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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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lassen, und ich wette, er hat den Verlust nicht gemeldet. Das hätte seinen Tod bedeutet. Und selbst die Gildenleute hängen am Leben, hab ich recht?« Diese Frage richtete der General an den Gefangenen.
    Der Mann antwortete niedergeschlagen: »Mehr als jeder außer mir, würde ich sagen.«
    »Er hofft, dass wir nichts damit anzufangen wissen«, sagte Dovian. »Und das wussten wir auch nicht, nicht wahr? Sprotte hat den Schlüssel wie ein Andenken um den Hals getragen. Er hätte ihn ebenso gut einschmelzen oder ihn wegwerfen können, ohne weiter darüber nachzudenken. Würdet ihr euer Leben opfern, wenn ihr der Gildenmann wärt, nur auf die vage Möglichkeit hin, dass jemand die Bedeutung des Schlüssels erkennt und ihn zu benutzen weiß?«
    Endlich ging es um die Frage, was geschehen solle, wenn sie die Plattform erreicht hätten. Was das betraf, so schien Dovian die genauesten Vorstellungen zu haben. Eine der vielen schwimmenden Plattformen sei von den anderen durch eine lange Schwimmbrücke abgetrennt. »Das sind die Pechlager«, sagte er. »Dort stellen sie das Zeug her und bewahren es auf. Nichts auf der Welt brennt besser als dieses Pech. Wir haben es selbst erlebt. Ein Funke genügt, und schon brennt es lichterloh, selbst unter Wasser. Wir brauchen nur in die Nähe von dem Zeug zu kommen und einen Funken zu schlagen. Dann fliegt alles in die Luft. Dabei werden Riesenklumpen so hoch emporgeschleudert werden, dass sie auf anderen Plattformen landen. Es wird eine gewaltige Schweinerei anrichten, das könnt ihr mir glauben.«
    Obgleich Sprotte sich während dieses ganzen Gesprächs an den Rand gedrängt gefühlt hatte, verspürte er ein erwartungsvolles Kribbeln. Es war ein unglaublicher Plan, so kühn und rechtschaffen, dass sie es einfach versuchen mussten. Allerdings hatte der Plan einen Haken. »Jemand muss den Funken schlagen«, sagte er. »Aber derjenige wird nicht mehr lebend von der Plattform herunterkommen.«
    Dovian schien sich über seinen Einwand zu ärgern, die anderen jedoch hielten inne, um darüber nachzudenken. Geena empfahl, eine Zündschnur zu verwenden, um die Explosion hinauszuzögern. Ein junger Bursche schlug vor, einen Brandpfeil zu verschießen. Ein anderer wollte eine zweite »Pille« über die Mauer werfen. Doch all diese Vorschläge hatten so viele Nachteile, dass sie verworfen wurden. Lange Zündschnüre waren unzuverlässig. Es bestand die Gefahr, dass sie von selbst erloschen, entdeckt wurden oder zu langsam abbrannten. Sollte ein Wachposten zufällig darauf stoßen, könnte er ihren Plan mit seiner Stiefelspitze scheitern lassen. Ein Brandpfeil oder eine über die Mauer geschleuderte Pille – selbst wenn sie eine Möglichkeit zu einem solchen Angriff fanden – würde ebenfalls eine sofortige Explosion zur Folge haben, die die gesamte Besatzung das Leben kosten könnte. Nein, um zu überleben, mussten sie weit entfernt sein. Einer von ihnen musste das Pech von Hand entzünden und sicherstellen, dass es hochging. Ansonsten stünde der ganze Plan auf zu wackligen Füßen.
    »Wie wär’s damit?«, sagte Dovian. »Wenn wir an der Plattform angelangt sind, ziehen wir Lose, um herauszufinden, wer dort reingeht. Die ganze Besatzung der Ballan macht mit. Wer dazu nicht bereit ist, bleibt hier. Entscheidet euch jetzt. Wer mitsegelt, zieht ein Los, und wen es trifft, der entzündet das Pech. Es mag seltsam scheinen, den Zufall entscheiden zu lassen, aber wir haben vor, nur einen Mann zu verlieren. Und der wird einen ganzen Haufen Gildenleute mitnehmen.«
     
    Eine Woche später stach die Ballan mit kleiner Besatzung in nördlicher Richtung in See. Sie segelten um die große Insel Thrain herum und zwängten sich zwischen den Vulkankegeln hindurch, die als Die Tausend bezeichnet wurden. Zwei Tage lang warteten sie in einer versteckten Bucht am Westrand der Inseln und fuhren am Morgen des dritten Tages aufs offene Meer hinaus. Der Wind war nicht besonders günstig für die Überfahrt, doch die Strömungen taten das ihre. Sie wurden nach Norden getrieben und steuerten einen westlichen Kurs. Fast einen ganzen Vormittag lang wurden sie von einer großen Delphinschule begleitet. Der Schwarm erstreckte sich links und rechts des Schiffes, so weit das Auge reichte, Hunderte von Tieren, die immer wieder in die Luft schnellten. Nineas meinte, das sei ein gutes Vorzeichen, denn die Delphine seien durchtriebene Burschen und hätten mitbekommen, dass die Seeräuber etwas ganz Großes vorhätten.
    Das

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