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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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sonntags um acht abzuschaffen, wird sich das sehr schnell ändern. Dann gibt’s jede Menge Arg und Weh in der Pfarrei.«
    »Hat er denn so was angedeutet?«
    »Nicht direkt, aber er schielt wie ein Luchs auf die Teilnehmerzahl. Wir beide müssen unbedingt weiter regelmäßig hingehen, und ich werde sehen, ob ich nicht im Dorf noch ein paar Leute mobilisieren kann. Dieser ganze neumodische Firlefanz kommt natürlich von Susan. Der Mann wäre ganz handsam, wenn seine Frau ihn nicht dauernd anstacheln würde. Neuerdings redet sie schon davon, daß sie irgendwo eine Ausbildung zum Diakon machen will. Demnächst kriegt sie womöglich noch die Priesterweihe. Die wären beide in einer Großstadtgemeinde viel besser aufgehoben. Da könnten sie ihre Banjos und Gitarren aufspielen lassen, und wahrscheinlich würde das den Leuten dort sogar gefallen. Wie war die Fahrt heute?«
    »Es ging. Heute abend war’s angenehmer als morgens. Da hatten wir in Charing Cross zehn Minuten Verspätung – ein schlechter Auftakt für einen schlimmen Tag. Heute war ja Sonia Clements’ Beerdigung. Mr. Gerard ist gar nicht hingegangen. Zuviel Arbeit, hat er jedenfalls gesagt. Sollte wohl heißen, sie war ihm nicht wichtig genug. Natürlich hatte ich dann das Gefühl, daß ich auch dableiben müßte.«
    »Na, das war kein Beinbruch«, sagte Joan. »Feuerbestattungen sind immer so deprimierend. Eine schöne Beerdigung kann ja ganz erhebend sein, aber eine Einäscherung bestimmt nicht. Dabei fällt mir ein, daß der Pfarrer beim Begräbnis vom alten Merryweather nächsten Dienstag doch wahrhaftig das Alternative Gebetbuch benutzen wollte. Na, das habe ich ihm aber ausgeredet! Mr. Merryweather war neunundachtzig, und du weißt ja, wie er sich gegen jede Veränderung gesträubt hat. Ohne den traditionellen Text von 1662 würde der Ärmste denken, er hätte kein anständiges christliches Begräbnis gekriegt.«
    Als Blackie am Dienstag zuvor mit der Nachricht heimgekommen war, Sonia Clements habe sich umgebracht, da hatte Joan das erstaunlich gefaßt aufgenommen. Doch Blackie sah rasch ein, daß sie sich darüber eigentlich nicht zu wundern brauchte. Ihre Cousine verblüffte sie öfters mit einer unerwarteten Reaktion auf wichtige Nachrichten und Ereignisse. Kleine häusliche Unannehmlichkeiten brachten sie in Rage, aber eine ausgewachsene Tragödie nahm sie mit stoischem Gleichmut hin. Und Sonia Clements’ Tragödie hätte sie schwerlich erschüttern können, denn schließlich hatte sie sie nicht gekannt, nicht einmal vom Ansehen.
    Als sie Joan erzählte, was passiert war, hatte Blackie auch gesagt: »Ich tratsche natürlich nicht mit den kleinen Angestellten, aber soviel ich mitkriegen konnte, ist man im Verlag der Meinung, daß sie sich umgebracht hat, weil Mr. Gerard ihr gekündigt hatte. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß er dabei besonders taktvoll war. Anscheinend hat sie einen Abschiedsbrief hinterlassen, wo allerdings von der Entlassung nichts drinsteht. Trotzdem glauben die meisten, daß sie noch leben würde, wenn Mr. Gerard nicht wäre.«
    Joan hatte darauf recht abgebrüht reagiert. »Aber das ist ja lächerlich! Eine erwachsene Frau nimmt sich wegen einer Kündigung doch nicht das Leben. Wenn das ein Grund zum Selbstmord wäre, dann brauchten wir längst Massengräber. Nein, nein, diese Frau hat unüberlegt und rücksichtslos gehandelt. Wenn sie sich durchaus umbringen mußte, dann hätte sie das woanders tun sollen. Stell dir nur mal vor, du wärest als erste ins kleine Archiv gegangen und hättest sie gefunden. Das wäre doch schrecklich unangenehm gewesen.«
    Darauf hatte Blackie erwidert: »Angenehm war’s wohl auch für Mandy Price nicht, unsere neue Aushilfskraft. Aber ich muß sagen, sie war sehr gefaßt. Manch ein junges Mädchen hätte gewiß einen hysterischen Anfall bekommen.«
    »Wegen einer Leiche braucht man nicht hysterisch zu werden. Tote sind harmlos. Die Kleine kann froh sein, wenn ihr im Leben nichts Schlimmeres widerfährt als der Anblick einer Leiche.«
    Blackie nippte an ihrem Sherry und musterte ihre Cousine unter gesenkten Lidern hervor, als versuche sie zum erstenmal, sie objektiv zu betrachten. Den gedrungenen, fast taillenlosen Körper, die stämmigen Beine mit den ersten Krampfadern über erstaunlich wohlgeformten Knöcheln, das üppige, früher leuchtendbraune Haar, das auch heute noch dick und kaum ergraut war und das sie zu einem schweren Knoten geschlungen trug (die Frisur hatte sich, seit Blackie

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