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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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gerechterweise muss man sagen, Petrakos war kein Folterknecht. Er hat in der Administration gearbeitet.«
    »Und wie haben sich die beiden dann jeweils getroffen? Ich nehme nicht an, dass Ihr Vater in den Verwaltungsbüros rumgegeistert ist, als er bei der Militärpolizei in Haft war.«
    »Petrakos hat erst später wieder Kontakt zu meinem Vater aufgenommen. Damals, als die olympischen Sportanlagen gebaut wurden«, antwortet Kyriakos. »Mein Vater hat ihn angestellt, weil er auf den Baustellen einen Aufpasser gebraucht hat. So hat ihre Zusammenarbeit begonnen.« Er hält inne und lacht erneut auf. »Ein Militärpolizist und ein Regimegegner, das waren die beiden tragenden Säulen in der Firma meines Vaters, Herr Kommissar.«
    »Und wer war die zweite?«
    »Thanassis Lakodimos.«
    »Der Vizeminister?«
    Ich tue so, als hörte ich den Namen, den mir Sotiropoulos gesteckt hat, zum ersten Mal.
    »Ja, der Vizeminister, der für die olympischen Sportanlagen zuständig war. Alle Aufträge gingen über seinen Schreibtisch. Er ist Diplomingenieur, genau wie mein Vater. Sie haben zusammen am Polytechnikum studiert, waren beide an der Besetzung beteiligt und landeten beide gleichzeitig in den Fängen der Militärpolizei. Damals wurden sie Freunde, und diese Freundschaft währte bis zum Tod meines Vaters.«
    »Wissen Sie, ob es außer den Bauaufträgen auch andere Geschäftsbeziehungen zwischen den beiden gab?«
    »Nein«, antwortet er ohne weiteres Nachdenken. »Wenn Lakodimos mit seiner Frau zu uns nach Hause kam, schwadronierten sie immer nur von den Heldentaten der Vergangenheit. Andere Themen gab es nicht.«
    Ich würde ihn gerne auf die Affäre seines Vaters ansprechen. Dabei muss ich jedoch vorsichtig vorgehen. Ich möchte vermeiden, dass er aus Liebe zu seiner Mutter schweigsam wird.
    »Wir haben in Erfahrung gebracht, dass Ihr Vater eine außereheliche Beziehung hatte«, formuliere ich so neutral wie möglich.
    Wider Erwarten macht er nicht dicht, sondern geht darauf ein.
    »Ja, mit Athina«, sagt er und schüttelt bedauernd den Kopf.
    »Athina ist den Olympischen Spielen zum Opfer gefallen.«
    »Wie meinen Sie das?«, frage ich.
    »Mein Vater hat in der Euphorie vor der Olympiade geglaubt, er sei nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern auch ein guter Liebhaber, und hat eine Liaison mit seiner Sekretärin angefangen. Als die Euphorie verflogen und der Alltag wieder eingekehrt war, hat er sie sitzengelassen und ist nach Hause zurückgekehrt. Von nun an musste auch meine Mutter bei der ganzen Heuchelei mitmachen. Sie spielten allen das glückliche Paar vor. Das war für mich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich habe mich an der Universität Kreta beworben und bin von zu Hause ausgezogen. Seit damals habe ich meine Eltern nicht mehr besucht.«
    »Wissen Sie vielleicht Athinas Nachnamen?«
    »Nein. Wir haben immer nur kurz am Telefon miteinander gesprochen oder im Büro meines Vaters. Warum wollen Sie sie in Angst und Schrecken versetzen, Herr Kommissar? Sie hat bestimmt nichts mit dem Tod meines Vaters zu tun. Wahrscheinlich hat sie sich ein neues Leben aufgebaut. Warum in der Vergangenheit stochern?«
    »Möchten Sie eigentlich Ihre Mutter sehen?«, wechsle ich das Thema.
    »Sie ist doch noch immer sediert.«
    »Ich meine, sobald sie zu sich kommt.«
    Er denkt kurz darüber nach.
    »Wenn ich es beantrage, bekomme ich bestimmt eine Besuchserlaubnis. Andererseits möchte ich nicht in Polizeibegleitung auftauchen. Das würde sie erschrecken.«
    »Der Polizeibeamte kann auch draußen warten. Am besten fragen Sie mal nach, und wenn man Ihnen sagt, dass der Wachmann mit ins Krankenzimmer muss, dann sagen Sie Katerina Bescheid, und ich kümmere mich darum.«
    »Vielen Dank«, sagt er knapp.
    »In Ordnung, Kyriakos. Das wär’s.«
    »Schönen Gruß an Katerina«, meint er und erhebt sich.
    Als die Tür aufgeht, erwartet ihn draußen schon der Gefängniswärter, um ihn zurückzubegleiten.
    Ich bleibe im Büro zurück, um mich vom Direktor, der kurz darauf ins Zimmer tritt, zu verabschieden.
    »Wie war’s, wenn ich fragen darf?«, will er wissen.
    »Ich begreife nicht, wie ein junger Mann wie Kyriakos Demertsis Drogendealer werden konnte, Herr Direktor.«
    »Darüber habe ich mich auch gewundert. Wissen Sie, dass er Häftlingen, die eine Abendschule besuchen möchten, Unterricht gibt?«
    Demertsis’ Drogendealerkarriere ist eine rätselhafte Geschichte, auf die ich mir noch keinen Reim machen kann.

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