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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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einer Wand stand ein großes Sofa, auf das man sich nicht
setzen konnte, weil lauter Ordner darauf lagen. Doch trotz des
Durcheinanders war das Bemühen um ein Mindestmaß an Ordnung erkennbar.
Hinter dem Schreibtisch standen nur ein Stuhl und ein kleiner Sessel.
Jeremy Coxon sah sich um, als würde er erwarten, dass ein dritter aus
dem Nichts auftauchte, dann ging er durch den Flur und kam mit einem
Korbstuhl zurück, den er vor den Schreibtisch stellte. Sie setzten sich.
    »Es wurde kein Brief gefunden«, sagte Kate. »Würde es Sie
überraschen, wenn es Selbstmord wäre?«
    »Auf jeden Fall! Robin hatte mit einigem zu kämpfen, aber
diesen Ausweg würde er nicht wählen. Er liebte das Leben, und er hatte
Freunde, Leute, die ihm im Notfall immer aushalfen. Sicherlich gab es
Momente der Niedergeschlagenheit, aber das geht uns doch allen so,
oder? Bei Robin haben sie jedenfalls nie lange gedauert. Ich habe nach
einem Abschiedsbrief gefragt, weil jede andere Möglichkeit noch weniger
vorstellbar wäre. Er hatte keine Feinde.«
    »Und er war auch aktuell nicht in besonderen Schwierigkeiten?
Wissen Sie von irgendetwas, das ihn zu einer Verzweiflungstat getrieben
haben könnte?«, fragte Benton.
    »Nein. Rhodas Tod hatte ihm sehr zu schaffen gemacht, aber das
Wort Verzweiflung würde ich im Zusammenhang mit Robin nicht verwenden.
Er war arm, aber immer optimistisch, hatte stets die Hoffnung, dass
sich etwas ergibt, und meistens war es auch so. Außerdem lief es hier
recht gut für uns. Die Finanzierung war natürlich ein Problem. Das ist
ganz normal, wenn man ein Unternehmen gründet. Doch bei ihm war
irgendetwas im Busch, er erwartete Geld, viel Geld. Er wollte nicht
sagen, woher, aber er war ganz aufgeregt. So glücklich hatte ich ihn
seit Jahren nicht gesehen. Völlig anders als noch vor drei Wochen nach
seiner Rückkehr aus Stoke Cheverell. Damals wirkte er sehr deprimiert.
Nein, Selbstmord können Sie ausschließen. Aber wie gesagt, mir hat man
nichts gesagt, nur dass Robin tot ist und ich mit dem Besuch der
Polizei rechnen muss. Wenn er ein Testament verfasst hat, wird er mich
als Vollstrecker benannt haben. Er hat mich immer als seinen nächsten
Angehörigen angegeben. Ich wüsste nicht, wer sich sonst um seine Sachen
hier kümmern sollte, oder um die Beerdigung. Warum also diese
Geheimnistuerei? Wollen Sie mir nicht endlich die Wahrheit sagen und
mir erzählen, wie er gestorben ist?«
    »Das können wir noch nicht mit Sicherheit sagen, Mr. Coxon«,
meinte Kate. »Vielleicht wissen wir mehr, wenn wir die
Autopsieergebnisse bekommen. Sie dürften heute noch eintreffen.«
    »Wo wurde er denn gefunden?«
    »Seine Leiche steckte in einer Gefriertruhe in dem Cottage
neben demjenigen, das er bewohnte«, sagte Kate.
    »In einer Gefriertruhe? Sie meinen so einen rechteckigen
Kasten, in dem man Tiefkühlgut über längere Zeit aufbewahrt?«
    »Ja. Die Gefriertruhe wurde nicht mehr genutzt.«
    »War der Deckel auf?«
    »Der Deckel war geschlossen. Wie Ihr Freund dort
hineingekommen ist, wissen wir noch nicht. Es kann auch ein Unfall
gewesen sein.«
    Coxon sah sie völlig entgeistert an, ein Ausdruck, der sich
vor ihren Augen in nacktes Entsetzen verwandelte. Nach einem Moment
sagte er: »Lassen Sie uns das klarstellen. Sie wollen mir sagen, Robins
Leiche wurde in einer geschlossenen Gefriertruhe gefunden?«
    Kate wiederholte geduldig: »Ja, Mr. Coxon, aber wir wissen
noch nicht, wie er hineingekommen ist oder was die Todesursache war.«
    Mit großen Augen blickte er von Kate zu Benton, als wollte er
herausfinden, welchem von beiden man trauen konnte, wenn überhaupt.
Schließlich sagte er mit eindringlicher Stimme, wobei er einen Anflug
von Hysterie nicht verbergen konnte: »Dann will ich Ihnen jetzt etwas
erzählen. Das war kein Unfall. Robin litt unter starker Klaustrophobie.
Er setzte sich in kein Flugzeug und fuhr nicht mit der U-Bahn. In einem
Restaurant konnte er nicht essen, wenn er nicht in der Nähe der Tür
saß. Er hat dagegen angekämpft, aber ohne Erfolg. Nichts und niemand
hätte ihn dazu gebracht, in eine Gefriertruhe zu klettern.«
    »Auch nicht, wenn der Deckel weit offen stand?«, fragte Benton.
    »Er hätte nie darauf vertraut, dass er nicht zufallen und ihn
in der Truhe einschließen würde. Sie ermitteln wegen Mordes.«
    Kate hätte entgegnen können, dass Boyton auch durch einen
Unfall oder an einer natürlichen Todesursache gestorben sein könnte und
jemand aus unbekannten Gründen die Leiche in die

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