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Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Titel: Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Boscher
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würde mich gern wiedersehen. Und so ging ich beschwipst vom Wein und all den sinnlichen Eindrücken und beseelt von dem Gefühl, dass dies doch ein sehr vielversprechender Anfang gewesen war, durch das nächtliche Wuppertal nach Hause. Wie sagte Hesse: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Und einen Zauber spürte ich sehr deutlich. Allerdings ahnte ich nicht, dass es nicht die Vorboten einer glücklichen Liebesbeziehung waren, die mich erfüllten. Es war die Magie der Inspiration, die ich zu spüren bekam. Die Ankunft meines Mörders rückte näher.  
     
    5.
     
    Am nächsten Abend saß Magdalena auf dem Boden meines Zimmers, baute auf einem Frühstücksbrettchen zwischen ihren lang ausgestreckten Beinen einen Joint, was ich interessiert beobachtete, war doch ihr Rock hochgerutscht. Plötzlich fragte sie mich, ohne von ihrer Arbeit am Joint aufzusehen – und ich kann nicht sagen, ob sie zwischenzeitlich aufgeblickt und meine Blicke gesehen hat –: »Was ist denn das für ein merkwürdiges Ding unter deinem Bett?«
    Es war mein Gipsbett, wonach sie mich fragte. Ich erzählte Magdalena von den orthopädischen Schwierigkeiten, die meine Kinderjahre begleitet hatten.
    » Ah, deswegen humpelst du also ein wenig!«, stellte sie fest, als ich mit meiner Erklärung geendet hatte, »Das muss ja echt schlimm gewesen sein, so mit kaputten Knochen, die einfach nicht so wollen, wie sie sollen, und gerade als Kind, wenn alle munter durch die Gegend springen, und man selbst nicht richtig laufen kann, ja, noch nicht mal gerade stehen, um wenigstens noch beim Gummi-Twist, das Gummi um die Beine geschlungen, mitspielen zu können!«
    » Nein!«, stellte ich richtig, »So schlimm war das nicht, die anderen spielten gern mit mir, wir haben dann halt Sachen gemacht, die ich auch konnte. Ich hatte eine wirklich schöne Kindheit!«
    Magdalena lächelte: »Wie dem auch sei, dein Hinken hat auf jeden Fall was, verleiht deinem Auftreten eine gewisse Tiefe, vom Leben gezeichnet und so, einen kleinen dämonischen Touch sogar, seitdem ich weiß, womit du dich beschäftigst, du weißt ja, mit dem Normalen hab’ ich es nicht so, und so ein kleiner Makel hat doch etwas sehr Anziehendes!«
    Ja, das hat sie tatsächlich gesagt, und hat sie währenddessen nicht sogar den Saum ihres Rockes noch ein wenig höher gezogen? Bevor ich aber meinen Körper meinen Blicken folgen lassen konnte, sagte sie, auf unser altes Thema zurückkommend:
    » Warum lässt du deinen Serienmörder nicht genau die gleichen Sachen erleben, die du erlebt hast? Mit dem einzigen Unterschied, dass er wegen seiner körperlichen Probleme keine glückliche Kindheit hatte wie du, sondern wegen ihnen die Hölle erlebte. Gebrochen an Körper und Seele, aber mit dem unwiderstehlichen Drang, genauso zu sein wie die anderen. Beweglich, körperlich aktiv, normal.
    Stell’ dir doch mal die geistigen Qualen vor, die ein anderer als du in der gleichen Situation erlebt haben könnte. Aufs Gipsbett geschnallt liegt er in seinem Zimmer, ein Kind noch, jenseits von Gut und Böse, draußen spielen lachend die anderen Kinder, er hört sie durch das offene Fenster. Er aber darf nicht mitspielen, kann nicht mitspielen. Wohin soll er nur mit seiner kindlichen Energie? Unbeweglich auf sein Lager gebannt? Und dann dieses Wohlbefinden, wenn er vor lauter gefesselter Energie ins Bett nässt, es einfach laufen lässt, weil er die Demütigung nicht mehr erträgt, nach der Mutter zu rufen, damit sie ihm helfe, ja, dieser kurze Augenblick, da es keine Fesseln und keine Kontrolle gibt, wenn er den warmen Saft einfach laufen lässt, wie er will, laufen lässt, obwohl er es aufhalten könnte. Und im gleichen Augenblick aber schlägt dieses Wohlbefinden in ein unglaubliches Gefühl von Scham um, da er Gefallen an solchen Dingen hat, da er nicht normal ist, da die Mutter irgendwann hereinkommen und schimpfen wird. Du bist doch nicht normal! wird sie schimpfen, während draußen die Kinder lachen, lachen, bis er das Gefühl hat, dass sie über ihn lachen, ihn auslachen, und seine Mutter wird ihn schlagen, ihm versuchen auszutreiben, dass er nicht normal ist. Aber er weiß, da ist nichts auszutreiben, denn welches normale Kind hat schon Freude daran, in sein Bett zu pinkeln, welches normale Kind ist an ein Gipsbett gefesselt und hat außerdem so krumme Füße, dass es kaum stehen kann. Ein Monstrum ist es, und das Kind weiß es, obwohl es dieses Wort noch nicht kennt. Krüppel! Missgeburt! Mutant! Ja, diese

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