klaus F. mit keinem Wort fragte, warum der Fall nun von der Mordkommission

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