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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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sieht es dann da drin aus?«
    »Es wird in Ordnung sein.«
    »Was meinen Sie mit: falls sie es verkaufen will?«
    »Falls sie, nach reiflicher Überlegung, absolut sicher ist.«
    »Sie sollte lieber wegziehen. Sie hat hier ein paar Freunde gehabt. Nette Leute. Bis dieser Jockey von der Tankstelle bei ihr eingezogen ist und sie angefangen hat, sich an die Flasche zu hängen.«
    »Vermutlich widerstrebt das Ihrer Auffassung von Sitte und Moral.«
    Er zeigte mir seine kleinen Zähne. »Das ist ein anständiger Ort.«
    »Das sind sie alle, Freundchen.«
    Ich ging davon und ließ ihn im Eingang seines Backsteinbüros stehen. Die Sonne setzte silberne Glanzlichter auf seinen glatten rosa Schädel.
    Ramirez kam am Nachmittag und war erstaunt über die Fortschritte. Sie zog sich am Nachmittag sogar an. Sie war sehr zurückhaltend, sah schläfrig aus und bewegte sich langsam. Am Abend hatte sie einen weiteren Rückschlag. Und in der Dunkelheit redete sie auch wieder.
    »Ich fing an, wieder ins Leben zurückzufinden, Trav, obwohl es ihn gab. Ich schien mir klarzumachen, daß er mich zerstören wollte, und ich wußte, ich würde mich nicht zerstören lassen. Ich fand eine kleine, ruhige Ecke ganz tief in meinem Inneren, und ganz gleich, was er mich zu tun zwang, ich konnte dorthin zurück, und es schien keine Rolle mehr zu spielen. Ich hatte allmählich das Gefühl, daß er mir die schlimmsten Dinge schon angetan hatte, daß ich in gewisser Weise stärker war als er und daß ich ihn überleben, von ihm loskommen würde. Ich konnte wieder erhobenen Hauptes gehen und über Wege nachdenken, das Ganze zu beenden. Aber ... das wollte er natürlich nicht zulassen. Er durfte mich nicht entkommen lassen.«
    Der Versuch, mir zu erzählen, wie er all ihre Fluchtpläne vereitelt hatte, fiel ihr schwer. Sie verlor den Zusammenhang. An vieles konnte sie sich zum Glück auch nicht mehr erinnern. Um sie leichter manipulieren zu können, hielt er sie ständig unter Alkohol, aber auch, um die Chancen zu vermindern, daß sie sich in einem unbewachten Augenblick das Leben nahm.
    Auf jener letzten Kreuzfahrt hatte Junior Allen das Boot nach Bimini gebracht. Dort hatte er eine zweigleisig fahrende, haitianische Hure namens Fancha an Bord genommen. Dann waren sie in eine abgelegene Bucht auf den Berry Inseln gesegelt, gingen vor Anker, blieben eine Woche lang und zerstörten Lois Atkinson vollends. An die Rückfahrt nach Candle Key erinnerte sie sich überhaupt nicht. Von dort war er auf eigenen Wunsch im Juni endgültig weggegangen und hatte diese sanftmütige Frau mit all den explosiven Bildern und bruchstückhaften Erinnerungen zurückgelassen, die sie eines Tages umbringen würden.
    Nachdem sie in den Schlaf geglitten war, stellte ich Vermutungen über mögliche Motive an. Es gibt auf dieser Welt Männer, die zwanghaft die zerbrechlichsten und schönsten Dinge zerstören, ganz so wie randalierende Kinder ein schönes Zuhause verwüsten. Seht mich an, sagen sie damit. Die scheue, sensible, schöne Lois, eine anmutige und gebildete Frau, forderte Junior Allen allein durch ihr Dasein heraus. Und sie hatte ihn darüber hinaus herausgefordert, weil sie sich ihm widersetzte. Obwohl das bedeutete, die Dummheit zu begehen und nach Candle Key zurückzukehren, nachdem er gefunden und gestohlen hatte, was David Berry versteckt hatte, mußte er diese Herausforderung annehmen und sich einen viel delikateren Leckerbissen, als es Cathy Kerr je sein konnte, völlig unterwerfen.
    Die schlimmsten Verbrechen, die Männer an Frauen begehen können, erscheinen nicht im Strafrecht. Ein lächelnder Mann, schnell und behende wie ein Raubtier, muskelbepackt, mit Geld bewaffnet, lief nun frei durch die ahnungslose Welt, so gierig wie ein Wiesel in einem Hühnerstall. Ich kannte das Motiv. Das Motiv hieß Mord. Diesem symbolischen Töten konnte sehr leicht die wörtlicher zu nehmende Tat folgen.
    Verschlagen und verwegen, impulsiv und draufgängerisch. Der Ziegengott Satyr, mit seinem Huf, seinem Lächeln und seinen haarigen Ohren, am Steuer der Play Pen.
    Man konnte ihn lieben, verstehen, ihm vergeben, ihn zaghaft an Freud oder an Jesus heranführen.
    Oder aber man kann den in unseren Zeiten recht unpopulären Standpunkt einnehmen, daß das Böse, unabhängig von irgendwelchen schlimmen Kindheitserfahrungen, auf dieser Welt existiert, und zwar ausschließlich um seiner selbst willen, die Pestbeule als das Vermächtnis des Teufels, so unerklärlich wie Bergen-Belsen.
    Ich

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