Aetherhertz
Ich freue mich sehr für Annabelle!“ Johanna fächelte sich Luft zu und schubste Annabelle auffordernd. “Geh ruhig.”
„ Schön, ... Annabelle – würden Sie mir eine Freude machen und mich kurz begleiten?“ Er bot ihr seinen Arm.
Aus der Sache kam sie offenbar nicht mehr heraus. Sie holte tief Luft und erhob sich mit zitternden Knien. Ob die Knie noch von der Arie weich waren, oder von der Sorge, dass ihre Lüge offenbart werden könnte oder weil der blonde Blitzmann wirklich verwirrend gut aussah, wusste sie nicht.
Der Mann bot ihr seinen Arm und führte sie auf die verglaste Terrasse des Kaffeehauses. Dort war es ruhiger und einzelne Paare standen murmelnd im Zwielicht zwischen großen Palmen eng beieinander.
„ Es tut mir leid – “, begann Annabelle.
„ Was denn? Es tut Ihnen schon leid, dass Sie mitgekommen sind? Ich habe doch noch gar nichts gesagt!“ Verspottete er sie?
„ Nein, das nicht“, sagte sie vorsichtig. Sie wollte jetzt nichts falsch machen.
„ Was dann?“, fragte er amüsiert und sah sie von oben herab an. Er war so groß, seine Augen waren so blau und schauten sie ganz genau an! Sie spürte seine Nähe wie ein loderndes Feuer.
„ Na, das Missverständnis. Ich kenne Sie ja überhaupt nicht. Ich hatte meiner Freundin eine Lüge erzählt.“ Annabelle suchte in ihrem Beutel nach ihrem Taschentuch. Sie schwitzte, und außerdem musste sie ihn dann nicht ansehen.
Er gab ihr sein Halstuch. „Was denn für eine Lüge?“
„ Sie sah das Schmuckstück und wollte wissen, von wem ich das habe”, Annabelle tupfte sich mit dem grünen Tuch den Schweiß ab. Es roch irgendwie frisch und trotzdem männlich.
„ Von meinem lieben Bruder Paul.“ Friedrich Falkenberg grinste schelmisch. „Ich habe es gleich erkannt. Woher kennen Sie Paul?“
“ Er arbeitet bei uns.”
“ Ich bin überrascht, dass er Ihnen eines seiner Machwerke geschenkt hat. Es passt allerdings wundervoll zu Ihren Augen.”
Annabelle nickte und schüttelte dann doch den Kopf: „Ja, aber, er hat es mir nicht geschenkt, nur geliehen. Und sie haben mich alle danach gefragt, von wem … ich wollte nicht, und er hatte mir von Ihnen erzählt ... ach ich schäme mich.“
Der Soldat sah in den erleuchteten Raum voller junger Damen, die um seine Kumpane herum flatterten, dann sah er Annabelle wieder in die Augen und nickte.
„ Ja, ich verstehe.“
„ Wirklich?“ Das überraschte sie.
„ Ich glaube schon. Aber wissen Sie was? Ich freue mich darüber.“
„ Sie freuen sich darüber, dass ich gelogen habe, weil ich Ihren Bruder nicht für gut genug halte, vor den Augen meiner Freundinnen zu bestehen? Ich nicht.“ Annabelle wollte ganz weit weg sein. Sie ging ein paar Schritte in eine dunkle Ecke hinein. Friedrich Falkenberg folgte ihr und fasste sie am Arm.
„ Fräulein Annabelle, wie heißen Sie eigentlich mit Nachnamen?“
„ Rosenherz.“ Sie starrte in den Garten, aber alles, was sie sah, waren ihre Spiegelbilder in der Scheibe.
„ Fräulein Annabelle Rosenherz: Ich verstehe, dass Sie sich dafür schämen möchten, aber für mich ist es ein Glücksfall. Es war, abgesehen von Ihrer Schönheit, ein wundervoller Grund sie anzusprechen. Und mein Bruder – nun, er ist, wie er ist, ein Bücherwurm. Wir haben nicht viel gemeinsam. Lernen Sie mich kennen und ich zeige Ihnen, was ein richtiger Falkenberg ist.“ Er hatte sie unter dem Kinn berührt, damit sie ihm ins Gesicht sah.
Jetzt war Annabelle endgültig verunsichert. Sie hätte gewettet, dass der Blitzmann sie auslachen und stehen lassen würde. Er ließ aber nicht locker und lächelte sie entwaffnend an: „Geben Sie mir eine Chance? Dann wäre es auch nicht mehr gelogen, was Sie Ihrer Freundin erzählt haben.“
Annabelle nickte verdattert. Seine Finger glitten federleicht an ihrer Wange entlang und sie spürte, dass sie rot wurde.
„ Gut, wundervoll! Ich hole Sie morgen ab. Wir machen einen Ausflug.“
Er lächelte zufrieden, nahm sie am Arm und ging mit ihr zurück zur Gesellschaft. Annabelle beobachtete sprachlos, wie er sich bei den Damen mit einigen wenigen gezielten Worten zum Mittelpunkt machte. Immer wieder bedrängten die Frauen ihn und versuchten seine Aufmerksamkeit zu erhaschen, aber er schaffte es, Annabelle so zu dirigieren, dass sie an seiner Seite blieb. Aus dem Augenwinkel sah sie die neidischen Blicke einiger Damen. Die Blitzmänner waren alle auf ihre Art attraktiv, aber Friedrich Falkenberg strahlte eine unbekümmerte,
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