Aerzte zum verlieben Band 43
einem windigen Freitagabend, wenn Joey im Wagen saÃ, sein bleiches Gesicht hinter der Scheibe, während er ängstlich von einem zum anderen sah.
âJoey wartet. Du solltest fahren.â
Tom trat einen Schritt auf sie zu, als wollte er sie küssen, aber sie wich zurück. Sie war viel zu wütend, und am liebsten hätte sie ihn ordentlich durchgeschüttelt. Nein, nach einem Kuss war ihr überhaupt nicht zumute!
âFlora â¦â
âJoey wartetâ, wiederholte sie und ging noch weiter zurück.
Seine Miene verhärtete sich, er stieg ohne ein weiteres Wort in seinen Wagen.
Flora winkte kurz â eher wegen Joey â, bevor sie ins Haus zurückkehrte.
Ihr erster Streit. Noch nie war sie laut geworden, noch nie hatte sie ernsthaft mit jemandem gestritten. Sie fühlte sich schrecklich erschöpft und leer. Aber was hätte sie denn tun sollen? Tom setzte bei der Arbeit sein Leben aufs Spiel â¦
Niedergeschlagen verbrachte sie den Rest des Abends. Als das Telefon klingelte, nahm sie nicht ab. Der Anrufbeantworter sprang an, und Toms tiefe Stimme ertönte.
âFlora, ich binâs. Ich habe mir noch mal durch den Kopf gehen lassen, was du gesagt hast, und ⦠du hast recht. Wenn ich arbeite, denke ich an nichts anderes. Aber vielleicht sollte ich das ändern. Wegen Joey.â Er schwieg kurz. âUnd deinetwegen. Ich melde mich morgen früh noch einmal, okay? Honey, es tâ¦â
Das Band schaltete sich ab und unterbrach ihn mitten im Wort.
Was hatte er sagen wollen? Dass es ihm leidtat?
Aber eine Entschuldigung war schnell ausgesprochen, viel wichtiger war, wie er sich in Zukunft verhielt.
DrauÃen wurde es gerade erst hell, da klingelte ihr Telefon wieder. Schläfrig hob Flora den Hörer ab.
âEntschuldige, habe ich dich geweckt?â
âNa ja â¦â Sie hatte sowieso nicht besonders gut geschlafen.
âIch wollte mit dir reden. Wegen gestern Abend.â
âTut mir leid, dass ich dich angefahren habe.â
âAber du hattest rechtâ, erwiderte Tom sanft. âMein Leben hat sich verändert. Wenn ich ein Risiko eingehe, betrifft es nicht mehr nur mich allein. Flora, ich wollte dich nicht beunruhigen.â
âOkay.â Sie hatte keine Ahnung, was sie als Nächstes sagen sollte. Da sie sich noch nie gestritten hatte, wusste sie auch nicht, wie man sich wieder versöhnt.
âKommst du trotzdem heute Abend zum Essen?â
Er wollte sie sehen? Oder ⦠plötzlich kam ihr ein hässlicher Gedanke ⦠fürchtete er, seinen Babysitter für Joey zu verlieren?
âBitte. Dann kann ich mich noch einmal richtig bei dir entschuldigen.â Er seufzte. âFlora, ich mag nicht mit dir streiten.â
âIch auch nicht.â
âDann kommst du?â
âIch ⦠okay.â
âGut. Wir sehen uns also heute Abend.â
Den ganzen Tag dachte sie an die Einladung. Was sollte sie bloà anziehen?
SchlieÃlich entschied sie sich für den schwarzen Rock und den blaugrünen Pulli, den Tom so gern mochte. Die Haare trug sie offen.
Da sie vergessen hatte zu fragen, ob sie Rot- oder WeiÃwein mitbringen sollte, kaufte sie von jedem eine Flasche und dazu eine Schachtel Pralinen und ein Angelspiel für Joey. Falls der Abend danebenging, konnte sie ein, zwei Spiele mit Joey spielen, Kopfschmerzen vortäuschen und sich vorzeitig wieder verabschieden.
Tom öffnete ihr. âHi. Du siehst bezaubernd ausâ, sagte er und zog sie in die Arme. âDas mit gestern tut mir wirklich leid, Honey.â
âMir auch. Ich habe überreagiert.â
âNein, du hattest vollkommen rechtâ, widersprach er sanft und küsste sie leicht auf den Mund. âKomm rein.â
Flora reichte ihm den Wein.
âDu hättest wirklich nichts mitzubringen brauchen, aber trotzdem danke.â
Joey lief auf sie zu und umarmte sie. âFür mich?â, fragte er erwartungsvoll, als sie ihm die bunte Geschenktüte reichte.
âJa, für dichâ, antwortete sie lächelnd.
Er sah hinein. âOh, toll! Spielst du mit mir, Flora?â
âWenn Onkel Tom meint, dass vor dem Essen noch Zeit dazu ist, ja. Sonst gern hinterher, okay?â
âCool!â
âFlora, ich möchte dir meine Eltern vorstellen â¦â, begann Tom.
Er sah seinem Vater sehr ähnlich, Thomas Nicholson war genauso hochgewachsen wie sein Sohn. Die Augen aber
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