Abschied aus deinem Schatten
Praxis.”
„Die natürlich sehr groß ist”, spöttelte Richard.
Rowena starrte ihn einige Sekunden verständnislos an. Dann brach sie in schallendes Gelächter aus.
„Aber nein, natürlich nicht”, flüsterte Mark verhalten, „er interessiert dich nicht die Bohne! Schamlose Lügnerin! Und er verfolgt dich in einem fort mit Blicken. Ich glaube nicht, mein Schatz, dass der dich als Sozialfall betrachtet.”
„Hör auf!” flehte sie.
„Hör du lieber auf!” konterte er. „Genieß es doch einfach!”
„Kann ich nicht! Also, Schluss damit, okay?”
„Die Hintergrundmusik ist jetzt viel besser. Bestell dem Barkeeper, sie findet meine Zustimmung.”
„Geht klar.”
„Also? Wo bleibt dein Bericht?”
„Mark!”
„Ach, wie enttäuschend! Ich hatte mich schon auf ein bisschen Dramatik gefreut!”
„Nun lass sie in Ruhe!” mischte Richard sich erneut ein. „Rowena findet das überhaupt nicht komisch.”
„Danke, Richard”, sagte sie. Es kam von Herzen.
„Bitte sehr. Im Übrigen, mein lieber Mark, hast du gut reden! Dabei würdest du glatt einen Herzanfall kriegen, wenn sich wirklich was abspielen würde. Wollen wir wetten?”
„Hast Recht. Würde ich wohl”, räumte er ein. „Ro und ich waren von meinem ersten Tag in der Bibliothek an ein Herz und eine Seele. Damals kam diese Frau herein und brachte Leihbücher zurück, die über ein Jahr überfällig waren. Sie kriegte fast einen Schreikrampf, als sie merkte, was sie für Überziehungsgebühren blechen musste! Wir schauten uns an, Ro und ich, und gingen prompt zusammen essen.”
„Großer Gott!” Sie lachte. „Dass wir zum Lunch gegangen sind, weiß ich noch, aber den Grund hatte ich vergessen. Schrecklich war das!”
„Was passierte denn dann mit der Frau?” wollte Richard wissen.
„Ich glaube, man einigte sich schließlich auf die Hälfte der fälligen Gebühr”, erklärte Rowena.
Mark schaute auf die Uhr. „Langsam wird es Zeit für uns. Richard muss morgen früh arbeiten.”
„So? Was machen Sie denn beruflich, Richard?” erkundigte sich Rowena, die aufstand, um die beiden zur Tür zu begleiten.
„Nichts Aufregendes. Ich besitze ein Herrenbekleidungsgeschäft in Southport.”
„Aber ’nen echt schicken Laden”, bemerkte Mark. „Bin gleich ordentlich zur Kasse gebeten worden, obwohl ich eigentlich nur mal reinschauen und Guten Tag sagen wollte. Ab sofort grüßen wir uns nur noch telefonisch.” Er grinste Richard an und wandte sich dann wieder an Rowena. „Im Ernst, Ro. Das Dinner war erstklassig.”
„Und vielen Dank für den Wein”, fügte Richard hinzu. „Wirklich sehr großzügig von Ihnen.”
„Es war mir ein Vergnügen. Hoffentlich kommen Sie bald wieder.” Sie schüttelte Richard die Hand und umarmte Mark. „Dich sehe ich ja schon morgen.”
„Und ob! Dann kriege ich den Bericht!”
„Marsch, nach Hause!” Lachend hielt sie die Eingangstür auf. Am liebsten wäre sie gleich mitgegangen, da die Magenkrämpfe immer schlimmer wurden.
Mark neigte sich zu ihr. „Genieß es doch einfach, Herzchen!” flüsterte er ihr ins Ohr.
„Ich glaube nicht, dass ich das schaffe”, murmelte sie wahrheitsgemäß.
„Doch, das schaffst du sehr wohl! Gib dich einfach ganz un-verkrampft!”
Ein Zeit lang blieb sie im Türrahmen stehen und sah den beiden nach, wie sie die Straße entlanggingen. Dann schloss sie die Tür, holte tief Luft und trat an die Bar, um Reid und dessen Begleiter an einen der frei gewordenen Tische zu bitten, wo man bequemer saß.
„Dürfen wir Sie auf einen Drink einladen?” fragte Innes. „Und, übrigens, großes Kompliment zu Ihrem Restaurant.”
„Sehr liebenswürdig”, sagte sie zögernd, „nur …”
„Kommen Sie, Rowena, setzen Sie sich doch zu uns”, drängte Reid und sah sie eindringlich an. „Bitte!”
„Nun gut”, erwiderte sie, da sie keine Möglichkeit sah, der Einladung zu entkommen. „Geben Sie mir fünf Minuten.”
Sie schickte Kip zu ihnen, damit er ihre Bestellung für das Dessert aufnahm, während sie selbst einen schnellen Kontrollgang über die Terrasse und durch die Küche unternahm. Alles war in bester Ordnung, und ihre unmittelbare Präsenz war nicht erforderlich. Pech gehabt! Also musste sie sich wohl oder übel zu Reid setzen und zumindest den Versuch machen, Konversation zu pflegen. An der Bar blieb sie kurz stehen, schenkte sich zur Stärkung einen Cointreau auf Eis ein und begab sich damit zu Reid und seinem Begleiter an den Tisch.
Als
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