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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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werdet damit
fertig, das weiß ich. Wenn ihr Fragen habt, kommt zu mir.«
    Erleichtert murmelten die Bostocks ihren Dank. Chandler-Powell
und Helena verließen zusammen die Küche. Er versuchte mit wenig Erfolg,
etwas Wärme in seine Stimme zu legen, als er sagte: »Danke. Ich hätte
die Bostocks gleich Ihnen anvertrauen sollen. Aber was, zum Henker, ist
Buttermilchbrot?«
    »Das wird aus Vollkornmehl und ohne Hefe gebacken. Sie haben
es hier schon oft gegessen. Es schmeckt Ihnen.«
    »Wenigstens haben wir für die nächste Mahlzeit gesorgt. Ich
habe das Gefühl, den Vormittag mit Banalitäten verbracht zu haben. Wenn
Commander Dalgliesh und seine Leute doch endlich kommen würden, damit
die Ermittlungen beginnen. Hier sitzt eine ausgezeichnete
Rechtsmedizinerin herum und dreht Däumchen, bis Dalgliesh zu kommen
geruht. Warum kann sie nicht ohne ihn anfangen? Und Whetstone hätte
auch Besseres zu tun, als sich hier die Beine in den Bauch zu stehen.«
    Helena sagte: »Warum eigentlich die Metropolitan Police? Als
hätten wir in Dorset keine brauchbaren Polizisten. Weshalb nimmt
Whetstone nicht die Ermittlungen auf? Da fragt man sich, ob es
vielleicht irgendwelche bedeutenden Geheimnisse um Rhoda Gradwyn gibt,
Dinge, von denen wir nichts wissen.«
    »Es gibt vieles, was wir über Rhoda Gradwyn nicht wissen.«
    Sie gingen durch die Eingangshalle. Von draußen hörte man das
Zuschlagen von Autotüren und Stimmen.
    Helena sagte: »Sie können gleich zur Vordertür gehen. Hört
sich so an, als wäre das Team aus London eingetroffen.«

6
    E s war ein idealer Tag für eine Landpartie.
An einem solchen Tag hätte Dalgliesh sich normalerweise Zeit genommen,
Nebenstraßen erkundet, hin und wieder angehalten, um sich am Anblick
der für den Winter entkleideten Bäume zu erfreuen, ihren aufstrebenden
Stämmen und Ästen, den schwarzen Filigranen der obersten Zweige vor
einem wolkenlosen Himmel. Der Herbst hatte sich hingezogen, aber jetzt
fuhr er unter dem blendend weißen Ball einer Wintersonne dahin, deren
gefranster Rand in einen klaren Himmel wie an einem Sommertag zackte.
Ihr Licht würde bald schwächer werden, aber jetzt lagen Felder, Hügel
und Baumgruppen scharf umrandet und schattenlos in ihrer strahlenden
Helle.
    Dem Londoner Verkehr entronnen, waren sie gut vorangekommen
und hatten nach zweieinhalb Stunden Fahrt den Osten Dorsets erreicht.
In einer Parkbucht machten sie eine kurze Pause, aßen ihren
mitgebrachten Imbiss, und Dalgliesh warf einen Blick auf die
Straßenkarte. Eine Viertelstunde später erreichten sie eine Kreuzung
mit einem Wegweiser nach Stoke Cheverell, und etwa eine Meile hinter
dem Dorf zeigte ein Schild zum Cheverell Manor. Sie kamen an ein
schmiedeeisernes Doppeltor, hinter dem sie eine Buchenallee sahen. Ein
alter Mann in einem langen Mantel saß auf einer Art Küchenstuhl und las
Zeitung. Langsam und mit großer Sorgfalt faltete er sie zusammen, bevor
er auf das hohe Tor zukam. Dalgliesh wollte schon aus dem Wagen
springen, um ihm zu helfen, aber die Flügel ließen sich leicht öffnen,
und er fuhr hindurch, gefolgt von Kate und Benton. Nachdem der alte
Mann das Tor wieder geschlossen hatte, kam er zu dem Auto.
    »Miss Cressett mag es nicht, wenn Autos auf der Zufahrt
herumstehen«, sagte er. »Sie müssen es um das Haus herum hinter den
Ostflügel fahren.«
    »Machen wir«, antwortete Dalgliesh, »zu seiner Zeit.«
    Die drei holten ihre Spurensicherungskoffer aus den Wagen.
Dalgliesh ließ sich auch durch die Dringlichkeit der Situation, das
Wissen, dass eine Gruppe von Menschen in unterschiedlichen Stadien der
Angst oder Sorge auf ihn warteten, nicht davon abhalten, ein paar
Sekunden lang stehen zu bleiben und einen Blick auf das Haus zu werfen.
Er wusste, dass es als eines der schönsten Manors aus der Tudor-Zeit
galt, und jetzt stand es in seinen vollkommenen Proportionen, einer
selbstbewussten Harmonie von Charme und Kraft vor ihm, ein Haus für
Gewissheiten, für Geburten und Todesfälle und Übergangsriten erbaut,
von Menschen, die wussten, woran sie glaubten und was sie taten. Ein
Haus, das fest und dauerhaft auf dem Boden der Geschichte stand. Es gab
keinen Rasen, keinen Park, keine Statuen vor dem Manor. Es präsentierte
sich ungeschmückt, seine Größe benötigte keinen Zierrat. Er sah es in
seiner schönsten Pracht. Die grelle Weiße des winterlichen Morgenlichts
war weicher geworden, glättete die Stämme der Buchen und tauchte seine
Außenmauern in einen silbrigen Glanz; einen

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