Abitreff (German Edition)
Partners. Ich konnte ja
nicht wissen, dass du so schnell …“
„Stimmt, du konntest ja nicht ahnen, dass ich mehr oder minder zwei
Jahre eingesperrt war.“
„Wie meinst du das denn jetzt?“ Der Deutsch-Marokkaner machte seine
Hose zu.
Auch der Blonde begann mit dem Einpacken. „Meine Mutter hat mich
erwischt, wie ich mit dem Sohn des Nachbarn …, na, du weißt schon, seitdem …
überwacht sie jeden meiner Schritte.“
„Und was machst du denn hier? So ohne … Wachhund?“
„Eigentlich sollte mein Vater an diesem Wochenende diese Aufgabe
übernehmen, aber mein Alter ist eigentlich ganz in Ordnung: Wir besuchen Oma
und Opa, außerdem hat er noch einen Termin hier. Aber Oma liegt im Hospital und
er weiß, dass ich Krankenhäuser nicht mag, allein vom Geruch wird mir übel.
Paps drückte mir nach dem Anstandsbesuch am Krankenbett einen Zwanziger in die
Hand und meinte, ich solle mir einen schönen Abend machen.“
Es war zwar kein Hochdeutsch, was der Jüngling sprach, aber der Sohn
der Wüste konnte ihn dennoch gut verstehen. „Und? Weiß dein Vater denn, wo du
jetzt steckst?“
„Gott bewahre! Auch wenn er mehr Verständnis hat, aber bei uns hat
meine Mutter die Hosen an, er ist eigentlich ein ganz armes Würstchen. Aber Oma
ist genauso!“ Er betätigte die Spülung.
Cihad legte den Arm um ihn. „Du! Ich würde gerne die ganze Geschichte
hören, aber nicht hier auf dem Klo. Das ist irgendwie der falsche Ort.“
„Stimmt! Lass uns zum Tresen gehen und da weiter quatschen.“ Christopher
gluckste. „Dort dürfte es sicherlich gemütlicher sein als hier, auch wenn wir
da nicht unter uns sein werden.“
Der Berber hielt kurz inne. „Äh, andere Frage: Wann musst du eigentlich
wieder zuhause sein?“
Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Papa meinte, ich soll
einen der Nachtbusse nehmen, die würden bis 3:00 Uhr fahren. Von daher? Ich
habe also noch mindestens fünf Stunden Zeit.“
„Das ist gut, denn ich hätte dich gerne als Entlastungszeugen an meiner
Seite. Wenn ich Matthias die Geschichte erzähle.“ Cihad setzte einen
Dackelblick auf. „Der glaubt mir nie, dass du so schnell …“
Der Student schloss die Haustür auf, der Eingangsbereich lag zwar im
Dunkeln, aus der Ferne jedoch war Musik zu hören, sein Gatte war also schon
daheim. Er zog sich die Schuhe aus und bedeutete Christopher, ihm zu folgen. Je
näher die beiden dem Poolbereich kamen, desto lauter wurden die Klänge, die an
ihre Ohren drangen. Matthias hatte seine Entspannungsmusik aufgelegt, Maria
Callas live in concert‘.
Der Berber betrat den Poolbereich, entledigte sich aber vor der Tür
noch seiner Socken. Der Gast mit dem komischen Akzent tat es ihm nach. Der Raum
lag fast im Dunkeln, hinter dem kleinen Tresen leuchtete nur die Anzeige der
Anlage, ansonsten verliehen vier Windlichter, eines auf dem Tisch neben der
Liege, auf der er seinen Mann vermutete, die restlichen verteilt, dem
Spaßbereich des Hauses eine fast surrealistische Atmosphäre. Nachdem sich seine
Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, ging Cihad auf die Chaiselongue zu. Sanft
stupste er den Liegenden an. „Hallo Shamsi!“
„Habibi!“ Matthias schüttelte kurz den Kopf, anscheinend war er
eingenickt gewesen. „Wo warst du? Ich hab versucht, dich zu erreichen, aber …
es ging nur die Mailbox ran!“
Der Wüstensohn griff in seine Hosentasche, holte sein mobiles
Kommunikationsgerät hervor und ging näher an die Lichtquelle. Ein leicht
verlegenes Grinsen legte sich auf sein Gesicht. „Ähm, der Akku ist leer, hab
ich gar nicht bemerkt. Ich glaub, ich brauch beizeiten mal wieder ein neues
Handy.“ Er beugte sich zu seinem Gatten herunter, umarmte und küsste ihn.
Als sich ihre Lippen wieder voneinander gelöst hatten, zuckte der
oberste Zahlenkontrolleur der Stadt erschrocken zusammen, hatte er doch jetzt
erst den dritten Mann, der schräg hinter seinem Liebsten stand, entdeckt.
„Amiri! Du hättest ja auch was sagen können! Ich liege hier nackt auf dem
Präsentierteller und du bringst Gäste mit! Was soll der nun von mir halten?“
„Schatz! Das ist Christopher …“ Cihad deutete auf den Blonden, dann
folgte eine Geste in die andere Richtung. „Christopher, das ist Matze, mein
Mann.“
Bevor sich die Angesprochenen die Hände reichen konnten, erhob sich der
Beamte und versuchte, den seidenen Morgenmantel, den er trug, noch
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