Abschied fuer immer
fahren, dankend ab und legte den ganzen Weg zu Sams Haus zu Fuß zurück.
Eigentlich sollte sie froh sein, dass er noch nicht zurück war. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, was für Kommentare er abgegeben hätte, wenn er während ihres Telefonats hereingekommen wäre.
Chad war alles andere als begeistert gewesen. Verständlicherweise.
Seit vielen Jahren – noch bevor Sam sich in ihr Leben gedrängt hatte – verehrte er sie. Sie beide arbeiteten gut zusammen. Sie hatten gemeinsame Ideale und in vielen Dingen den gleichen Geschmack. Ihre Beziehung war ruhig und ausgeglichen, genau wie er selbst. Bei ihm wusste sie, was sie erwartete. Chad würde ihre Seele niemals in zwei Teile reißen.
Aber selbst nachdem sie ihm erklärt hatte, dass – und warum – sie ihn nicht heiraten konnte, hatte er keine Sekunde lang die Beherrschung verloren. Er war nicht laut geworden, sondern hatte ihr versichert, dass ihre Praxis bei ihm in guten Händen war und sie sich ruhig Zeit lassen konnte.
Wenn sie sich mit Sam geeinigt und die Scheidung zum verspäteten Abschluss gebracht hatte, würden sie auf die Sache zurückkommen.
Auf die Sache zurückkommen.
Keine sehr leidenschaftliche Reaktion.
Die du ja auch gar nicht willst, richtig?
Kopfschüttelnd griff Delaney wieder nach dem Hörer und wählte die Nummer ihres Vaters im Pflegeheim. Er antwortete nach dem zweiten Läuten. Das Gespräch war erbärmlich kurz.
Sie hätte gern länger geredet.
Randall Townsend nicht. Früher war nur sie es gewesen, mit der er jedes sinnvolle Gespräch mied. Jetzt, mit seiner Behinderung, war er allen gegenüber so schweigsam.
Delaney stützte den Kopf auf eine Hand und starrte auf die Glasschüssel mit Samenkörnern, die neben dem Telefon stand. Sie war eine erwachsene Frau.
Aber noch immer sehnte sie sich nach der Anerkennung ihres Vaters.
„Probleme zwischen den Turteltauben?“
Sie erschrak. Der Mann bewegte sich wie eine Katze, selbst in den alten Stiefeln, die er immer trug. „Es ist unhöflich, sich so anzuschleichen. Hat dir deine Großmutter das nicht beigebracht?“
„Das hier ist mein Haus. Und du solltest deine Nase nicht in meine Familienangelegenheiten stecken.“ Sam kam näher.
Erst jetzt sah sie den Bluterguss. Sie glitt vom Hocker. „Was ist passiert?“
Er wehrte ihre Berührung ab. „Zwei Idioten namens Haggerty, die sich gegenseitig von der Klippe werfen wollten.“
Delaney ließ die Hände sinken und beobachtete, wie er die gefrorenen Erbsen aus dem Kühlschrank holte und auf sein blaues Auge presste. Dann drehte er sich zu ihr um. „Ich dachte, du bist weg.“
„Ich wünschte, ich wäre es. Sämtliche Charterfirmen in San Diego sind ausgebucht. Also werde ich wohl auf Mr. Montoyas Fähre warten müssen. Ich kann noch immer nicht glauben, dass sonst niemand auf dieser Insel ein richtiges Boot hat.“
„Keines, bei dem die Überfahrt ungefährlich wäre.“
„Ja, das sehe ich ein.“ Das tat sie wirklich, zumal sie Annie und Logan Drake zu diesem Thema gründlich ausgefragt hatte. „Tut es weh?“
„Gibst du meinem Auge einen heilenden Kuss, wenn ich Ja sage?“
„Sehr witzig.“
„Schätze, das ist ein Nein.“ Seine Stimme klang seltsam, als er eine Handvoll Körner aus der Schüssel nahm, die Glastür aufschob und auf die Veranda ging.
Es dauerte einen Moment, bis Delaney bewusst wurde, was ihr gerade aufgefallen war: Er hatte kein bisschen spöttisch geklungen.
Sie folgte ihm und sah, wie er die Körner weit vor das Geländer warf. Seemöwen und verschiedene andere Vögel, die sie nicht kannte, stürzten sich kreischend darauf.
Er legte die Hände auf das verwitterte Holz und senkte den Kopf. Die gefrorenen Erbsen, die auf dem Geländer lagen, schienen vergessen zu sein. „Warum hast du Petrofski hergebracht, Delaney?“
Sie versuchte, ruhig zu bleiben. „Hat er etwas mit deinem blauen Auge zu tun?“
Morgen früh würde es schwarz sein.
„Wenn das der Fall wäre, würde er jetzt in meiner Zelle sitzen“, antwortete er und sah sie noch immer nicht an.
„Wer sitzt denn drin?“
Er seufzte. „Niemand.“
„Du hast dich schlagen lassen und niemanden eingesperrt?“
Erst jetzt warf er ihr einen Blick zu. „Warum ist er hier, Delaney?“
„Du bist zu hart zu ihm, Sam. Sicher, er hat ein paar Fehler begangen, aber er hat teuer dafür bezahlt. Um Himmels willen, im letzten Jahr ist seine Mutter gestorben.“
„Na und?“
„Wie kannst du ihm gegenüber nur so gefühllos
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