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Abitreff (German Edition)

Abitreff (German Edition)

Titel: Abitreff (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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auch …“
     
    „Ich werde was?“ Ungläubig starrte er den Berber an. „Das … das geht
doch nicht!“
     
    Der Student zog den jungen Mann hoch, küsste ihn. „Wieso sollte das
nicht gehen? Du willst Kunst studieren, hast sogar einen Studienplatz, also …
warum nutzt du diese Chance nicht? Matthias will dir nur helfen, endlich auf
eigenen Füßen zu stehen. Gut, mit deiner Familie könnte es etwas hart werden,
aber da musst du durch. Keine Angst, wir helfen dir dabei.“
     
    „Gut? Aber … aber wie soll das gehen?“
     
    „Du ziehst in unser Gästezimmer und wir fahren gemeinsam nach Münster.“
Der Berber lachte. „Und wenn du wieder mal mit uns spielen willst, kein Thema.
Fall du jemanden findest, für den dein Herz schlägt, ist das auch kein Problem,
hier im Haus gibt es nämlich keine Regeln für nächtliche Herrenbesuche!
Hauptsache ist, du stehst rechtzeitig auf, um zur Uni zu kommen … oder zur
Kunstakademie, da hat Matthias ein Auge drauf. Manchmal würde ich auch lieber
liegen bleiben, aber dann treibt er mich regelrecht aus dem Bett.“
     
    Der Beamte räusperte sich. „Wir, also Cihad und ich, wir bieten dir unsere
Hilfe an: Du kannst sie annehmen und glücklich werden, oder du kannst auch
‚Nein danke!‘ sagen; wir sind dir deshalb nicht böse. Es ist deine
Entscheidung!“
     
    „Ich weiß, du kannst sie treffen!“ Der Berber wuselte in den blonden
Haaren. „Also tue es auch, denn sonst? Sonst wirst du es eines Tages bereuen!“
     
    Stille trat ein, man sah, wie es in dem Blonden arbeitete. „Dann brauch
ich keinen Aufsatz!“
     
    „Wie meinst‘e denn das jetzt?“
     
    „Die Haare da unten!“ Er deutete auf den Wildwuchs um sein Gemächt.
„Alles ab! Ich will es glatt haben, so als Zeichen des Neuanfangs!“
     
    „Ganz wie du es gerne haben möchtest!“
     
    „Danke! Aber ich kann noch nicht sagen, wann … wann ich hier genau
einziehe!“
     
    „Wieso? Du bist doch jetzt hier!“
     
    „Stimmt, aber ich bräuchte ein paar Sachen, die jetzt noch in Dresden
sind: Abiturzeugnis, Reisepass, Sparbuch, meine Fotoausrüstung und mein
Kuscheltier, … halt solche Sachen.“ Er blickte die beiden fast flehentlich an.
„Und zum Anziehen brauche ich ja auch etwas, oder? Gut, hier im Haus könnte ich
nötigenfalls nackt rumlaufen, macht mir nichts aus, aber ich glaube nicht, dass
das im Zug oder im Hörsaal so gut kommen würde.“
     
    „Wäre zumindest mal was Neues!“
     
    Man besprach noch etliche Einzelheiten und gegen kurz nach drei bestieg
Christopher ein Taxi, um zum großelterlichen Anwesen zu kommen. Sollte die
Verspätung jemandem auffallen, so sollte er sagen, er hätte den falschen Weg
von der Bushaltestelle aus eingeschlagen.
     
     
    Als die beiden Lebenspartner aufwachten, war das Mittagsläuten schon
lange verklungen. Cihad blickte über seinen Kaffee hinweg seinen Gatten an.
„Meinst du, wir tun das Richtige?“
     
    „Schatz, wir haben Christopher bisher nur ein Angebot gemacht, das muss
er erst einmal annehmen.“ Der Beamte griff sich den Süßstoff. „Wenn er es annimmt,
dann sehen wir weiter, aber das sind die Probleme von morgen, nicht die von
heute! Er hat heute Nacht zwar Ja gesagt, aber wer weiß, ob er nicht in letzter
Sekunde noch einen Rückzieher macht?“
     
    „Ich an seiner Stelle? Ich würde nicht zögern! Ich war ja in der
gleichen Situation!“
     
    „Schatz, das stimmt nicht so ganz!“ Der Beamte setzte die Tasse ab.
     
    Cihad schaute etwas verwundert. „Wie meinst du das denn jetzt?“
     
    „Du lagst im Straßengraben und hattest – mehr oder minder – mit dem
Leben schon abgeschlossen, du konntest also keine freie Entscheidung mehr
treffen, ob du mitkommen wolltest oder nicht. Ich habe dich einfach mitgenommen
und …“
     
    „… mir dadurch mein Leben gerettet!“ Der Berber lächelte dankbar.
     
    „Stimmt, aber als ich dich aufgelesen hatte, hattest du immer nur ‚Rob‘
gerufen, immer wieder. Ich dachte zuerst, du wärst Opfer eines Überfalls
geworden, aber dann?“ Matthias blickte seinen Gatten intensiv an. „Als uns die
Ärzte nicht helfen wollten, ich habe in deiner Brieftasche das Bild dieses
Surfers entdeckt und die Widmung: ‚With luv – Rob‘. Tja, da wusste ich
Bescheid!“
     
    „Und was hättest du gemacht, wenn auf dem Bild eine Frau gewesen wäre?“
     
    „Wohl genau das gleiche, was ich getan habe, aber nur …“ Der
Brillenträger grinste den Studenten frech an. „… dann hätte ich

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