Affaere im Paradies
dann, wenn sie einer Flasche Bourbon Gesellschaft geleistet hatten.«
»Mr. Bates«, meldete Marion sich zu Wort. »Anne fürchtete sich vor den Sümpfen, aber sie war auch von ihnen fasziniert. Es ist nicht ungewöhnlich, von etwas, wovor man sich fürchtet, auch fasziniert zu sein. Sie war ganz besessen von der alten Legende. Das Problem … die Schuld«, korrigierte sie sich langsam, »lag bei uns, weil niemand sie ernst genug genommen hat. Sie war so jung. Vielleicht wenn wir darauf bestanden hätten, dass sie bei Tageslicht dorthin ging, hätte sie sich nicht genötigt gesehen, im Dunkeln hinzugehen.«
»Glaubst du, dass sie fähig war, allein, in der Nacht, in den Sumpf zu gehen?«
»Das ist die einzige Erklärung. Laurel, wir alle haben sie geliebt.« Sie warf Louis einen raschen Blick zu. »Sie war süß und sanft, aber sie war auch überreizt. Ich dachte, ihr nervöser Zustand liege an den Plänen, die wir für die Party machten.«
»Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?« wollte Louis wissen und warf seine Zigarre in den Kamin, wo sie qualmend liegen blieb. »Anne ist nicht mehr bei uns, und weder Susan noch ihre Briefe können das ändern.«
»Die Briefe wurden aus Susans Zimmer gestohlen«, sagte Laurel ruhig.
»Das ist albern. Wer sollte die Briefe stehlen wollen? Sie hat sie verlegt.« Louis tat diesen Punkt mit einem ärgerlichen Schulterzucken ab.
»Sie waren fast ein Jahr verheiratet«, sagte Matthew beiläufig. »Und doch hat keiner Ihrer engsten Nachbarn Ihre Frau kennen gelernt. Warum?«
»Das ist meine Angelegenheit.«
»Louis, bitte.« Laurel machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. »Wir versuchen nur, das Ganze zu verstehen.«
»Verstehen?« wiederholte er, und der Blick, den er Laurel zuwarf, ließ sie abrupt stehen bleiben. »Wie kannst du das? Sie war kaum mehr als ein Kind, ein Kind wie du es gewesen bist, als ich dich das letzte Mal sah. Aber sie hatte nicht dein Selbstbewusstsein, deine Kühnheit. Ich habe sie hier für mich gehalten, weil ich es so wollte, weil ich es musste. Eine ganze Generation lag zwischen uns beiden.«
»Du hast ihr nicht vertraut«, murmelte Laurel.
»Vertrauen ist gut für Narren.«
»Ist es nicht eigenartig«, warf Matthew ein und zog Louis’ Zorn von Laurel auf sich, »wie sehr Anne Ihrer ersten Frau ähnlich war.«
Der einzige hörbare Laut war Marions scharfes Einatmen. Obwohl Louis seine Hände zu Fäusten ballte, blieb er ruhig stehen. Ohne jedes weitere Wort, ohne einen zweiten Blick, drehte er sich um und verließ den Raum.
»Bitte, Louis ist noch nicht wieder er selbst.« Marion spielte nervös mit ihrem Glas. »Er reagiert sehr empfindlich auf Vergleiche zwischen Anne und Elise.«
»Die Leute werden sie zwangsläufig machen«, erwiderte Matthew, »nachdem die äußerliche Ähnlichkeit so überwältigend ist.«
»Nicht nur die äußerliche«, murmelte Marion und sprach dann rasch weiter. »Es war deutlich zu sehen, Mr. Bates, aber Louis will nicht über Elise und Charles sprechen. Wenn es sonst nichts mehr gibt …«
»Kennst du eigentlich Nathan Brewster?« fragte Laurel plötzlich.
Marions Augen wurden sichtlich größer, ehe sie die Lider senkte. »Ja, natürlich, er ist einer von Louis’ Finanzberatern.«
Matthew zog eine Augenbraue in die Höhe, ehe er einen Blick mit Laurel wechselte. »Sein Name war einer der wenigen, die Anne in ihren Briefen erwähnte.«
»Oh, das ist natürlich, nehme ich an. Er war einige Male geschäftlich hier im Haus. Es stimmt, Anne hat nicht viele Menschen kennen gelernt.« Nun. Sie erhob sich und sah die beiden mit einem entschuldigenden Lächeln an. »Ich bedauere, wenn ich nicht weiter behilflich sein konnte, aber vielleicht können Sie jetzt Susans Zweifel zerstreuen.« Sie streckte Laurel beide Hände hin. »Komm bald wieder, bitte, um etwas zu plaudern, wie wir es früher getan haben.«
»Ich werde es. Sag Louis …« Laurel seufzte und ließ Marions Hände los. »Sag ihm, dass es mir Leid tut.«
Laurel und Matthew verließen schweigend das Haus und fuhren schweigend los. Während die Enttäuschung, der Zorn in ihm aufstieg, schwor sich Matthew, nichts zu sagen. Was immer Laurel auch empfinden mochte, es war ihre eigene Angelegenheit. Wenn sie sich ihren Gefühlen, ihrem Kummer, überlassen wollte, dann konnte er nichts daran ändern.
Mit einem Fluch riss er das Steuer herum, ließ den Wagen am Straßenrand ausrollen und hielt an.
»Verdammt, Laurel, hör auf damit.«
Sie hielt die
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