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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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zu vertrauen. Gerechtigkeit und Fairness sind wichtig – sogar auf dem Spielplatz.
    »Es war ein Fehler, Charlie. Die Polizei hat einen Fehler gemacht. «
    »Und warum ist Mum dann wütend auf dich?«
    »Weil ich auch einen Fehler gemacht habe. Einen anderen. Er hat nichts mit der Polizei oder mit dir zu tun.«
    Sie verstummt. Wieder kann ich sie denken hören.
    »Was fehlt Mummy denn?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe gehört, dass sie Onkel Jock gesagt hat, sie wäre überfällig.«
    »Was hat sie damit gemeint?«
    »Das hat sie nicht gesagt. Sie hat nur gesagt, sie wäre ein bisschen überfällig.«
    Ich fordere sie auf, den Satz Wort für Wort zu wiederholen. Sie versteht nicht, warum. Mein Mund ist trocken, und das liegt nicht nur an meinem Kater. Ich höre, wie Julianne im Hintergrund nach Charlie ruft.
    »Ich muss jetzt Schluss machen«, flüstert Charlie. »Komm bald nach Hause.«
    Sie legt eilig auf, sodass ich keine Gelegenheit habe, mich zu verabschieden. Mein erster Instinkt ist, direkt wieder anzurufen, und zwar so lange, bis Julianne mit mir redet. Bedeutet »überfällig« das, was ich glaube? Mir ist flau im Magen und trübe im Kopf.
    Ich könnte in drei Stunden zu Hause sein, wenn ich einen Zug erwische. Ich könnte vor der Tür stehen bleiben, bis sie einwilligt, mit mir zu reden. Vielleicht ist es das, was sie will – dass ich nach Hause renne und um sie kämpfe.
    Wir haben sechs Jahre gewartet. Julianne hat nie aufgehört, daran zu glauben. Ich war derjenige, der die Hoffnung aufgegeben hat.

10
    Als ich den Laden betrete, läutet über meinem Kopf ein Glöckchen. Die Aromen von Duftölen und -kerzen und Kräutersäckchen steigen mir in die Nase. Schmale Holzregale erstrecken sich vom Boden bis zur Decke, voll gestopft mit Weihrauch, Seife, Ölen und kleinen Gefäßen gefüllt mit allem Möglichen von Bimsstein bis Seegras.
    Eine große Frau tritt hinter einem Vorhang hervor. Sie trägt einen bunten Kaftan, der sich von ihrem Hals über riesige Brüste wölbt. Um ihren Hals hängen Perlenketten, die beim Gehen klackern.
    »Kommen Sie rein, kommen Sie rein, nicht so schüchtern«, sagt sie und winkt mich heran. Sie heißt Louise Elwood. Ich erkenne ihre Stimme vom Telefon wieder. Manche Menschen sehen aus, wie ihre Stimmen klingen. Sie ist einer dieser Menschen – kräftig, tief und laut. Ihre Armreifen klimpern, als sie meine Hand schüttelt. In der Mitte ihrer Stirn klebt ein roter Punkt.
    »Oje, oje«, sagt sie und fasst mein Kinn mit einer Hand. »Sie kommen gerade noch rechtzeitig. Man muss sich bloß diese Augen ansehen. Matt. Trocken. Sie haben in letzter Zeit nicht gut geschlafen, was? Toxine im Blut. Zu viel rotes Fleisch. Vielleicht eine Getreideallergie. Was ist denn mit Ihrem Ohr passiert? «
    »Ein übereifriger Frisör.«
    Sie zieht eine Braue hoch.
    »Wir haben telefoniert«, erkläre ich. »Ich bin Professor O’Loughlin.«
    »Typisch. Gucken Sie sich Ihren Zustand an! Ärzte und Akademiker sind die schlimmsten Patienten. Sie hören nie auf ihre eigenen guten Ratschläge.«
    Erstaunlich agil dreht sie sich um die eigene Achse und geht
weiter nach hinten durch, ohne dabei für einen Moment aufzuhören zu reden. Es gibt keine offensichtlichen Anzeichen für einen Mann in ihrem Leben. Die Kinder auf den Fotos an der Pinnwand sind wahrscheinlich Neffen und Nichten. Sie hat eine Birmakatze (Katzenhaare), eine Schublade voller Schokolade (Stanniolpapier auf dem Fußboden) und eine Vorliebe für Liebesromane ( Zeit ohne Worte von Catherine Cookson).
    Hinter dem Vorhang befindet sich ein kleiner Raum mit gerade genug Platz für einen Tisch, drei Stühle und einen Tresen mit einem kleinen Waschbecken. Ein Radio und ein elektrischer Wasserkocher sind in eine einsame Steckdose gestöpselt. Auf dem Tisch liegt eine bei dem Kreuzworträtsel aufgeschlagene Frauenzeitschrift.
    »Kräutertee?«
    »Haben Sie auch Kaffee?«
    »Nein.«
    »Dann gerne einen Tee.«
    Sie rattert eine Liste mit einem Dutzend Sorten herunter. Bis sie fertig ist, habe ich die ersten schon wieder vergessen.
    »Kamille.«
    »Ausgezeichnete Wahl. Gut zum Abbau von Stress und Spannungen.« Sie macht eine Pause. »Sie glauben nicht daran, oder?«
    »Ich habe nie verstanden, warum Kräutertee so wunderbar riecht und so fade schmeckt.«
    Sie lacht, und ihr ganzer Körper bebt. »Der Geschmack ist subtil. Er entfaltet sich in Harmonie mit dem Körper. Der Geruchssinn ist der unmittelbarste unserer Sinne. Vielleicht entwickelt sich

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