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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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rockig.”
    „Versuchen wir’s mal damit.”
    „Alles klar!” rief er begeistert. „Dann bringe ich morgen einige Bänder mit. Ach übrigens, Rowena …” Er senkte die Stimme. „Nochmals vielen Dank für die Gehaltserhöhung! Wir alle hier rechnen Ihnen das hoch an! Das mag sich jetzt wie Schleimerei anhören, aber seit Sie hier das Sagen haben, ist der Laden nicht wiederzuerkennen. Erheblich besser!”
    „Es soll sich ja jeder wohl fühlen.”
    „Tun wir auch.” Er hob den Daumen zum Gruß und wandte sich dann einigen Bestellungen zu, die er von Mae bekommen hatte.
    Bevor Rowena mit Mark das Lokal verließ, bestand er darauf, dem Kellner John für seinen Service ein Trinkgeld von zwanzig Dollar zu hinterlassen.
    „Alles, was recht ist”, sagte sie. „Du weißt, was sich gehört.”
    „Und was ist mit meinem unbeschreiblichen Charme, meiner außergewöhnlichen Stilsicherheit, meiner Aufgeschlossenheit, meiner Sensibilität und meinem Humor?”
    „Auch das gefällt mir an dir. Morgen bringt der Barkeeper neue Tonbänder mit.”
    „Und welche Richtung?” fragte Mark skeptisch.
    „Jazz.”
    „Ach so! Ich befürchtete schon, er könnte mit so Getöse daherkommen wie Jane’s Addiction oder den Dead Kennedys. Aber dafür ist er denn doch schon ein wenig zu alt.”
    „Was denn – Tote Kennedys?” Rowena starrte ihn an, sagte dann aber: „Ach, lass nur, verschon mich lieber damit.”
    „Meinst du, ich könnte schnell noch in die Küche flitzen und dem Koch meinen Dank abstatten?”
    „Sicher!”
    Während er Richtung Küche ging, warf Rowena einen Blick in die Reservierungskladde und hörte erfreut, wie im Hintergrund lautes Gelächter erscholl. Als sie kurz darauf zum Wagen gingen, fragte sie: „Was hast du denn denen in der Küche gesagt?”
    „Staatsgeheimnis. Allerdings habe ich Philippe um das Rezept für seine Vinaigrette gebeten, doch in seiner köstlichen gallischen Art lehnte er das ab. Freitagabend will er dir allerdings eine Flasche für mich mitgeben. Wenn du vergisst, sie mir mitzubringen, bist du geliefert!”
    „Ach, wie furchtbar! Der Quälgeist droht mir! Zu Hilfe!” Lachend hakte sie sich bei ihm unter.
    Rowena begann, ihre Wohnungseinrichtung zu sortieren und für den Umzug zu verpacken. Es gelang ihr, den Großteil ihrer Möbel zu verkaufen, die sie auf einem Zettel an der Anschlagtafel im Waschraum aufgelistet hatte.
    An zwei aufeinander folgenden Samstagnachmittagen ging sie mit Mark einkaufen. Sie bestellte ein schickes neues Sofa, mehrere gepolsterte Sessel, Leuchten, vier neue Esszimmerstühle zu dem alten Küchentisch mit der Marmorplatte und für das Wohnzimmer einen Perserteppich, Seide auf Seide.
    Nach vielem Hin und Her entschied Mark sich für einen schiefergrauen Teppichboden, der nahtlos im gesamten Apartment ausgelegt werden sollte, für ein neues Bett sowie für ein Paar hübsch lackierte italienische Nachttische.
    Nachdem die Armaturen in der Küche montiert und die Arbeiten im großen Badezimmer beendet waren, zog Rowena in ihr Elternhaus zurück, obwohl die Renovierung insgesamt noch einen weiteren Monat andauern sollte. Erst dann könnte sie ihre gesamte Habe dorthin transportieren, doch sie wollte vor Ort sein, um den täglichen Fortgang der Arbeiten mit eigenen Augen zu verfolgen und auf möglicherweise entstehende Probleme unmittelbar eingehen zu können.
    Es machte ihr sogar Spaß, um kurz nach sechs in der Früh aufzustehen, um zeitig genug geduscht und angezogen parat zu stehen, wenn um halb acht die vier Arbeiter der Baukolonne anrückten. Dann stand sie gewöhnlich mit einer Tasse Kaffee in der Hand am hinteren Küchenfenster, schaute zu, wie der Schnee Zentimeter für Zentimeter aus dem Garten zurückwich, und gab sich allerlei Erinnerungen hin – Erinnerungen an das Spielhaus, das einst am vorderen Rand des Rasens gestanden hatte, an den ältlichen italienischen Gärtner mit der leisen Stimme, der vor langer Zeit zweimal die Woche gekommen war, um das Unkraut in den Blumenbeeten zu jäten und den Rasen zu mähen, an den Schneemann aus frischem Pulverschnee, den sie mit ihrem verstorbenen Bruder gebaut hatte, während Claudia, die wegen einer Erkältung im Haus bleiben musste, ihnen durch das Esszimmerfenster zusah.
    Wenn dann Frank Reilly, der Chef der Baufirma, erschien, trank sie mit ihm zusammen ihre zweite Tasse Kaffee, und sie begutachteten den Fortschritt, den die Arbeiter machten. Danach wurde es Zeit für Rowena, zur Bibliothek

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