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Abschaffel

Titel: Abschaffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Genazino
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überhaupt funktionieren konnte. Abschaffel vermochte kaum wegzusehen von all diesen Dingen; sie gaben dem Schlafzimmer das Aussehen einer grotesken Waschküche, in die leider auch noch zwei Ehebetten hineingestellt worden sind. Frau Hornung hatte sich fast vollständig entkleidet und wartete auf ihn. Vielleicht hatte sie sogar bemerkt, daß ihn der Anblick der Waschvorrichtungen abstieß und lähmte. Aber eigentlich war er schon längst von etwas anderem neu gelähmt. Frau Hornung hatte die grünliche Steppdecke, die über beiden Ehebetten faltenlos und schwer ausgebreitet war, auf der einen, ihnen zugewandten Bettseite zurückgeschlagen. Der weggeschobene Teil der Steppdecke lag nun verklumpt und übereinandergeworfen auf der unbenutzten Seite der Ehebetten, und im Halbdunkel des Globuslichts sah die aufgeschichtete Steppdecke aus wie ein Haufen alter Kleider. Er hatte plötzlich das Gefühl, in einer Rumpelkammer zu sein. In diesem Verhau verbrachten die Hornungs also ihre Nächte. Auf der anderen Seite des Zimmers, gegenüber der Waschmaschine, erhob sich ein monströser Kleiderschrank, den sie wahrscheinlich von ihren Eltern geerbt hatten, denn er war schwer und dunkelbraun und roch nach alten Zeiten. Zwischen Kleiderschrank und Frau Hornungs Ehebett war nur ein schmaler Gang, in dem sich Abschaffel und Frau Hornung immer noch abtasteten. Frau Hornungs Busen hing merkwürdig ausdruckslos herunter. Es war das erste Mal, daß er einen schlaffen Busen sah. Frau Hornung hatte zwei Kinder, und vielleicht hatte sie beide gestillt, aber er fragte nicht danach. Vorne an den Brustwarzen hatte das Säugen kleine Rinnsale in der Haut hinterlassen; die Rinnsale waren wie die Muster, die abfließender Regen auf Sandboden hinterläßt. Im Bett wälzten sie sich kurz herum, und es war erstaunlich, wie genau beide darauf achteten, daß sie nicht auf das Bett nebenan gerieten. Frau Hornung nahm sein Geschlecht ganz kurz in den Mund. Für ihn war es so, als wollte sie damit ausdrücken: Ich weiß, daß es das gibt, aber ich mache es nicht. Er wunderte sich, wie ungewöhnlich groß und fest sein Geschlecht geworden war. Es war, als hätte auch das Organ teil an den Freuden der Kränkung, die doch nur sein Kopf wollte. Frau Hornung drehte sich um und wandte ihm den Rücken zu. Er richtete sich hinter ihr auf. Fast gleichzeitig bohrte sich Frau Hornung mit den Ellbogen tief in das Bett ein, damit sie einen guten Stand hatte. Er drang in sie ein und begann sofort zu schwitzen. Er nahm ein Ende der gräßlichen Steppdecke und wischte sich das Gesicht ab. Da konzentrierte sich sein Körpergefühl auf das Geschlecht, und es entwich ihm überraschend schnell der Same. Er trennte sich von Frau Hornung und verließ sofort das Bett und suchte seine Kleider. Sie stand ebenfalls auf und wischte sich mit einer verkrumpelten Bluse, die sie aus einem Wäschekorb neben dem Kleiderschrank herausgezogen hatte, die Beine und das Geschlecht ab. Sie öffnete das Fenster und zog sich an. Offenbar waren sich beide darin einig, daß er rasch verschwinden sollte. Machen Sie bitte im Treppenhaus kein Licht, sagte sie. Ja, sagte er. In Strümpfen ging er in das Wohnzimmer zurück und trank seinen Rest Cognac aus. Frau Hornung nahm die Gläser und spülte sie in der Küche aus. Sie stand schon an der Tür und ließ ihn hinaus. Geräuschlos schloß sich die Tür hinter ihm. Das Treppenhaus war still, und es begegnete ihm niemand. Auch auf der Straße war kein Mensch. Der Wind fuhr heftig durch die Bäume und bog die Blätter in alle Richtungen. Der Sommer ging zu Ende. Abschaffel suchte ein Taxi und fand keines. Er fühlte keinerlei Spannung in sich. Wenn es nicht so weit gewesen wäre, wäre er gern nach Hause gelaufen. Es war halb zwölf. Eine unglaubliche Stille herrschte in diesem Neubauvorort. Die mittelhohen Wohnblocks erhoben sich schwarz wie in die Höhe gebaute Gräber. Er lief zum Bahnhof, dort gab es sicher Taxis. Tatsächlich standen zwei Wagen vor dem Höchster Bahnhof. Abschaffel empfand das strahlende Gelb der erleuchteten TAXI -Schilder auf den Dächern der Wagen als so warm und freundlich, daß er sich wünschte, an jedem Abend seines Lebens, wann immer er es nötig haben würde, ein prächtig erleuchtetes TAXI -Schild mitten in der Nacht betrachten zu dürfen. Er nahm diesen Wunsch nicht ernst. Er fand ihn lächerlich, ohne sich deswegen zu schämen. Zwanzig Minuten später war er zu Hause und schlief rasch ein.

 
    Am folgenden Morgen tat

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