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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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gewesen sein musste, sprach ein Pastor mit einem knacksenden Mikrofon zu einer kleinen Gemeinde auf blauen Plastikstühlen. Die Kirche war eben nicht nur etwas für sonntags.
    Durch einen anderen Raum, in dem ein junger Mann schlief und dabei die Füße gegen die Wand gestützt hatte, gelangten Dawson und Patience hinaus auf den Bahnsteig. Eine Gruppe Kayaye hockte plaudernd und kichernd zusammen; dass sie aus dem Norden kamen, erkannte man an ihren dicken Lidstrichen und den Stammeszeichen auf ihren Gesichtern.
    Dawson und Patience stiegen über die Gleise zum grauen Steingebäude auf der anderen Seite, wo ein großes Schild stand: URINIEREN VERBOTEN. NUTZEN SIE DIE ÖFFENTLICHE TOILETTE. Offenbar scherte es den jungen Mann nicht, der nur wenige Meter entfernt davon pinkelte. Weit hinten auf den Gleisen stand ein Eisenbahnwaggon, der langsam vor sich hin rostete.
    Der Kantamanto-Markt war auf der anderen Seite der Mauer. Dawson und Patience begaben sich ins lärmende Gewühl von Käufern und Händlern, Trägern und Karrenschiebern. Sie passierten einen Lautsprecher, aus dem es ohrenbetäubend plärrte. Patience rief Dawson über den Krach hinweg zu, dass sie zur Akuffo Junction gingen, die bei den Straßenkindern beliebt war.
    Als sie dort ankamen, sah Dawson auch, warum. Hier war eine Videospielhalle: ein schmaler, lauter und stickiger Raum voller Jungen zwischen sechs und achtzehn Jahren, die sich auf einer langen Holzbank vor acht Monitoren drängten. Alle klebten förmlich an den Bildern vor sich, obwohl nur etwa ein Drittel von ihnen eine Konsole hatte.
    »Sie kaufen sich die Spielzeit in Zehn-Minuten-Abschnitten«, erklärte Patience. »Das kann teuer sein, darum teilen sie sich die Intervalle mit einem oder zwei anderen und spielen abwechselnd.«
    »Ich glaube kaum, dass Sie eine Chance gegen diese Videospiele haben«, bemerkte Dawson.
    Patience lachte. »Oh nein, und das versuche ich auch gar nicht erst. Ich arbeite mit denen, die draußen warten, dass sie an die Reihe kommen.«
    Patience entdeckte einige Jungen, die auf den Stufen vor dem Geschäft nebenan hockten, ging zu ihnen und sprach sie an. Sie kannte jeden von ihnen mit Namen und scherzte auf eine Art mit ihnen, die gleichermaßen liebevoll wie bestimmt war. Beiläufig stellte sie ihnen Dawson vor. Sie hatten abgesprochen, dass sie ihnen nicht direkt sagte, wer er war.
    »Kennt einer von euch Ebenezer Sarpong?«, fragte sie die Jungen auf Twi.
    »Brooklyn Gang?«, sagte ein Junge mit einem grünen Band um den Kopf.
    »Ja.«
    »Den kenne ich. Aber ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen.«
    Bevor er mehr sagen konnte, wurde er von der Ankunft eines großen, schlaksigen Jugendlichen abgelenkt, der vierzehn oder fünfzehn Jahre alt sein musste. Alle brachen in einen Singsang aus.
    » Mosquito-Mosquito-Mosquito ... «
    »Wir haben Glück, Inspector«, sagte Patience. »Das ist Mosquito. Er gehört zur Brooklyn-Gang.«
    Ein Lächeln erschien auf Mosquitos kleinem, schmalem Gesicht, als er zu seinen Freunden kam.
    » Ei , Mosquito!«, rief Patience. »Willst du nicht endlich aufhören zu wachsen? Guck mal, deine Hose ist schon wieder zu kurz.«
    Lachend schüttelte er ihre Hand und nach kurzem Zögern auch Dawsons. Patience bedeutete ihm, kurz mit ihnen ein Stück zur Seite zu kommen, wo es weniger laut war.
    »Wie geht es dir, Mosquito?«, fragte Patience ihn ernst.
    »Gut, danke, Ma’am.«
    »Wann hast du Ebenezer zuletzt gesehen?«
    Er runzelte die Stirn. »Gestern Abend war er auf einmal weg. Wir haben ihn überall gesucht, aber wir haben ihn nicht gefunden.«
    Patience legte eine Hand auf seine Schulter. »Ich habe traurige Neuigkeiten für dich, Mosquito. Es tut mir sehr leid, aber Ebenezer wurde letzte Nacht ermordet. Tut mir ehrlich leid.«
    »Was?« Er trat einen Schritt zurück. »Er ist ermordet worden?«
    »Ja«, sagte sie. »Man hat ihn in Jamestown gefunden.«
    »Oh.« Mosquito nickte. Zunächst schien er die Nachricht gar nicht richtig zu begreifen. Die volle Wucht ihrer Bedeutung würde ihn erst später treffen.
    »Wann sollte Eben denn gestern Abend zu euch kommen?«, fragte Dawson ruhig.
    Der Junge zuckte mit den Schultern. Dawson war klar, dass es schwierig werden würde, hier und jetzt Informationen von ihm zu bekommen. Die Nachricht hatte ihn zweifellos völlig aufgewühlt.
    Plötzlich sah Mosquito zu Dawson auf und dann zu Patience.
    »Ist er ein Polizist?«, fragte er, als wäre Dawson gar nicht da.
    »Ja, Mosquito. Er will

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