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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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und haben da gegrillt. Damit ging ein ganzes Wochenende drauf, am zweiten Abend haben wir in Höfn übernachtet.«
    »Und Hermann war auch dabei?«
    »Ich hatte ihn ebenfalls eingeladen, aber dann stellte sich heraus, dass er sich nur für einen Tag freimachen konnte. Er hat mich und Lína miteinander bekannt gemacht. Sie kam irgendwann zu uns, und er war auf einmal seltsam verlegen. Jetzt weiß ich natürlich, warumer nicht die ganze Zeit dabei sein wollte. Er kannte sie ja ziemlich gut.«
    Patrekur zögerte.
    »Und?«, sagte Sigurður Óli.
    »Und ich bin damals mit Lína ins Bett gegangen.«
    Patrekur sah Sigurður Óli an wie ein geprügelter Hund.
    »Du bist mit Lína ins Bett gegangen?«
    Patrekur nickte. »Ebbi war nicht bei uns im Hotel, er hat anderswo übernachtet, und sie … wir … Also es endete damit, dass wir miteinander geschlafen haben.«
    »Moment mal …« Sigurður Óli konnte nicht glauben, was er da hörte.
    »Ich hätte es dir sofort sagen sollen.«
    »Ist es normal für dich, dass du Súsanna betrügst?«
    »Es ist nur ein einziges Mal zuvor passiert«, gestand Patrekur. »Vor zwei Jahren. Das war eine ähnliche Situation, aber eine andere Frau. Damals war ich in den Ostfjorden, wegen dem Kárahnjúkar-Kraftwerk. Ich war ziemlich knülle, aber das ist natürlich keine Entschuldigung. Lína war nicht nur attraktiv, sie ging auch aufs Ganze, und ich selber war … Ja, ich … Ich war scharf auf sie, das muss ich natürlich zugeben.«
    »Natürlich?«
    »Wie soll man das ausdrücken? Es ist passiert. Ich habe keine Entschuldigung. Es hat sich einfach so ergeben.«
    »Hat sie dir gesagt, woher sie Hermann kannte und dass sie Geld von ihm erpressen wollte?«
    »Nein, selbstverständlich nicht.«
    »Sie hat keine Aufnahmen von dir machen wollen?«
    »Spar dir deinen Spott!«
    Sigurður Óli zuckte mit den Achseln.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie erschrocken ich war, als Hermann und seine Frau neulich zu uns kamen und fragten, ob ich nicht einen Freund bei der Polizei hätte. Als er dann sagte, worum es ging und wer involviert war, bin ich fast durchgedreht. Meine größte Sorge war, dass er Lína ins Spiel bringen würde, dass sie ihm etwas erzählt hatte. Ich hab nur an mich selber gedacht, ich konnte nicht anders.«
    »Du bist doch gar nicht der Typ für so was«, sagte Sigurður Óli. Es fiel ihm schwer, Mitleid mit seinem Freund zu haben, auch wenn der reuevolle Ton in seiner Stimme echt klang.
    »Glaubst du, das wüsste ich nicht?«
    »Und was ist mit dem, was ihr über Hermanns Schnitzelpartys erzählt habt? Dass sie sich rein zufällig kennengelernt haben?«
    »Was Hermann sagt, stimmt«, entgegnete Patrekur. »Ich glaube nicht, dass er lügt. Wir hatten keine Ahnung, dass sie zu solchen Swinger-Partys gingen, und Súsanna war total schockiert. Sie versteht so etwas nicht. Lügen und Fremdgehen und so etwas, dafür hat sie überhaupt kein Verständnis. Wir wollten Hermann und seiner Frau helfen, Súsanna natürlich vor allem ihrer Schwester, das habe ich dir auch so gesagt. Das war ganz selbstverständlich für uns. Ich habe ihnen versprochen, mit dir Kontakt aufzunehmen und dich zu bitten, dich einzuschalten, Lína und Ebbi ein bisschen unter Druck zu setzen und die ganze Angelegenheit aus der Welt zu schaffen, bevor sie außer Kontrolle geriet. Natürlich hätte ich dir die ganze Wahrheit sagen sollen. Aber ich war zu feige und egoistisch. Ich habedich hintergangen, das weiß ich. Ich hätte dir selbstverständlich die Wahrheit sagen müssen, wo ich dich da schon hineingezogen habe. Es war aber so eine furchtbar heikle Angelegenheit. Als dann Lína überfallen wurde, entwickelte sich daraus eine regelrechte Katastrophe. Also habe ich völlig dicht gemacht. Ich bin fix und fertig wegen dieser ganzen Scheiße, das kann ich dir sagen.«
    »Dir ist nicht eingefallen, selber mit Lína zu reden? Du kanntest sie ja schließlich.«
    »Nach dieser Affäre in Höfn habe ich keine Verbindung mehr zu ihr gehabt, und ich wollte auf gar keinen Fall mit ihr reden.«
    »Hat sie die Idee zur Erpressung vielleicht von dir?«
    »Verdammt noch mal, nein. Das glaube ich nicht.«
    »Hast du mit ihr über Hermann und seine Frau gesprochen, dass sie Karriere in der Politik machen will?«
    »Das … Nein, das glaube ich nicht, ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern.«
    »Und warum hast du mich da reingezogen?«
    »Es sollte einfach nicht an die Öffentlichkeit gelangen«, sagte Patrekur. »Du

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