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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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hatte.
         Daraufhin trat sie in den Hof hinaus und blickte sich um, doch auch dort entdeckte sie ihn nicht. Sie überlegte einen Augenblick lang, wo sie ihn suchen sollte und entschied sich zunächst einmal in der Schmiede nachzusehen. Es war eigentlich noch zu früh, um ihn dort anzutreffen, doch einen Versuch war es wert.
         So eilte sie über den Hof, direkt die Schmiede ansteuernd, und als sie näher trat, ertönte bereits der vertraute gleichmäßige Ton des Hammers.
         Sie blieb im Eingang stehen und als hätte er ihre Anwesenheit gespürt, sah William sofort von seiner Arbeit auf.
         „Kate“, hörte sie ihn sagen, doch sie rührte sich nicht vom Fleck, sondern sah ihn weiterhin wie versteinert an.
         William ließ augenblicklich den Hammer fallen, wies Willie an, hier auf ihn zu warten und zog schnell sein Hemd über, ehe er zu ihr hastete. Dort ergriff er ihren Arm und führte sie ein paar Schritte mit sich, bis sie sich außerhalb von Toms Hörweite befanden.
         „Ist irgendetwas passiert?“, fragte er, sich dumm stellend und blickte in das besorgte Gesicht seiner Frau. Wenn er nicht wollte, dass sie merkte, dass er etwas vor ihr verbarg, musste er den Ahnungslosen spielen und den Vorfall als harmlos darstellen.
         „Außer dass du mich zu Tode erschreckt hast, ist nichts passiert!“, sagte sie mit einem leichten Vorwurf in der Stimme, doch die Angst, die darin lag, überwog deutlich.
         William betrachtete ihr wirres Haar, das sie hastig zu einem Zopf gebunden hatte, und bemerkte ihre schnelle Atmung, die von der Eile zeugte, mit der sie zu ihm gekommen war. Er rang den Drang nieder, sich von ihr fortzudrehen, denn er ertrug es kaum, sie so unverhohlen anzulügen, stattdessen legte er ein beschämtes Lächeln auf.
         „Es tut mir leid. Das wollte ich nicht“, sagte er mit fester Stimme und schluckte den bitteren Geschmack hinunter. „Ich hatte diesen Albtraum und dann konnte ich nicht mehr schlafen. Glaube mir, ich war mindestens so erschrocken wie du“, sprach er und senkte verschämt den Blick. „Ich habe sicherlich geschrien wie ein kleines Mädchen, was?“, fügte er ehrlich verunsichert hinzu und sah, wie ihre Augen zwischen den seinen hin und her schnellten.  
         „Nein, nicht wie ein kleines Mädchen, sondern eher wie ein Mann, dem das Herz aus der Brust gerissen wird“, entgegnete sie, griff mit einem mitfühlenden Blick nach seiner Hand und mit dieser Geste tat sie genau das, was sie eben gesagt hatte.
         Sie riss sein Herz heraus und William fühlte sich wie betäubt. Um sich ihrem Blick zu entziehen, zog er sie an sich, und während er weiter sprach, rang er um Fassung.  
         „Es war nur ein blöder Traum und ich will nicht mehr daran denken“, sagte er sanft und blockte damit alle weiteren Fragen zu dem Inhalt seines Albdrucks ab. Dann atmete er einmal tief durch, setzte ein Lächeln auf, von dem er hoffte, es möge nicht allzu bitter erscheinen und lockerte seine Umarmung.
         Als er jedoch den Ausdruck auf Kates Gesicht bemerkte, hatte er Mühe sein Lächeln aufrechtzuerhalten, denn seine Frau sah ihn mit einer Mischung aus Kummer und Zweifel an. Ein eigenartiges Gefühl überkam ihn mit einem Mal, von dem er nicht genau sagen konnte, ob es nun Freude oder Befürchtung darüber war, dass sie sein falsches Spiel durchschaut haben könnte. Doch es hielt nicht lange an, denn schon gleich wich der Ausdruck auf ihrem Gesicht einem liebevollen Lächeln und er verwarf diese Vermutung.
         Sie sagte nichts, sondern küsste ihn lediglich sanft auf die Lippen, eh sie sich von ihm verabschiedete und ihn, ohne auch nur eine der vielen Fragen, die ihr auf dem Herzen lagen, zu stellen, zurückließ.
         
         In den nächsten Tagen erwies sich die Befürchtung, die sie gehegt hatten, als unbegründet. Es tauchten keine Rotröcke in der Burg Craigh auf und Marcus und seine Männer atmeten erleichtert auf. Sie waren sicher übervorsichtig gewesen, doch das waren sie lieber als nachlässig zu sein und in dem Fall machte es ihnen nichts aus, sich geirrt zu haben. Nun mit Abstand betrachtet, sahen sie auch ein, wie unwahrscheinlich die Gefahr gewesen war, Marsaili würde ihnen tatsächlich die Rotröcke auf den Hals hetzen. Immerhin wusste sie nichts von Williams wahrer Identität und hätte sie die Sassenachs zur Burg geschickt, hätte sie damit alle Burgbewohner gestraft und nicht nur

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