Acornas Heimkehr
Großteil unserer Fabrikationsindustrie auf andere Welten, deren Bewohner sich nicht daran störten, dass sie dadurch ein Leben ohne angemessene Weideflächen führen mussten. Deshalb verfügen wir heutzutage zwar über eine zahlenstarke Gemeinde von Technokünstlern, die herausragende theoretische Konstrukteure und Ingenieure sind. Der allergrößte Teil unserer tatsächlichen Fertigung aber wird unter Linyaari-Aufsicht auf anderen Welten betrieben.«
»Was sehr gut ist«, unterstrich Melireenya, »weil wir immer einen hohen Bedarf an Weideland haben.«
Eine in ein langes, vielfarbiges Gewand gekleidete Liinyar ergänzte: »Das Beispiel der Beschützer der Ahnen war uns unsere gesamte Geschichte hindurch ein Vorbild. Die meisten unseres Volkes sind davon überzeugt, dass ein Leben, in dessen Mittelpunkt Pflanzen und Lebewesen stehen, sehr viel mehr linyarii ist als das Hantieren mit Metallen und Werkzeugen.«
»Unser Volk hat allerdings nichts dagegen, dass andere ihr Leben damit verbringen, mit Metallen und Werkzeugen zu arbeiten«, kommentierte Neeva trocken. »Und sogar ein paar Linyaari finden Erfüllung darin, genau das zu tun. Genau wie ein paar von uns ihr Leben im Weltraum oder auf anderen Planeten verbringen. Unser Volk treibt mit anderen Welten Handel, um von dort all jene Waren, Güter, Halbfertigteile oder Techniken zu beziehen, auf deren Fremdherstellung und
-belieferung wir angewiesen sind.«
»Und was bieten wir im Gegenzug als Tauschware an, wenn wir selbst gar keine Handelsgüter herstellen?«, wollte Acorna wissen.
»Denk doch mal nach, Acorna«, forderte Thariinye sie auf.
»Was für Probleme haben Industriegesellschaften, die wir beheben können?« Er wartete ihre Antwort gar nicht erst ab.
»Umweltverschmutzung natürlich! Bei ihren Herstellungsverfahren entstehen Giftstoffe, die wir neutralisieren können.«
»Aber eingedenk des mahnenden Beispiels der Ahnen«, meldete sich der Betreuer von vorhin wieder zu Wort, »weihen unsere Botschafter, Gesandten und Handelsleute niemanden in das Geheimnis um die wahre Quelle dieser unserer Fähigkeit ein.«
»Selbstverständlich nicht«, pflichtete ein weiteres Mitglied des weißhäutigen Linyaari-Begrüßungskomitees bei. »Unsere Handelspartner wissen nicht, dass die reinigende Macht in unseren Hörnern liegt. Sie glauben vielmehr, dass es sich um ein technisches Verfahren handelt – und von jenen kleinen Geräten ausgeht, die wir stets mit uns führen, um sie glauben zu machen, dass diese die Umweltverschmutzung und Vergiftung auf ihren Welten so wirkungsvoll beseitigen.
Natürlich haben sie längst herausgefunden, dass diese Geräte nur in der Hand von Linyaari-Technikern funktionieren.«
»Auf diese Weise, vom Vorbild der Ahnen und der Beschützer der Ahnen profitierend, kann der allergrößte Teil unseres Volkes einer pastoralen Lebensweise nachgehen, die unbelastet von allen Vorgängen ist, welche jene Dinge beeinträchtigen würden, die wir am höchsten schätzen«, schloss ein goldfarbiger Liinyar die Ausführungen ab.
Mit einer Mischung aus Belustigung und Unmut warf Neeva ein: »Zum Glück für all jene, die ausschließlich eine ländliche Lebensweise pflegen, hat unser Volk aber keine stupide Herdenmentalität. Obgleich wir zuweilen telepathisch miteinander kommunizieren, heißt das keinesfalls, dass wir alle stets derselben Meinung sind oder gar alle genau gleich denken. Es gibt im Gegenteil viele unter uns, die eine endlose Pastoralidylle als geisttötend langweilig und öde empfinden.
Manche Linyaari ziehen es daher vor, sich mit den Wissenschaften zu beschäftigen, sich an den Herausforderungen und Abenteuern der Raumfahrt zu erfreuen oder anderen Tätigkeiten technologischer Art nachzugehen. Es gibt unter unseren Artgenossen viele Erfinder, die all jene Geräte, Techniken und Programme entwickeln, die unser Volk benötigt, und die außerplanetarische Technologien für unsere Zwecke anpassen. Wir Raumfahrer dienen unserem Volk als Botschafter und Händler, um neue Märkte für die Fertigkeiten und Handelswaren der Linyaari zu erschließen und jene Bedarfsgüter in unsere Heimat zurückzubringen, die unser Volk nicht selbst herstellen möchte.«
»Und wir sind froh, dass ihr das tut, Visedhaanye, und sehr wohl dankbar für die vielen Annehmlichkeiten, Verbesserungen und Neuerungen, die ihr uns bringt – solange ihr nur nicht versucht, eure Arbeit hier zu verrichten oder gar von uns verlangt, dass wir uns euch da draußen
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