Abschied nehmen
auf seine Brust.
Dann fiel ihr Blick auf den kleinen Beutel, den sie mitgebracht hatte.
„Das ist übrigens für dich.“ Sie deutete mit einer leichten Kopfbewegung auf den Beutel, der zu ihren Füßen lag und William folgte ihrem Blick.
Keiner von ihnen beiden machte Anstalten, sich aus der Umarmung zu lösen und nach dem Gegenstand zu greifen.
„Es ist ein frisches Hemd und etwas zu essen. Es ist aber alles angebissen, ich musste es vorkosten.“
Sie wussten beide, dass das bedeutete, dass es den Rotröcken nicht ausreichte, William tot zu sehen, sie wollten ihn am Galgen haben, doch keiner von ihnen beiden sprach es aus. Der Gedanke allein war schon quälend genug. Auch für welche Gelegenheit das Hemd gedacht war, blieb ungesagt.
„Danke, mein Herz“, erwiderte William lediglich, ihre Blicke sagten ohnehin mehr als Worte.
Ein paar weitere Minuten vergingen, sie waren gerade in einen innigen Kuss vertieft, als die Stimme eines Wächters ihre Zweisamkeit unterbrach.
„Hey, ihr beiden, kommt zum Ende. Eure Zeit ist gleich vorbei!“, rief er und ließ die beiden entsetzt auseinander fahren.
Kate hatte alles eingesetzt, was ihr zur Verfügung gestanden hatte, um ihre Besuchszeit heute zu verlängern. Sie hatte geweint, bestochen und unterschwellig gedroht und es tatsächlich geschafft eine ganze Stunde herauszuhandeln, doch dass diese schon vorüber war, damit hatten sie beide nicht gerechnet.
Die beinahe friedliche Stimmung, die bis eben noch geherrscht hatte, war nun mit einem Schlag fort und mit Entsetzen in den Augen blickte Kate nun zu William auf. Und auch er konnte seine Bestürzung nicht mehr verbergen. Das reichte nicht! Er brauchte noch mehr Zeit! Für einen Augenblick erwog er sogar, sie zu bitten, doch morgen wieder zu kommen, doch den Gedanken verwarf er gleich wieder. Er hatte gute Gründe dafür gehabt, dass sie nicht noch mal herkommen sollte!
So bat er sie nicht darum, stattdessen drückte er sie mit einer erbarmungslosen Verzweiflung an seine Brust.
„Vergiss nicht, ich werde immer bei dir sein und dich lieben, ganz gleich, wo ich bin, ja?“
Kate nickte heftig und ein qualvoller Schluchzer entfuhr ihrer Kehle. Sie bebte wieder am ganzen Körper und William biss vor Schmerz die Zähne zusammen.
„Ich auch, William, ich werde da sein und dich nicht allein lassen, also sieh in die Menge, wenn deine Strafe vollzogen wird!“
Williams Augen füllten sich mit Tränen.
„Ich werde dir bis zum Letzten beistehen, du wirst nicht allein sterben müssen“, weinte sie bitterlich und William küsste ihr tränenüberströmtes Gesicht.
„Ich liebe dich so sehr, mein Herz“, gelobte er ihr noch einmal und kaum waren seine Worte ausgesprochen, öffnete sich die Tür.
„So Schluss damit. Komm jetzt!“, rief der Wächter, doch Kate wollte und konnte sich noch nicht trennen.
„Ich liebe dich, William. Ich liebe dich!“, schluchzte sie verzweifelt unter Küssen, in Williams fester Umarmung verweilend.
Der Rotrock stöhnte.
„Soll ich dich etwa holen kommen?“, fragte er mit einem leicht genervten Unterton und William legte seine Lippen an ihr Ohr.
„Geh, mein Herz, geh lieber. Ich will nicht, dass er Hand an dich legt“, flüsterte er eindringlich und Kate nickte.
„Ist gut, ich gehe“, erwiderte sie, küsste ihn ein letztes Mal innig, doch erst als sie beide herannahende Schritte hinter ihr hörten, trennten sie sich voneinander.
Kate kam mit Williams Hilfe auf die Füße, und während sie sich zögernd entfernte, war William, als täte sich langsam aber stetig ein Abgrund unter ihm auf. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte sie zurückgehalten, doch stattdessen blieb er sitzen und versuchte sich ihren Anblick einzuprägen. Er sah nur sie an. Was um sie herum geschah, nahm er gar nicht wahr. Und als sich schließlich die Tür hinter ihr schloss, vergrub er das untröstliche Gesicht in seinen Händen und schloss ihr Bild fest in seinem Herzen ein.
Kates Augen blickten apathisch, ihr Gesicht war noch immer tränenüberströmt, als sie das Gefängnisgebäude verlies. In Gegenwart der Rotröcke hatte sie es geschafft, zumindest das Schluchzen zu unterdrücken und auch jetzt brach es nicht von Neuem hervor.
Vollkommen
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