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Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2

Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2

Titel: Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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tätschelte ihr liebevoll den nicht vorhandenen Hals. Dann klemmte sie sich die von den Toten erwachte Helena unter den Arm und verließ wort- und kuchenlos die Küche.
    Ich folgte ihrem Beispiel.
    Als ich mein Zimmer betrat, erwartete mich die nächste böse Überraschung: Finn stand mit dem Rücken zu mir am Fenster und spielte Violine. Und das, obwohl ich es ihmverboten hatte. Kein abartiges Violinengequietsche in
meinen
vier Wänden!
    Also gut, er hatte es nicht anders gewollt! Ich schnappte mir meinen Eishockeyschläger und einen Tennisball und donnerte diesen einmal quer durch den Raum.
    Finn zuckte erschrocken zusammen und ließ die Violine sinken.
    »Kannst du das nicht woanders machen?«
    »Nö!«
    »Ich übe gerade.«
    »Aber nicht in meinem Zimmer«, erklärte ich trocken.
    Mit dem nächsten Schlag räumte ich Finns Notizbuch samt lächerlichem Füllfederhalter von der Kommode ab.
    »Spinnst du?! Wenn der Füller kaputt ist, dann kannst du schon mal dein Taschengeld zusammenkratzen.«
    »Pah«, lachte ich auf, legte den Tennisball wieder in Position, holte ordentlich aus und traf – kawuuums – direkt meinen Pa, der gerade zur Tür hereinkam.
    Auweia!
    Mein Vater schwankte kurz, rieb sich die Stirn und brüllte: »Bist du irre?!«
    Ich zog den Kopf ein und machte mich so klein wie möglich. »Äh, ich konnte doch nicht ahnen, dass du gerade die Tür aufmachst …«
    Und dann kam es, wie es kommen musste: Linda stürmte, von Pas Gefluche angelockt, aus der Küche, gefolgt von der mampfenden Püttelmeyer, die sich natürlich sofort einmischen musste.
    »Lindalein, bist du ganz sicher, dass du dein geregeltes Leben, deinen Beruf und deine Selbstständigkeit für
diese Familie
aufgeben möchtest?«
    Und als Linda nichts erwiderte, wandte sie sich an Pa. »Die deutliche Rötung auf Ihrer Stirn, Herr Michalski, hat Richard Sie dort etwa geschlagen? Nun gut, so eine gewisse kriminelle Energie habe ich ja schon immer bei Ihrem Sohn vermutet.«
    Pa stockte kurz, schien innerlich bis zehn zu zählen, und dann kam es wie aus einer Maschinenpistole aus ihm herausgeschossen: »Mein Sohn ist bestimmt nicht kriminell. Und ich denke, es ist besser, wenn Sie nun gehen, Frau Püttelmeyer.«
    Die Püttelmeyer japste nach Luft wie ein Beulenkopf-maulbrüter, der aus dem Aquarium geworfen wurde. »Wenn Sie meinen, Herr Michalski?!«
    Pa nickte energisch.
    »Philipp, bitte«, jammerte Linda dazwischen. »Lass gut sein.«
    Aber Philipp-Bärchen wollte es nicht gut sein lassen. Kein bisschen.
    »Nein, Linda, bitte begleite
deinen
Besuch jetzt zur Tür.«
    Hey, so uncool ist mein Vater doch noch nicht geworden, dachte ich. Alter Schwedenfreund, nicht schlecht, wirklich nicht schlecht!
    Auch Finn staunte ganze Bauklotzsiedlungen. »Dein Vater ist ja richtig außer sich«, murmelte er mir zu. »Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut.«
    »Echt ey«, freute ich mich. »Der geht ab wie Schmitz’ Katze.«
    Und so verließ meine Exlehrerin kurz darauf wutschnaubend die Wohnung und schepperte die Tür hinter sich zu, sodass Mary – trotz Ohropax – aus ihrem Nachmittagsschläfchen hochschoss und ins Billardzimmer gestürmt kam. »Werden wir angegriffen?«
    »Leg dich zurück ins Bett, Mary«, erklärte mein Vater trocken. »Der Krieg ist vorbei.«
    Und schon wieder wurde eine Tür zugedonnert. Da soll mir noch mal jemand vorwerfen,
ich
wäre hier der Türenzuknaller!
    Gegen Abend hatte sich die Stimmung in der WG langsam etwas entspannt. Linda nannte Pa wieder Bärchen, und Helena hatte anscheinend genug Klosterfrau Melissengeist intus, um einigermaßen ruhig auf dem Sofa im Billardzimmer zu pennen.
    Alles schien irgendwie in Butter zu sein und ich war seit Langem mal wieder richtig stolz auf meinen Vater. Wie er es der Püttelmeyer gegeben hatte. Obercool!
    Noch immer schwer beeindruckt, saß ich beim Abendessen neben ihm und strahlte ihn an.
    »Was ist, hast du ’ne Glühbirne verschluckt?«, fragte er mich grinsend.
    Ich lachte. Ganz laut und bestimmt ätzend albern. Aber das war mir egal. Mein Vater war cool. Endlich wieder cool! Alles war super!
    Warum nur musste Finn diesen einmaligen Moment zerstören?
    »Du hast übrigens noch einmal Glück gehabt, mein Füller ist heil geblieben«, sagte er.
    »Glück?«, wunderte sich Linda.
    Finn nickte. »Ja, denn schließlich benötigt er doch jetzt all sein Geld. Er befindet sich in der Pubertät, und das kann teuer werden, wegen der ganzen Pickelcremes. Und dann muss er seiner

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