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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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gleichgültig. »Es ist nur, er … er hat einfach Mist gebaut. Er hat es nicht böse gem…«
    Sie hält inne. Fischer hat das Gefühl, dass sie direkt durch ihn hindurchblickt, durch das Schott und in die Tiefe hinaus auf etwas, das nur sie selbst sehen kann. Was immer es ist, es gefällt ihr nicht besonders.
    »Ach, was soll’s.« Sie geht auf die Leiter zu. »Ist sowieso nicht mein Problem.«
    Lenie, bitte …
    Brander wendet sich wieder Fischer zu, während Lenie die Leiter hinuntersteigt. Fischer erwidert seinen Blick. Endlose Sekunden verstreichen. Branders Faust schwebt in der Luft.
    Sie schießt so schnell vor, dass sie kaum zu sehen ist. Fischer taumelt zurück und hält sich an einem Leitungsrohr fest. Vor seinem linken Auge tanzen Lichter. Er blinzelt sie fort und sackt gegen das Schott. Alles tut ihm weh.
    Brander öffnet die Faust. »Lenie ist viel zu nett«, stellt er fest und lockert seine Finger. »Mir persönlich ist es egal, ob Sie es böse gemeint haben oder nicht.«

Doppelgänger
    Beebe ist in etwa so schalldicht wie das Innere eines Hallraums.
    Lenie Clarke sitzt auf ihrer Koje und lauscht den Wänden. Sie kann zwar nichts verstehen, doch der Aufprall eines Körpers auf Metall vor ein paar Minuten war deutlich zu hören gewesen. Jetzt klingen die Stimmen im Aufenthaltsraum wieder leiser. Irgendwo gluckert Wasser in einem Rohr.
    Sie glaubt, im unteren Stockwerk eine Bewegung wahrzunehmen.
    Sie drückt ihr Ohr gegen eines der Rohre. Nichts. Dann gegen ein anderes, in dem das Zischen von komprimiertem Gas zu hören ist. Schließlich gegen ein drittes. Der schwache, blecherne Widerhall von Füßen, die langsam über das untere Deck schlurfen.
    Kurz darauf vibriert die Rohrleitung von einem gedämpften Summen.
    Der medizinische Scanner.
    Das geht mich nichts an. Das müssen sie zwischen sich ausmachen. Brander hat seine Gründe, und Fischer …
    Er hat es nicht böse gemeint .
    Fischer ist nichts. Er ist ein erbärmliches, perverses Arschloch, das sich vor allem selbst das Leben schwer macht. Dass er Brander so sehr zur Weißglut treibt, ist zwar bedauerlich, doch das Leben ist nun einmal nicht fair. Niemand weiß das besser als Lenie Clarke. Sie weiß, wie das ist. Sie erinnert sich an die Fäuste, die aus dem Nichts hervorgeschossen kommen, die zahllosen kleinen Dinge, bei denen einem nicht einmal bewusst ist, dass man etwas falsch gemacht hat, bis es schließlich zu spät ist. Ihr hat nie jemand beigestanden. Und sie hat sich trotzdem durchgeschlagen. Manchmal hat sie Sex als Ablenkungstaktik eingesetzt. Bei anderen Gelegenheiten konnte man nur noch weglaufen.
    Er hat es nicht böse gemeint.
    Sie schüttelt den Kopf.
    Das habe ich verdammt noch mal auch nicht!
    Das Geräusch erreicht sie noch vor dem Schmerz. Ein dumpfer, heftiger Schlag, wie ein Fisch, der gegen einen Scheinwerfer schwimmt. Blut quillt aus der aufgerissenen Haut an ihren Fingerknöcheln, durch ihren Sichtfilter wirken die Tropfen fast schwarz. Der stechende Schmerz, der darauf folgt, ist beinahe eine willkommene Ablenkung.
    An der Schottwand ist natürlich keine Spur zu sehen.
    Die Unterhaltung draußen im Aufenthaltsraum ist verstummt. Clarke sitzt steif auf ihrer Pritsche und saugt an ihrer Hand. Schließlich sind die Stimmen wieder zu hören.
    Es ist fast schon Zeit, mit Nakata und Brander auf Schicht zu gehen. Clarke blickt sich in ihrer Kabine um und zögert. Sie muss noch etwas tun, bevor sie die Luke öffnet, etwas Wichtiges, und ihr will nicht einfallen, was es ist. Ihr Blick kehrt immer wieder zu derselben Wand zurück und sucht nach etwas, das nicht da ist …
    Der Spiegel. Aus irgendeinem Grund würde sie gern sehen, wie sie aussieht. Das ist seltsam. Sie kann sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal ein solches Bedürfnis gehabt hat. Aber es ist nicht weiter schlimm. Sie bleibt einfach so lange hier sitzen, bis das Gefühl nachgelassen hat. Sie muss nicht rausgehen, sie muss nicht einmal aufstehen, bevor sie sich nicht wieder normal fühlt.
    Bist du im Zweifel, dann halte dich versteckt.

    »Alice?«
    Die Luke ist verschlossen. Sie erhält keine Antwort.
    »Sie ist dort drin.« Brander steht am Ende des Korridors in der Tür des Aufenthaltsraums. »Sie ist vor nicht einmal zehn Minuten hineingegangen.«
    Clarke klopft noch einmal lauter. »Alice? Es wird Zeit.«
    Brander dreht sich auf dem Absatz um – »Ich suche schon einmal die Ausrüstung zusammen.« – und verschwindet außer Sicht.
    Beebes Luken lassen

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