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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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dann stand sie
auf, um zu öffnen. Commander Dalgliesh trat ein, gefolgt von Inspector
Miskin und Sergeant Benton-Smith. Zu ihrer Überraschung ging Dalgliesh
gar nicht sofort zu der Gefriertruhe, sondern kümmerte sich um die
beiden Frauen. Er nahm zwei Becher von der Anrichte, ließ sie am
Wasserhahn volllaufen und brachte sie ihnen. Candace ließ ihren Becher
auf dem Tisch stehen, aber Lettie stellte fest, dass sie großen Durst
hatte und trank gierig. Ihr entging nicht, dass Commander Dalgliesh sie
beide genau beobachtete.
    »Ich muss Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen«, sagte er. »Sie
haben beide einen fürchterlichen Schock erlitten. Fühlen Sie sich
imstande zu sprechen?«
    Candace blickte ihm fest in die Augen und antwortete: »Ja,
vielen Dank, absolut.«
    Lettie murmelte zustimmend.
    »Dann gehen wir doch besser nach nebenan. Ich komme sofort
nach.«
    Inspector Miskin folgte ihnen in das Wohnzimmer. Lettie
dachte: Er lässt uns also nicht allein, bis er unsere
Geschichte gehört hat. Gleich darauf fragte sie sich, ob sie
nun besonders scharfsinnig war oder nur überzogen misstrauisch. Hätten
Candace und sie sich auf eine gemeinsame Version für ihre Geschichte
einigen wollen, wäre vor dem Eintreffen der Polizei Zeit genug gewesen.
    Sie setzten sich auf die Eichenbank, und Inspector Miskin zog
zwei Stühle vom Tisch heran. Ohne sich zu setzen, fragte sie: »Kann ich
Ihnen etwas bringen? Tee, Kaffee – wenn mir Miss Westhall
sagen würde, wo ich die Sachen dafür finde.«
    Candace antwortet ziemlich schroff: »Nein danke. Ich will nur
raus hier.«
    »Commander Dalgliesh ist gleich da.«
    So war es. Kaum hatte sie den Satz beendet, kam er herein und
setzte sich auf einen der Stühle direkt gegenüber von ihnen. Inspector
Miskin nahm den anderen. Dalglieshs Gesicht, das nicht weit von den
ihren entfernt war, war ebenso bleich wie das von Candace, aber es ließ
sich unmöglich erraten, was sich hinter der wie geschnitzt wirkenden,
rätselhaften Maske verbarg. Als er schließlich sprach, klang seine
Stimme sanft, beinahe mitleidig, aber Lettie zweifelte nicht daran,
dass die Ideen, die er beständig in seinem Kopf entwickelte, wenig mit
Mitgefühl zu tun hatten. »Wie kam es, dass Sie beide an diesem
Vormittag im Stone Cottage waren?«, fragte er.
    Candace war diejenige, die ihm antwortete. »Wir haben Robin
gesucht. Sein Geschäftspartner hat gegen neun Uhr vierzig im Büro
angerufen, um uns mitzuteilen, dass er seit gestern Morgen vergeblich
versuche, Robin zu erreichen, und dass er sich Sorgen mache. Mrs.
Frensham hat als Erste hier nachgesehen und die Überreste einer
Mahlzeit auf dem Küchentisch vorgefunden, festgestellt, dass sein Auto
in der Zufahrt parkte und dass sein Bett unbenutzt war. Deshalb sind
wir noch einmal hergekommen, um gründlicher zu suchen.«
    »Wusste eine von Ihnen oder hatten Sie den Verdacht, dass Sie
Robin Boyton in der Gefriertruhe finden würden?«
    Er rechtfertigte diese Frage nicht, die beinahe brutal
deutlich gestellt war.
    Lettie hoffte, Candace würde sich beherrschen. Sie beschränkte
sich auf ein leises »Nein« und hatte den Eindruck, dass Dalgliesh ihr
glaubte, nachdem sie ihm in die Augen gesehen hatte.
    Candace schwieg einen Augenblick, während Dalgliesh wartete.
»Offensichtlich nicht, sonst hätten wir doch gleich in der Gefriertruhe
nachgesehen. Wir haben nach einem lebenden Menschen gesucht, nicht nach
einer Leiche. Ich persönlich dachte, Robin würde schon bald wieder
auftauchen, aber es war wirklich seltsam, dass er so lange weg war, da
er für gewöhnlich keine langen Spaziergänge unternahm. Wir haben wohl
einfach einen Hinweis darauf gesucht, wo er sein könnte.«
    »Wer von Ihnen beiden hat die Gefriertruhe geöffnet?«
    »Ich«, sagte Lettie. »Die alte Speisekammer, der Raum nebenan,
war der letzte Raum, den wir durchsucht haben. Candace war in den
Vorratsraum gegangen, und ich habe spontan den Deckel der Gefriertruhe
angehoben, fast ohne nachzudenken. Im Rose Cottage, hier und in den
Gartenschuppen haben wir in allen Schränken nachgesehen, und irgendwie
kam es mir ganz normal vor, auch die Truhe zu öffnen.«
    Dalgliesh sagt nichts. Wird er jetzt darauf
hinweisen, dass eine Suche, die Schränke und eine Gefriertruhe
beinhaltet, kaum die nach einem lebendigen Menschen sein kann?, dachte
sie. Aber sie hatte ihre Erklärung abgegeben. Sie war sich nicht einmal
sicher, ob sie in ihren eigenen Ohren überzeugend klang, aber es war
die Wahrheit, und der

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