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Abschaffel

Titel: Abschaffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Genazino
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alles zu Ende, inmitten eines riesigen Gebrülls ging ich unter, aus Aufregung habe ich nur Scheiße gequatscht! Ich bin sitzengeblieben, sogar zweimal, es ist alles immer schlimmer geworden. Aber mir fällt diese Geschichte oft ein, weil viele Männer auch sehr aufgeregt sind, so sehr, daß sie oft nicht ficken können, obwohl sie es doch so gut können, genauso wie ich nicht lesen konnte, obwohl ich es doch sehr gut konnte.
    Das war die Geschichte, und Abschaffel war beim Zuhören sentimental geworden. Er fragte das Mädchen nach dem Namen, sie hieß Dorothea, und Abschaffel war so weich geworden, daß er glaubte, er würde immer wieder zu ihr gehen. Sie fiel ihm jetzt wieder ein, aber sie war nicht in der Halle. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er sie in anderen Häusern suchen sollte, aber er kam wieder davon ab. Was kostet es bei dir? fragte er eine frierende Blondine. Fünfzig für dich, sagte sie. Sie gingen zusammen durch die Halle, er nach ihr, sie verließen das Erdgeschoß durch eine schwere Eisentür, die in das Treppenhaus führte. Das Haus hatte keinen Fahrstuhl, und das Zimmer des Mädchens befand sich im vierten Stock. Sie war sofort ausgezogen und setzte sich auf die Couch und wartete auf ihn. Leg dich hin, sagte sie. Abschaffel gehorchte. Sie faßte mit beiden Händen an sein Geschlecht. Du kannst mich ruhig anfassen, auch unten, sagte sie. Abschaffel legte eine Hand auf ihre Beine und griff an das Geschlecht, aber ungeschickt. Nicht mit dem Finger reingehen, sagte sie, ich habe doch Creme drin und die soll auch drin bleiben. Abschaffel zog seine Hand zurück. Du sagst, wenn es gut ist, sagte sie. Sie strengte sich an, und es gelang ihr tatsächlich, sein Glied aufzurichten. Abschaffel wunderte sich, und er sagte, es ist gut, leg dich hin. Als er über ihr war, trat endlich der Anfang der von Abschaffel erwarteten Peinlichkeit hervor. Sein Geschlecht wurde lustlos und verlor rasch an Festigkeit. Sie bemerkte alles, sie wollte nicht aufgeben und bewegte das Glied noch, als sie es einführen wollte. Das ist nicht gut, sagte sie, und Abschaffel freute sich, daß es jemanden gab, der diejenigen Sätze sagte, die zu sagen waren. So geht es nicht, dreh dich um, sagte sie. Abschaffel legte sich auf den Rücken, und sie begann erneut mit beiden Händen. In diesen Ereignissen erkannte Abschaffel das frühe Nichtgelingen des Tages, und er beschloß, nichts mehr zu sagen und nichts mehr zu tun. Sie strengte sich sehr an. So kannst du nicht reingehen, sagte sie, das brauchen wir gar nicht noch einmal versuchen. Abschaffel tat, als schämte er sich. Er lag da wie ein Schuljunge mit schlechten Zeugnissen, der besonders früh im Bett war, weil er sich im Bett am besten schämen konnte. Er faßte sich selbst an sein Geschlecht. Hör auf, fuhr sie dazwischen, du darfst den Gummi nicht anfassen, Mensch, du hast doch Bakterien an den Fingern, die krieg ich dann in den Bauch. Wieder zog er seine Hand zurück. Bleib liegen, sagte sie, ich mach dir’s mit der Hand, es geht nicht anders. Abschaffel glaubte, sie sei verärgert und wolle ihn rasch aus dem Zimmer haben. Das gefiel ihm sehr gut. Er ging sich selber auf die Nerven, und es war schön zu sehen, daß er auch anderen auf die Nerven ging. Sie begann, mit maschinenartig gleichen Bewegungen sein Glied zu behandeln, und nach kaum zwei Minuten ergoß sich wieder Samen in den Gummi. Nach weiteren zwei Minuten war er angezogen und wieder auf der Straße.
    Kaum war er unten, taten ihm alle Menschen leid. Er ging in Richtung Bahnhof, und unterwegs sah er eine junge Mutter, die ihrem Kind die Hosen herunterzog, es hochhob über den Bordstein und hinunterpinkeln ließ. Sie setzte das Kind wieder ab und zog ihm die Hosen hoch, und dabei wurde das Kind dreimal selbst mithochgehoben von den kräftigen Bewegungen der Mutter, und schon tat Abschaffel das Kind sehr leid. Es konnte den Boden unter den Füßen verlieren, weil ihm die Hosen hochgezogen wurden! Dann taten ihm Fahrgäste leid, die in einem Bus an ihm vorüberfuhren. Sie saßen so tief in den Sitzen des Busses, daß nur noch ihre Köpfe den Fensterausschnitt erreichten.
    Diese kleinen Köpfe! Im Bahnhof bedauerte er endlos eine alte Toilettenfrau, die zwischen pissenden Männern umherschlurfte und von ihnen nicht mehr wahrgenommen wurde. Vor dem Waschbecken wartete Abschaffel auf einen Mann, der sich die Hände wusch. Der Abfluß des Beckens war verstopft, und das in das Becken fließende Wasser stieg an. Die

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