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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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„Es tut mir leid“, weinte sie. „Es tut mir so leid, dass ich so einen Unsinn rede aber langsam glaube ich, ich verliere den Verstand. Was soll ich nur ohne dich tun? Wie soll ich das ohne dich schaffen?“
         Sie sah ihn wieder an, ihr Blick ein einziges Flehen und William schloss für einen Augenblick die Augen und seufzte schwer.
         „Du wirst es schaffen, Kate. Du musst!“, sagte er anschließend eindringlich und sein Blick fuhr zu ihrem Bauch.
         Seine Hand folgte und er streichelte sanft über die Wölbung.
    „Unser Kind kann nicht ohne Vater und Mutter aufwachsen“, fügte er mit belegter Stimme hinzu und Kate entfuhr ein Schluchzen. „Ich werde nicht bei ihm sein können, deshalb wird es dich umso mehr brauchen. Außerdem hatte ich gehofft, du würdest ihm vielleicht ein wenig von mir erzählen.“
    Seine Bitte kam zurückhaltend, ja beinahe schüchtern und Kate verzog schmerzlich das Gesicht.
    „Du musst ihm nicht viel von mir erzählen, aber es wäre schön, wenn es wüsste, wessen Kind es ist. Vielleicht kannst du ihm auch einen Kuss von mir geben“, er schluckte, „vielleicht auch mehrere. Wenn es ein Junge wird, solltest du allerdings irgendwann damit aufhören, es wird ihm ab einem bestimmten Alter unangenehm sein. Aber bis dahin ...“ Die Worte erstarben auf seinen Lippen und sein glasiger Blick schweifte abwesend durch den Raum.
    Erst als Kate seine Hand mit ihrer bedeckte, kehrten Williams Gedanken zu ihr zurück. Er bedachte sie mit einem zärtlichen Blick, nahm ihre Hand und küsste sie liebevoll.
    „Wirst du das für mich tun, Kate?“, fragte er, rieb sein bärtiges Kinn an ihrem Handrücken und Kate nickte stumm.
    Dann sah sie zu ihm auf und seufzte.
    „Aye, das werde ich, William“, erwiderte sie mühsam. „Das werde ich“, wiederholte sie und sah ihn festen Blickes an.
         „Gut. Danke, mein Herz“, erwiderte er erleichtert und küsste sie zärtlich.
         Dann zog er sie wieder zurück in seine Arme und sein Gesicht in ihrem duftenden Haar verborgen, bekundete er ihr flüsternd seine Liebe. Er hatte in den letzten Tagen viel Zeit zum Nachdenken gehabt und hatte sich immer wieder ins Gedächtnis gerufen, was er ihr sagen wollte und hoffte nun, nichts zu vergessen. All die Dinge wusste sie bereits, doch es war ihm wichtig, noch mal auszusprechen, wie sehr er sie liebte, wie glücklich sie ihn gemacht hatte und dass er durch sie aus dem Albtraum, in dem er gesteckt hatte, herausgefunden hatte.
         Während er sprach, beruhigte Kate sich zunehmend. Ihre Tränen versiegten nicht, doch zumindest verschwanden die grausamen Weinkrämpfe. Letztendlich war sie gar in der Lage, etwas auf Williams Worte zu erwidern.
         „Du hast meine Lebensgeister wieder erweckt“, sagte er nun, „und mir die schönste Seite am Leben gezeigt.“ Er lächelte sanft und küsste sie auf den Scheitel.
         „Nicht am Anfang, da war eher das Gegenteil der Fall“, erwiderte sie reuig und das Lächeln auf ihrem Gesicht, ließ sein Herz einen Sprung machen.
         „Du meinst deine Zanksucht?“, neckte er sie und Kate küsste seine Hand.
         „Aye, die meine ich, du Schuft“, erwiderte sie und warf ihm einen gespielt bösen Blick zu.
         Dann wurde sie wieder ernst.
         „Hätte ich damals nur gewusst, wie wenig Zeit wir haben werden, hätte ich mich sicher besser benommen“, sagte sie schmerzerfüllt.
         „Mach dir nicht solche Gedanken, mein Herz. Es ist vertane Müh und vor allem Zeit“, erwiderte er. Dann hielt er kurz inne ihre Hand zu küssen und legte sanft einen Finger unter ihr Kinn und hob es an, damit sie ihn ansah. „Ich denke, lange haben wir nicht mehr und ich hoffe, du weißt, dass wir uns heute das letzte Mal sehen, aye?“
         Er wollte nicht, dass sie noch einmal herkam, nicht nachdem er gesehen hatte, welch eine Qual das für sie war. In ihrem Zustand wollte er ihr dies nicht noch einmal zumuten. Und auch wenn sie sich im Augenblick ganz wacker hielt, glaubte Kate selbst nicht, dass sie einen weiteren Besuch bei ihm durchstehen würde. Sie konnte es sich zwar schlichtweg nicht vorstellen, dass es nun das letzte Mal sein sollte, dass er sie im Arm hielt und sie seine Nähe und seine Liebe so hautnah spüren sollte, doch schon jetzt war sie an den Rand ihrer Kräfte gekommen, noch einmal würde sie das nicht ertragen.
         „Aye, ich weiß“, seufzte sie traurig und drückte einen Kuss

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