Acornas Heimkehr
dafür bezahlen zu lassen, dass sie unseren Freunden Schaden zugefügt haben.«
Also zeigte Reamer das Horn herum, und alle starrten es erschüttert an. Einige wollten es berühren, andere legten die Hände auf den Rücken und machten ängstliche Gesichter.
Eines der Mädchen, Jana, begann leise zu weinen.
»Ich erinnere mich noch, wie man mich im Bergwerk so schlimm verprügelt hatte, dass ich mich kaum noch bewegen konnte, und wie Acorna meine Wunden mit ihrem Horn berührt und mich geheilt hat. Das war seit vielen Jahren der erste Trost, den mir jemand gespendet hatte. Das hier kann einfach nicht ihres sein, Kheti. Das kann einfach nicht sein.«
Calum Baird musterte Reamer misstrauisch. »Sie haben das Horn schnurstracks zu Khetala gebracht, die Sie damit dann hierher geflogen hat?«
»Richtig, genau so war’s. Becker selbst hatte nämlich Schwierigkeiten mit einer Dame, die ihn entweder bestehlen oder umbringen wollte. Also sind er und der Kater lieber abgehauen.«
»Nun, das würde erklären, warum er uns nicht selbst aufgesucht hat. Das und der Umstand, dass er wohl zu der Erkenntnis gelangt sein dürfte, dass die Hörner wertvoll sind, weshalb er bestimmt schleunigst seine Bezugsquelle sichern wollte«, spekulierte Baird. »Wer war die fragliche Dame? Hat Ihr Freund zufällig irgendetwas davon erwähnt, dass er Hafiz Harakamian aufsuchen wolle?«
»Nicht eine Silbe. Was die Dame angeht, wobei diese Bezeichnung eigentlich schon viel zu viel der Ehre ist – tut mir Leid, wenn ich mich so abfällig über sie auslasse, aber es stimmt nun mal –, die hat wirklich nicht mehr alle Nuggets im Beutel. Ihr Name ist Kisla Manjari. Ihr Vater war früher ein ziemlich hohes Tier.«
»Wir wissen nur zu gut Bescheid über Kisla und ihren Vater«, knurrte Baird kurz angebunden.
»Oh.« Reamer tippte sich an die Stirn. »Aber natürlich. Ihr und die Dame Acorna habt doch mitgeholfen, ihn zu Fall zu bringen, nicht wahr? Nun, wie dem auch sei, Becker und sein Kater dachten jedenfalls, dass sie sich besser verziehen sollten.
Aber er hat keine Silbe davon gesagt, dass er zu Herrn Harakamian wolle. Er hat jedoch erzählt, dass er euch Burschen kennt, also hat er ihn ja vielleicht durch euren Partner Rafik kennen gelernt.«
»Das ist möglich«, bestätigte Baird nachdenklich. »Laxmi, kannst du uns bitte einen abhörsicheren Hyperfunkkanal schalten, über den wir mit Rafik reden können? Onkel Hafiz hatte Kurs auf Rushima genommen. Schauen wir doch mal, ob er schon dort angekommen ist.«
Nachdem der ganze Tross sich hierzu in die Komzentrale der Mondbasis begeben hatte, erfuhren sie von Rushima, dass die Shahrazad gerade eben schon wieder weitergeflogen war und dass man einen Spion an Bord entdeckt habe. Als Rafik ihnen offenbarte, wer dieser Spion war, stieß Gill einen leisen Pfiff aus. Etwa zu der Zeit, als sein Vetter Tapha getötet worden war, hatte Rafik seinen Partnern nämlich ein paar aufschlussreiche Anekdoten und Geschichten über Taphas liebe verblichene Mutter zum Besten gegeben, sodass seine Kameraden über die erste Frau von Onkel Hafiz recht gut Bescheid wussten.
»Sie ist also immer noch am Leben, wie? Offenbar sind in dieser Familie wirklich
alle
bemerkenswert schwer
totzukriegen!«, stellte Gill fest. »Nun ja, Yasmins Auftauchen ist dann wahrscheinlich auch die Erklärung für diese unerwartete Reise, zu der Hafiz und Karina mitten in ihren Flitterwochen aufgebrochen sind.«
»Ganz richtig«, bestätigte Rafik. »Meine verehrte Tante hat Onkel Hafiz nämlich ein Pülverchen ins Gesicht geblasen, dessen chemische Untersuchung ergeben hat, dass es teilweise aus zermahlener Linyaari-Hornsubstanz bestand. Ihr könnt euch daher sicherlich gut vorstellen, wohin Hafiz jetzt unterwegs ist.«
»Ich denke schon. Aber hältst du es denn für klug, dass die Shahrazad sich ganz allein dorthin aufmacht?«, zweifelte Calum.
Woraufhin Rafik ihnen ausführlich jene Diskussion schilderte, die er über eben dieses Thema schon selbst mit Hafiz geführt hatte, und zum Abschluss die Information hinzufügte, dass Dr. Hoa sich entschlossen hatte, die Harakamians zu begleiten.
Nach Beendigung ihres Interstellargesprächs schüttelte Judit den Kopf. »Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Möglicherweise ist es ja wirklich keine gute Idee, gleich eine ganze Armee mitzunehmen. Aber Hafiz und Dr. Hoa beide in einem und demselben Raumschiff, und ganz ohne Begleitschutz – das ist für
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