Abschied nehmen
auftauchte.
„Es wird gleich zu regnen anfangen“, bemerkte er in einem kläglichen Versuch das Gespräch zu beginnen. Es fiel ihm nicht leicht Fehler zuzugeben und William sah ganz deutlich den inneren Kampf, den er nun führte. Er atmete, die nach dem kommenden Regen duftende Luft ein.
„Ja, da hast du wohl Recht“, entgegnete er und ließ seinen Blick über die sie umgebenden Highlands schweifen.
Robert rang noch immer mit seinem Stolz, doch es nutzte nichts, er musste sagen, was zu sagen war.
„Ich …“, begann er und setzte von neuem an. „Ich denke, es ist an mir, mich bei dir zu entschuldigen.“ Er war sichtlich erleichtert, den Anfang über die Lippen gebracht zu haben. „Ich hätte dich nicht gleich so verurteilen dürfen.“
„Ich hatte Verständnis dafür, das kannst du mir glauben. Du hast ja gedacht, ich sei ein Engländer. Und das bin ich zur Hälfte auch.“
„Du bist aber zur anderen Hälfte auch Schotte und das hätte ich erkennen müssen.“ Roberts Enttäuschung über das Versagen seiner Menschenkenntnis nagte an ihm.
„Du warst aber nicht der Einzige, der dies nicht sah.“
„Aye, das stimmt, aber das ist keine Entschuldigung. Marcus hat es gesehen und ich sah lediglich die Äußerlichkeiten und habe mich dadurch in die Irre führen lassen.“ William wunderte sich über die Härte mit der Robert mit sich ins Gericht ging. Er verlangte von sich selbst perfekt zu sein und erlaubte sich keine Fehler. William sah keine Möglichkeit ihn von seiner Meinung abzubringen und so erwiderte er nichts mehr.
Der Regen setzte ein und ein großer Tropfen nach dem anderen landeten auf seiner Stirn, Nase und seinen bärtigen Wangen.
„Ich kann dich nur um Vergebung bitten und dir meine Freundschaft anbieten.“ Robert reichte ihm seine Hand und fixierte ihn mit einem angespannten Gesichtsausdruck. William erwiderte diesen und die Männer schüttelten sich wortlos die Hände.
„Ich nehme dein Angebot gerne an“, sagte er mit fester Stimme und versuchte dabei den prasselnden Regen zu übertönen. Als er Robert lächeln sah, wusste er, dass er es geschafft hatte.
Marcus, der ein Stück weiter hinter ihnen hergeritten war, hatte die Szene beobachtet. Auch über sein Gesicht huschte nun ein Lächeln der Erleichterung. Er war froh, dass die Wogen geglättet waren, denn auch wenn er Konfrontationen nicht scheute, hatte er es lieber, wenn unter seinen Männern Frieden herrschte. Er hatte es vor allem nicht gern, wenn sein bester Freund dachte, er würde ihn hintergehen. Loyalität war für ihn nämlich eine der wichtigsten Eigenschaften, die er innehatte und die er auch von seinen Leuten verlangte.
Derweil wurden William noch vier weitere Entschuldigungen vorgebracht, und als sie dies endlich hinter sich gebracht hatten, wurden alle um einiges ungezwungener. Sie redeten und scherzten und William fühlte sich mit jeder Stunde wohler. Er lernte nun auch die anderen immer besser kennen und mit der Zeit stellte er fest, dass jeder der Sechs eine Eigenschaft an sich hatte, die er schätzte und die sie zu Freunden werden ließ.
Sechs Tage nachdem sie auf William getroffen waren, erreichten sie Edinburgh, das Ziel ihrer Reise.
Es standen die unterschiedlichsten Dinge auf der langen Einkaufsliste. Sie begann mit feinen Stoffen, die die Frauen für neue Kleider benötigten, und endete mit den unterschiedlichen Gewürzen, die man lediglich in der Stadt kaufen konnte.
William sollte, während die Männer die Besorgungen erledigten, vor der Stadt warten, denn das Risiko in Edinburgh erkannt zu werden, war zu groß und er sollte seinen neu gewonnenen Freunden noch als Geleitschutz auf ihrem Rückweg dienen. Angus erklärte sich bereit, bei ihm zu bleiben. Und trotz der Versicherungen Williams, er könnte ruhig mitfahren und ihn diesen einen Tag allein lassen, lies Angus sich nicht von seinem Vorhaben abbringen.
So machten sie es sich auf einer Lichtung im Wald gemütlich und faulenzten den ganzen Tag. Und im Laufe dieses Tages erfuhr William auch den Grund dafür, weshalb sein Freund lieber bei ihm blieb, statt mit in die Stadt zu gehen.
Angus war ein seltenschlimmer Schürzenjäger. Er war siebenundzwanzig Jahre alt und dachte noch nicht daran, sich zu verheiraten. Er wollte lieber seine
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