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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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hätte ich
es vielleicht gehört, aber ich weiß nicht, ob ich aus dem Bett gekommen
wäre.«
    »Bliebe noch der Freitagnachmittag, nachdem Sie im Cressett
Arms zu Mittag gegessen hatten. Haben Sie nicht bei einem Haus in der
Nähe der großen Kreuzung vorbeigeschaut, ich meine das mit dem
langgestreckten Vorgarten, ein wenig zurückgesetzt von der Straße?
Rosemary Cottage.«
    »Doch, aber da war niemand zu Hause. Das Cottage steht leer,
und am Tor hängt ein Schild, dass es zu verkaufen ist. Ich dachte, die
Besitzer wüssten vielleicht die Adresse einer früheren Bewohnerin, die
ich kannte. Es ging um eine nebensächliche private Angelegenheit. Ich
wollte ihr eine Weihnachtskarte schicken – weiter nichts. Es
hat nichts mit dem Mord zu tun. Mog ist auf dem Fahrrad vorbeigekommen,
um seine Freundin zu besuchen, nehme ich an, nachsehen, was bei ihr
gerade zu holen ist. Sicher hat er Ihnen gesteckt, dass er mich dort
gesehen hat. Manche Leute in diesem Kuhdorf können einfach ihr
verdammtes Maul nicht halten. Ich versichere Ihnen, es hatte nichts mit
Rhoda zu tun.«
    »Das behaupten wir auch gar nicht, Mr. Boyton. Unsere Frage
lautete, was Sie nach Ihrer Ankunft gemacht haben. Weshalb haben Sie
das weggelassen?«
    »Weil ich nicht dran gedacht habe. Es war nicht wichtig. Gut,
ich war also im Dorfpub zum Mittagessen. Ich habe niemanden gesehen,
und es ist nichts passiert. Ich kann mich nicht an jeden Furz erinnern.
Ich bin erschüttert, durcheinander. Wenn Sie mir weiter so zusetzen,
muss ich einen Anwalt kommen lassen.«
    »Das steht Ihnen natürlich frei, wenn Sie es für nötig halten.
Und wenn Sie ernsthaft der Meinung sind, wir setzen Sie unter Druck,
werden Sie zweifellos eine formelle Beschwerde einreichen. Es könnte
sein, dass wir Sie noch einmal verhören möchten, entweder bevor Sie
abreisen oder in London. Und bis dahin sollten Sie sich vielleicht
überlegen, ob Sie noch etwas vergessen haben, so unwichtig es auch sein
mag.«
    Sie erhoben sich zum Gehen. In diesem Moment fiel Benton ein,
dass er nicht nach Miss Gradwyns Testament gefragt hatte. Eine solche
Anweisung von AD vergessen zu haben, wäre ein schwerer Fauxpas. Er
ärgerte sich über sich selbst und stellte die Frage, beinahe ohne
nachzudenken.
    »Sie geben an, ein guter Freund von Miss Gradwyn gewesen zu
sein. Hat sie Ihnen je anvertraut, was in ihrem Testament steht, oder
angedeutet, Sie könnten darin begünstigt werden? Vielleicht bei Ihrer
letzten Begegnung. Wann war das?«
    »Am 21. November, im Ivy. Sie hat ihr Testament nie erwähnt.
Weshalb auch? Testamente betreffen den Tod. Sie hat nicht an den Tod
gedacht. Weshalb auch. Es war keine lebensgefährliche Operation. Warum
hätten wir über ihr Testament sprechen sollen? Wollen Sie damit sagen,
Sie haben es gesehen?«
    Unter seiner Empörung verbarg sich unverkennbar verschämte
Neugier und ein Funken Hoffnung.
    Benton sagte leichthin: »Nein, wir haben es nicht gesehen. Es
war nur so ein Gedanke.«
    Boyton begleitete sie nicht zur Tür. Sie ließen ihn am Tisch
sitzen, den Kopf in die Hände gestützt. Nachdem sie das Gartentor
hinter sich zugezogen hatten, machten Benton und Warren sich auf den
Rückweg zur Alten Wache.
    »Und, was halten Sie von ihm?«, fragte Benton.
    »Nicht viel, Sergeant. Nicht sonderlich aufgeweckt, wie? Und
dazu noch gehässig. Aber als Mörder kann ich ihn mir nicht vorstellen.
Weshalb hätte er Miss Gradwyn hierher folgen sollen, wenn er ihr an den
Kragen wollte? In London hätte er mehr Gelegenheiten dazu gehabt. Ich
sehe auch nicht, wie er es ohne Komplizen hätte schaffen sollen.«
    »Vielleicht war es Rhoda Gradwyn selber«, meinte Benton.
»Vielleicht hat sie ihn reingelassen, zu einem vertraulichen Gespräch,
wie sie glaubte. Aber am Tag ihrer Operation? Das kann ich mir kaum
vorstellen. Er hat Angst, so viel steht fest, aber er ist auch
aufgeregt. Und warum will er bleiben? Was die wichtige Angelegenheit
betrifft, die er mit Rhoda Gradwyn besprechen wollte, da hat er meiner
Meinung nach gelogen. Ich stimme zu, dass man sich ihn nur schwer als
Mörder vorstellen kann, doch das gilt für alle anderen auch. Und ich
glaube, er lügt, was das Testament angeht.«
    Schweigend gingen sie weiter. Benton fragte sich, ob er wohl
zu viel preisgegeben hatte. Für DC Warren war es sicher nicht leicht,
einerseits zum Team zu gehören und doch Mitglied einer anderen
Polizeibehörde zu sein. Nur die Angehörigen der Spezialeinheit nahmen
an den abendlichen Besprechungen

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