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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Versuchen Sie Ihre Angst zu vergessen, Kimberley. Sie sind
hier unter Freunden, Sie und Dean, Sie waren hier immer unter Freunden,
und wir passen auf Sie auf.«
    Kim murmelte einen Dank. Und als sie gegangen waren, glitt sie
aus dem Bett und suchte in Deans starken Armen Trost.

Zweites
Buch 15.
Dezember
London, Dorset
    1
    A m selben Samstagvormittag waren Commander
Adam Dalgliesh und Emma Lavenham um halb elf mit Emmas Vater
verabredet. Die Begegnung mit einem zukünftigen Schwiegervater, noch
dazu zu dem Zweck, ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass man in Kürze
seine Tochter zu ehelichen gedachte, war kein Unterfangen, das man auf
die leichte Schulter nahm. Dalgliesh, mit vagen Erinnerungen an
ähnliche Begebenheiten in der Literatur ausgestattet, hatte sich
vorgestellt, er müsste zunächst einmal allein bei Professor Lavenham
vorsprechen, aber er ließ sich gerne von Emma dazu überreden, sie
mitzunehmen. »Andernfalls, mein Liebling, fragt er dich pausenlos nach
meinen Weltanschauungen aus. Schließlich sieht er dich zum ersten Mal,
und deinen Namen habe ich nicht oft erwähnt. Nur wenn ich dabei bin,
kann ich sicher sein, dass er ihn auch mitbekommen hat. Er neigt ein
wenig zu Zerstreutheit, auch wenn ich nicht weiß, wie viel davon echt
ist.«
    »Treten solche Phasen häufig auf?«
    »Nur wenn ich bei ihm bin, aber mit seinem Gehirn ist alles in
Ordnung. Es macht ihm Spaß, einen zu ärgern.«
    Zerstreutheit und Lust an Schabernack dürften seine geringsten
Probleme mit dem künftigen Schwiegervater sein, dachte Dalgliesh. Er
hatte die Beobachtung gemacht, dass große Persönlichkeiten im Alter die
Angewohnheit entwickelten, die Exzentrik ihrer Jugend und mittleren
Jahre zu übertreiben, als wären diese selbstdefinierenden Marotten ein
Heilmittel gegen das Nachlassen geistiger und körperlicher Kräfte, die
amorphe Einebnung des Selbst in den letzten Lebensjahren. Er wusste
nicht genau, was Emma und ihr Vater füreinander empfanden, aber ganz
sicher war Liebe im Spiel – zumindest die Erinnerung daran. Er
wusste von Emma, dass ihre jüngere Schwester, verspielt, fügsam,
hübscher als sie und im Kindesalter von einem zu schnell fahrenden Auto
getötet, sein Lieblingskind gewesen war, und sie hatte das ohne einen
kritischen oder missgünstigen Unterton erzählt. Missgunst war kein
Gefühl, das er mit Emma in Verbindung brachte. Aber so schwierig die
Beziehung auch war, sie würde sich ganz sicher wünschen, dass diese
erste Begegnung zwischen Vater und Geliebtem ein Erfolg wurde. Und
seine Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass daraus keine peinliche
Veranstaltung wurde, keine nachhaltige Unstimmigkeit in ihrer
Erinnerung.
    Alles, was Dalgliesh von Emmas Kindheit wusste, hatte er sich
aus den sporadischen Gesprächen zusammengereimt, in denen einer mit
tastenden Schritten die Vergangenheit des anderen zu erforschen suchte.
Nach seiner Pensionierung hatte Professor Lavenham Oxford verlassen und
war nach London gezogen, wo er eine geräumige Wohnung in einem der
edwardianischen Mietblocks Marylebones bewohnte, die – und die
meisten zu Recht – mit der Bezeichnung ›Mansion‹ geadelt
worden waren. Der Wohnblock war nicht weit vom Bahnhof Paddington mit
seiner regelmäßigen Zugverbindung nach Oxford entfernt, wo der
Professor ein häufiger, zuweilen zu häufiger Gast – wie seine
Tochter argwöhnte – am Dozententisch seines alten College war.
Ein pensionierter Pedell des Colleges und seine Frau, die zu ihrer
verwitweten Tochter nach Camden Town gezogen waren, kamen vormittags,
um die nötigen Putzarbeiten zu erledigen, und gegen Abend noch einmal,
um dem Professor ein Abendessen zu kochen. Er war bei seiner Heirat
schon älter als vierzig gewesen, und obwohl er jetzt schon über siebzig
war, konnte er noch gut für sich selber sorgen, zumindest was die
wichtigen Dinge betraf. Aber die Sawyers hatten sich die Überzeugung
zugelegt – mit seinem stillschweigenden
Einverständnis –, für einen angesehenen, aber hilflosen alten
Herrn zu sorgen. Zutreffend war nur das erste der Eigenschaftswörter.
In den Augen seiner früheren Kollegen, die ihn in Calverton Mansions
besuchten, kam Henry Lavenham sehr gut allein zurecht.
    Dalgliesh und Emma fuhren zu ihm hinaus und trafen, wie mit
dem Professor verabredet, um halb elf vor seinem Wohnblock ein. Er war
gerade erst frisch gestrichen worden, die Außenmauern in einem eher
unglücklichen Farbton, der nach Dalglieshs Ansicht am korrektesten mit
dem Wort

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