Acornas Heimkehr
Angehörigen Ihrer Spezies weniger stabil sind – weil sie durch die ständige Belastung mit der Selbstheilung ihres Trägers überfordert werden. Es könnte ja sein, dass abgetrennte Hörner, die mit dieser entbehrlichen Anforderung an ihre Kräfte nicht mehr belastet sind, sich für uns als von größerem Nutzen erweisen.
Es heißt zudem, dass diese Dinger aphrodisische Eigenschaften hätten. Ist das wahr?«
»Woher soll ich das wissen?«, antwortete Neeva undiplomatisch.
Er rächte sich, indem er ihr Horn mit der Faust packte und so heftig daran riss, dass sie vor Schmerz und Demütigung aufschluchzte. »Auf die eine oder andere Weise, meine liebe Botschafterin, werde ich das Ihre ganz für mich allein haben.«
Das war zu viel für ihren Lebensgefährten gewesen, der genau wie andere Linyaari, die an dem ›Teich‹ zugegen waren, an dem sie den Admiral angesprochen hatte, das ganze Gespräch aufmerksam mitverfolgt hatte.
»Lassen Sie sie in Ruhe!«, forderte Virii und trat vor, wurde jedoch sofort von zwei weiteren Roten Kriegern gepackt. Er hatte natürlich Linyaari gesprochen, doch den Sinn seines Ausrufs hatte Ikwaskwan, der ihm nun mit erhobenem Finger drohte, trotzdem sehr wohl verstanden. »Deines werde ich mir auch holen, du Zuchthengst. – Ich frage mich gerade… sind die zwei etwa ein Pärchen? Wie interessant!« Dann hatte er zum Teich genickt. »Schauen wir doch mal, wie lange die beiden brauchen, um den da zu entgiften. Sorgt dafür, dass die Brühe besonders dreckig und eklig ist.«
Die Krieger hatten sich in den ›Teich‹ entleert und dann Neeva und Virii beide mit den Köpfen tief in den Unrat gedrückt, ohne sich die Mühe zu machen, darauf zu achten, dass wenigstens ihre Nasen und Münder frei blieben. Man erlaubte niemandem, ihnen zu helfen. Es war schrecklich. In dem Zustand, in dem sie waren, brauchten die beiden fast zehn Minuten, um das Wasser zu klären, und am Ende waren sie kurz vor dem Ertrinken gewesen. Anschließend unterzog man sie einem gemeinsamen Verhör. Melireenya und die anderen hatten nicht einmal zu flüstern gewagt, als die Befragung per Vid auf der gesamten Station öffentlich übertragen wurde.
Heute ging das Gerücht um, dass etwas noch weitaus Schrecklicheres geschehen würde. Der Urheber all dieser Leiden, jene graue Eminenz, die Ikwaskwan und dessen Söldner in seinen Dienst genommen hatte, war im Laufe der Nacht auf der Mondstation eingetroffen. Ikwaskwan hatte allen erzählt, dass er sich für ihren hohen Gast ein paar ganz besonders kurzweilige Belustigungen ausgedacht habe.
(Man wünscht sich beinahe die Khleevi zurück, nicht wahr?), meinte Khaari trübsinnig. (Bei den Khleevi waren wir wenigstens nie sicher, ob sie wirklich verstanden, was sie uns antaten, oder nicht. Die vorsätzliche Berechnung hinter diesen Torturen jedoch ist von einer geradezu unsäglichen Widerwärtigkeit.)
Das Turnier sollte jeden Augenblick beginnen, und man hatte ausdrücklich Melireenya dazu bestimmt, den Heilerdienst in der Kampfarena zu übernehmen. Ihr Horn war inzwischen fast durchsichtig, kaum noch zu sehen und bei bestimmten Lichtverhältnissen sogar völlig unsichtbar. Es hatte sogar begonnen, schlaff herabzuhängen. Es war schlimm genug, befürchten zu müssen, dass die Kräfte ihres Horns versagten, wenn sie gerade bis zu den Ohren in faulig verschleimtem Wasser lag, vergiftete Luft atmete oder die Misshandlungen der Verhörspezialisten erdulden musste – doch am allerschlimmsten war für sie immer noch der Gedanke, dass ihr Horn und damit sie selbst versagen könnten, während sie gerade dabei war, die Heilung eines schwer verwundeten Kindes zu versuchen.
Bislang war das zwar noch nicht vorgekommen, mittlerweile jedoch brauchten die Heildienst habenden Linyaari bereits alle zusammen viele, viele lange Momente für jede einzelne Verletzung, die sie heilen mussten. Und die ganze Zeit über litten die Opfer schreckliche Schmerzen.
Inzwischen hatten sich die Söldner und ihre Herren auf den Zuschauertribünen der Arena versammelt, und dieses Mal hatte man auch sämtliche Linyaari und alle Kinder der Haven hereingeführt und zwang sie, das blutige Spektakel ebenfalls mit anzusehen. Man hatte ‘Ziana, die hübsche junge Kapitänin der Haven, mit je einem Hand- und Fußgelenk an den jungen Mann gefesselt, der gewiss eines Tages, falls sie das hier überlebten, ihr Lebensgefährte sein würde.
Die arme Nadhari war, abgesehen von den gewaltigen Mengen Drogen, die
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