Abschied nehmen
anderen abzuschirmen, damit er sich ihnen nicht verrät.“
Kate wusste genau, was er meinte. Auch ihr war es in letzter Zeit häufig so ergangen, doch statt ihm zuzustimmen, blickte sie ihren Mann, den sie zu kennen glaubte, der sie jedoch immer wieder zu erstaunen vermochte, lediglich gebannt an.
„Ich sehe, wie sein Gesicht regelrecht aufleuchtet, wenn sie spricht oder auch nur den Raum betritt. Wie er förmlich aufblüht in ihrer Nähe, bis dass er vor Charme nur so sprüht“, fuhr William fort und blickte vor sich ins Leere, als würde er dort das sehen, was er beschrieb.
„In den Augenblicken denke ich, dass es vielleicht doch nicht so schlimm ist, und dass er trotzdem recht glücklich zu sein scheint.
Aber dabei bleibt es ja leider nicht und diese vermeintlich glücklichen Augenblicke, enden immer wieder damit, dass er sich gequält abwendet, weil er den Anblick der Frau, die er liebt, einfach nicht mehr erträgt, ohne es ihr zeigen zu können. Weil es ihn von innen zu zerreißen scheint, dass er die Frau seines Freundes begehrt und sich dabei vorkommt, als würde er ihn hintergehen, obwohl er nichts dafür kann.
In diesen Augenblicken, wenn er versucht seinen Schmerz mit einem charmanten Witz zu überspielen, hoffe ich inständig für ihn, dies möge irgendwann ein Ende finden“, schloss William und hörte Kate an seiner Brust seufzen und leise schniefen.
Er zog sie enger an sich, legte beide Arme um sie und eine Weile herrschte Stille im Raum.
„Und ich hatte gedacht, du würdest mir böse sein, wenn ich das Thema anspreche“, sagte sie nach einer Weile.
William runzelte die Stirn. „Böse? Warum denn?“
„Na ja, es war ja nicht so, als seien wir diesbezüglich in der Vergangenheit immer einer Meinung gewesen“, erwiderte sie sarkastisch und William stimmte ihr grinsend zu. „Ich hatte befürchtet, dass wenn ich es anspreche, du mir gleich wieder vorwerfen würdest, dass ich Angus verkuppeln will“, erklärte sie.
Der Vorwurf war nicht ganz unbegründet, denn nachdem sie ihm damals ihr Vorhaben mitgeteilt hatte, hatte William stets misstrauisch und aufbrausend auf dieses Thema reagiert. Doch das war vorüber.
„Ich verstehe“, sagte er. „Aber das brauchst du nicht. Ich weiß, dass du das nicht mehr vorhast. Ich denke diese Situation, war eine Lehre für uns beide“, fügte er noch hinzu und Kate nickte zustimmend.
„Aye, für mich auf jeden Fall. Ich bin ein für alle Mal davon kuriert!“
William grinste.
„Aber nun sollten wir vielleicht langsam raus aus dem Wasser. Sonst wachsen uns noch Schwimmhäute, aye?“, sprach er ihre Gedanken aus und Kate lächelte ihn liebevoll an, während sie ihm ins Bett folgte.
Es vergingen einige schöne Tage, an denen William und Kate viel Zeit miteinander verbrachten. Wenn das Wetter es zuließ, unternahmen sie kleine Ausflüge und erkundeten die Maccallumländereien, und wenn der Regen allzu unerbittlich wurde, blieben sie in der Burg, wo sie sich entweder allein in ihrem Gemach oder mit ihrer Familie im großen Saal die Zeit vertrieben. Sie genossen die Gegenwart des anderen, erfreuten sich an diesen wunderbaren und friedvollen Tagen, denn ihnen beiden war bewusst, dass sie schneller enden könnten, als ihnen lieb war.
Und das Ende kam auch, als Kate feststellen musste, dass William ihr an dem Abend, an dem er gegen ihren Vater und Robert den Kampf gewonnen hatte, nicht zum letzten Mal eine neue Seite von sich gezeigt hatte. Es gab wohl noch einiges, das es an ihm zu entdecken gab, auch wenn sie dieses Mal bei Weitem nicht so begeistert davon war, wie am besagten Abend.
Auch William selbst war dieses Verhalten an ihm bislang verborgen geblieben. Noch nie hatte er sich selbst so erlebt und im Nachhinein wünschte er sich nichts mehr, als alles ungeschehen machen zu können, doch das war leider nicht möglich.
Es begann an einem sonnigen Nachmittag, an dem er einen plötzlichen Aufruhr im Hof vernahm. Er verließ die Schmiede, um nachzusehen, was dort vor sich ging und bereits vom Weiten fiel ihm der bunte Wagen auf, der nun mitten im Hof stand und um den sich einige Leute scharrten.
Es war eine Gauklertruppe, die in Marcus’ Hof haltmachte und während William langsam näher kam, wurde ihm immer deutlicher, was das für die nächsten Tage bedeutete. Wenn Marcus
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