Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
Vom Netzwerk:
ersten Mal in dieser Konstellation gemeinsam unterwegs waren. Er selbst war jedoch jemand, der anderen Leuten nicht gerne bei der Arbeit zusah und er machte auch Anstalten mitzuhelfen. Doch seine Hilfe war nicht willkommen, denn was auch immer er gerade in Angriff nehmen wollte, wurde ihm vor der Nase weggeschnappt und er erntete dafür lediglich frostige Blicke.
         Irgendwann gab er es schließlich auf und wartete ab, bis die Männer ihre Arbeit erledigten, um anschließend, wie ihm befohlen, neben Ian, der den Wagen steuerte, Platz zu nehmen.
         Williams Platznachbar sprach wie auch alle anderen nicht viel mit ihm. Es waren lediglich kurze Anweisungen oder Informationen, die in der englischen Sprache an ihn gerichtet waren. Untereinander unterhielten sich die Männer jedoch umso mehr. William hatte dabei häufig Mühe seine Reaktionen, ob es nun Lachen oder Empörung war, weil wieder einer der Männer ihn als Mörder, Vergewaltiger oder sonst etwas Grausames bezeichnete, zu verbergen. Doch er biss sich lieber umso fester auf die Zunge, denn er wollte sie keinesfalls wissen lassen, dass er sie verstand.
         Der Weg, dem sie nun in ihrem gemütlichen Tempo folgten, nahm eine Biegung, senkte sich vor ihnen herab und das Tal, das vor ihnen auftauchte, verzauberte William mit einem Schlag. Seine Mutter hatte ihm früher häufig von der Schönheit der Highlands berichtet und ihm dabei immer wieder das Bild beschrieben, das nun vor ihm lag.
         Die Highlands ragten links und rechts von ihm empor und erstrahlten in dem saftigsten Grün. Die morgendliche Sonne strich sanft über die Wiesen, die sich im Tal erstreckten, und ließ den Tau, der das Gras noch bedeckte, wie Edelsteine glitzern. Hier und da ragten raue Felsen hervor, die dem Tal eine Schroffheit verliehen, die jedoch von einer einzigartigen Schönheit war.
         William fühlte sich wie benommen. Er atmete die frische Brise ein, die ihm ins Gesicht blies, und wunderte sich darüber, wie heimisch er sich hier fühlte. Es war, als hätte er sich unbewusst schon immer danach gesehnt, hierher zu kommen und als wäre dieser Wunsch nun endlich erfüllt worden.
         „Was grinst du denn so dämlich, Sassenach?“, riss Robert ihn plötzlich schroff aus seinen Gedanken. Er hatte etwas zu trinken vom Wagen geholt und ritt nun neben ihm. Er sah zu ihm hinab und hatte ein spöttisches Grinsen aufgesetzt.
         „Ich bewundere lediglich die Schönheit eures Landes“, antwortete William ruhig und ließ den Blick weiter über die Landschaft schweifen. „Die Highlands sind einfach unglaublich“, fügte er noch hinzu und sah zu Robert hinauf.
         Der grimmige Zug um dessen Lippen zeigte ihm jedoch, dass er scheinbar wieder etwas Falsches gesagt hatte.  
         „Aye, sie sind so unglaublich, dass bereits Generationen von Schotten ihr Leben dabei gelassen haben, um sie vor euch zu verteidigen!“ Während Robert sprach, ließ auch er nun den Blick schweifen und sein Ärger verwandelte sich vor Williams Augen in tiefen Kummer, den dieser nach der gestrigen Nacht nur zu gut verstand.
         Robert hatte gestern schon die Aktivitäten der Rotröcke erwähnt, als er dafür plädiert hatte, William nicht auf ihre Reise mitzunehmen und diese waren es mit Sicherheit auch jetzt, die ihn so traurig stimmten.  
         Für ein paar Augenblicke blieben die beiden Männer in ihren Gedanken versunken, bis Robert plötzlich wie aus einem Traum erwachte. Er würde diesem Sassenach nicht zeigen, was ihn bewegte, dachte er und seine Miene war noch härter denn zuvor, als er sich wieder zu William wandte. Mit dieser Feindseligkeit konfrontiert, verhärtete sich auch Williams Miene und die beiden Männer starrten einander eine Weile lediglich an.
         Plötzlich gab Robert seinem Pferd jedoch die Sporen und schloss zur Spitze der Gruppe, an der sich Marcus befand, auf. Wenige Minuten später hörte William sie wieder lachen.
        
         So setzten sie ihre Reise fort. Sie rasteten, wenn sie hungrig waren und sobald es dunkel wurde, schlugen sie ein Lager auf. Noch immer wurde mit William nur das Nötigste gesprochen, doch die Behandlung, die er bei diesen Schotten als Gefangener genoss, ließ keinen Raum für Beschwerden.
         Auch der dritte Tag ihrer gemeinsamen Reise verlief wie bisher, doch in der Nacht machte William eine unverhoffte Entdeckung, die alles veränderte.
         Die Männer hatten sich nach dem

Weitere Kostenlose Bücher