Affaere im Paradies
Hände ganz still im Schoß und starrte geradeaus. »Womit?«
»Zu trauern.«
»Oh, Matthew«, flüsterte sie, »er sah so unglaublich verloren aus.«
»Laurel …«
»Nein, sag nichts. Er hat sich verändert. Ich habe damit gerechnet, aber ich war nicht darauf vorbereitet. Ich weiß nicht, ob du verstehen kannst, wie wichtig Louis für meine Kindheit, für meine Jugend war.«
»Du betrachtest ihn als Opfer, Laurel. Wir alle sind Opfer unserer Lebensumstände. Wichtig ist nur, wie wir sie bewältigen.«
»Wenn man jemanden liebt und ihn dann verliert, stirbt etwas in dir mit.«
Erregt vor Ungeduld und Verlangen, bog er ihren Kopf zurück.
»Matthew.« Sie ließ den Kopf auf seine Schulter sinken und versuchte, ruhiger zu atmen. »Das ist nicht … ich bin dazu noch nicht fähig.«
»Du wirst es sein.«
»Ich weiß es nicht.« Sie legte die Hände auf seine Brust und hoffte, er würde sie verstehen … hoffte, dass sie sich selbst verstehen würde. »Ich sagte dir, dass du mich verwirrst. Ich habe nie zuvor einen Mann haben wollen, und ich habe nie damit gerechnet, dass du es sein könntest.«
»Aber ich bin es.« Er zog sie näher. »Du musst dich nur daran gewöhnen. Nie einen Mann haben wollen?« wiederholte er. »Keinen Mann? Du warst nie – mit einem Mann zusammen?«
Sie hob das Kinn. »Ich sagte, ich wollte nie einen. Ich mache nie etwas, das ich nicht will.«
Unberührt? Lieber Himmel, dachte er, hätte er das nicht selbst merken sollen? »Das ändert die Situation, nicht wahr?« sagte er weich und ließ sie los. »Ich werde dein Liebhaber sein, Laurellie. Nimm dir die Zeit, um darüber nachzudenken.«
»Von all den arroganten …«
»Richtig. Wir werden später im Einzelnen darüber reden.« Für sie beide war es besser, sich Zeit dafür zu nehmen, um darüber nachzudenken. Er startete den Wagen wieder. »Ich werde dir ein paar Theorien über Anne Trulane mitteilen.«
»Schieß los«, sagte sie ruhig.
Er fuhr gleichmäßig und ignorierte sein quälendes Verlangen. »Louis heiratete Anne Fisher, weil sie wie seine erste Frau aussah.«
»Oh, wirklich, Matthew.«
»Lass mich zu Ende reden. Ob er wirklich etwas für sie empfand oder nicht, steht hier nicht zur Diskussion. Sobald sie verheiratet waren, brachte er sie nach ›Heritage Oak‹ zurück und hielt sie fern von allen Fremden. Männern. Er traute ihr nicht.«
»Er war schon einmal auf die denkbar schlimmste Art verletzt worden.«
»Genau. Er war von dem Gedanken besessen, sie könnte einen jüngeren Mann kennen lernen. Er war besitzergreifend und eifersüchtig. Vielleicht hat Anne sich dagegen aufgelehnt. Vielleicht hat sie ihm einen Grund geliefert, an ihrer Loyalität zu zweifeln.«
»Willst du damit andeuten, Louis habe sie umgebracht, weil er dachte, sie könne sein Vertrauen missbrauchen?« Der Schauer, der ihr jetzt über die Haut rieselte, störte sie sehr, und sie drehte sich zu Matthew hin. »Das ist doch abwegig. Er ist nicht fähig, irgendjemanden umzubringen.«
»Woher willst du wissen, wozu er fähig ist?« fragte er zurück. »Der Mann, der dir heute im Salon gegenübertrat, war dir fremd.«
Ja, das stimmte, und die Wahrheit tat weh. »Deine Theorie ist schwach«, entgegnete sie. »Betrachte den zeitlichen Ablauf. Anne starb zwischen zwei und vier Uhr nachts. Louis weckte den Haushalt zwischen zwei und drei Uhr.«
»Er hätte sie vor zwei Uhr dorthin bringen können«, sagte Matthew gleichmütig. »Vielleicht hatte er nicht einmal vor, sie zu töten. Vielleicht wollte er sie nur erschrecken, hat sie dort hingebracht und sie da gelassen.«
»Warum sollte er denn dann einen Suchtrupp ausschicken?«
Matthew warf ihr einen prüfenden Seitenblick zu und sah dann wieder auf die Straße. »Möglicherweise hat er vergessen, dass er es getan hatte.«
Laurel öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Zerstreut, hatte ihn Marion genannt. Er war zerstreut, zornig und verbittert gewesen. Das Bild, das sich vor ihren Augen formte, gefiel ihr gar nicht.
Während Matthew in die Innenstadt fuhr, blieb Laurel schweigsam. Kein Ehemann vergaß, dass er seine Frau allein und einsam zurückgelassen hatte. Jedenfalls kein Mann im Besitz seiner Sinne. Matthew fuhr an den Bordstein und hielt an. »Wohin gehen wir?«
»Zu Nathan Brewster.«
»Marion wollte nicht über Nathan Brewster reden.«
»Das ist mir aufgefallen.« Matthew stieg aus dem Wagen. »Lass uns herausfinden, warum.«
Sie betraten das Trulane-Gebäude, eines der
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