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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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schon war sie mit den anderen Frauen, die nun mit ihr zusammen still vor sich hinarbeiteten, damit beschäftigt, das reife Gemüse und die Kräuter zu ernten und diese, nachdem sie in der Küche gesäubert wurden, im Vorratskeller einzulagern und trotzdem schien diese Arbeit einfach kein Ende zu nehmen.
         Jeden Tag kamen sie aufs Neue hierher und trugen beinahe gleich viele volle Körbe in Mrs. Jenkins’ Küche wie am Tag zuvor. Der Garten schien einfach eine unerschöpfliche Menge an Gemüse für sie bereitzuhalten, die den gesamten Winter vorhalten würde, ohne dass sie damit würden sparsam umgehen müssen.
         Doch auch wenn die Gemüseernte ihr noch im Augenblick unendlich erschien, wusste Kate, dass ihr Ende bald bevorstehen musste. Das hoffte sie zumindest, denn bald würden die Felder rufen, deren Früchte ebenfalls geerntet werden wollten und dabei würden sie auch gebraucht werden. Doch zunächst war der Garten dran, und während ihr der angenehme Duft von frisch aufgewühlter Erde in die Nase stieg, füllte Kate einen Korb nach dem anderen.
           Es war gegen Mittag, die Sonne, die sich heute recht oft zeigte, hatte ihren höchsten Stand bereits überschritten, als Kate das Gefühl beschlich, dass sie beobachtet wurde. Sie hielt in ihrer Arbeit inne, ließ ihren Blick durch den Garten schweifen, doch keine von den Frauen sah auf. Sie alle hatten, wie sie bis eben auch, die Köpfe über ihre Arbeit gesenkt und Kate wollte sich dieser soeben mit einem Kopfschütteln wieder zuwenden, als sie doch noch jemanden in ihrem Augenwinkel entdeckte.
         Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte William an dem mannshohen Zaun am Eingang des Gartens und sah zu ihr hinüber. In seinen Augen lag ein sanftes Lächeln, Kate erwiderte es, erhob sich und ging zu ihm hinüber. Während sie auf ihn zukam, rieb sie sich den Schmutz von den Händen und klopfte ihre Röcke sauber und bei ihm angekommen, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zur Begrüßung.
         Sie stand ganz nahe bei ihm und William strich ihr, noch immer lächelnd, eine Haarsträhne hinters Ohr, als eine plötzliche Bewegung unter seinem Hemd sie aufschrecken ließ. Kate ließ einen kleinen Aufschrei verlauten und sprang einen Schritt zurück.
         „Oh, mein Gott, hab ich mich erschrocken!“ Die Hand auf ihrer Brust versuchte sie, ihr rasendes Herz zu beruhigen. „Was war das, William?“, setzte sie nach, doch noch während sie die Frage stellte, griff er bereits lachend in sein Hemd und förderte das Furcht einflößende Etwas zutage, das Kate eben diesen Schrecken versetzt hatte.
         „Wir haben es im Stall gefunden“, erklärte er, hielt ihr das winzige Kätzchen entgegen und bei dem Anblick trat Kate wieder einen Schritt auf ihn zu.
         Sie sagte nichts, sah das Tier lediglich mit einem verzückten Gesichtsausdruck an und strich ihm mit einem Finger über das getigerte Köpfchen. Das Fell war wunderbar weich und es war so winzig, dass es in Williams Hand bequem Platz hatte.
         „Ich wusste, dass es dir gefallen würde“, lächelte William auf sie hinunter, übergab ihr das Kätzchen und das Gefühl der kleinen Tatzen auf ihrer Hand, ließ sie noch mehr strahlen.
         „Was bist du nur für ein süßer kleiner Fratz“, sagte sie schließlich, und als ein klagendes Miauen zur Antwort erklang, mussten sie beide lachen.
         „Da will wohl jemand zu seiner Mama zurück.“
         „Das glaube ich auch“, erwiderte Kate und blickte bedauernd zwischen William und dem Kätzchen in ihrer Hand hin und her.
         Sie befürchtete nun ihre beiden Besucher nach so kurzer Zeit, schon wieder ziehen lassen zu müssen. Als sie jedoch das Tier wieder zurückgeben und William damit zu dessen Mutter zurück schicken wollte, tauchte Willie plötzlich auf.
         „Oh, Willie, du kommst wie gerufen“, rief Kate erfreut, ging vor dem Jungen in die Hocke und hielt ihm das miauende Tier vor die Nase. „Würdest du mir einen Gefallen tun und es zurückbringen?“ Sie hatte keinerlei Zweifel daran, dass Willie genau wusste, wo das Tier in ihrer Hand herstammte.
         „Mhm, das mach ich“, erwiderte der und nahm das Kätzchen an sich. Doch statt sich davon zu machen, beugte er sich zu Kate hinüber. „Aber, Kate, es ist ein Er“, erklärte er flüsternd, als seien solche Informationen nicht für jedermanns Ohren bestimmt und begann verschmitzt zu kichern. Seine

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